• 28. April 2025

Uni Jena will von mir wissen: Was treiben Sie da mit Ihrem Blog?

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Apr. 28, 2025
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Heute bekam ich E-Mail-Post von der Universität in Jena (gleich im Anschluss im Original), wo eine junge Frau ihre Doktorarbeit schreibt. Antonia Wurm beschäftigt sich mit alternativen Medien. Und sie möchte mit mir ein Gespräch führen von 60 Minuten Länge. Alles sei anonym und die Auswertung lasse keine Rückschlüsse zu.

Ich frage zunächst zurück, was mein Vorteil an der Sache wäre. Aber es kommt mir anschließend zu schlüpfrig und missverständlich vor, also schaue ich mir näher an, wer Frau Wurm eigentlich ist. Und siehe da, es gibt so einiges im Netz. Allerdings bestätigt sich Seite für Seite mehr, dass auch hier die üblichen Diffamierungen, Diskreditierungen und Ausgrenzungen bedient und ein regierungsnaher Kurs in der Arbeit ernährt und gerechtfertigt wird.

Antonia Wurm ist auf X, schreibt aber selten. Drei Posts zurück, Ende 2024, steht Folgendes:

„Freue mich schon auf den Austausch bei unserem Workshop ‚Antidemokratische Akteure in der Öffentlichkeit‘ auf der #DGPuK25 in Berlin. Interesse dabei zu sein? See below.“

Ich mutmaße, dass man sich nicht über Georg Restle oder Katrin Göring-Eckardt austauschen will.

Ich schaue mir auch an, wem Frau Wurm auf X folgt. Die Liste von 79 Personen wird von der grünen Ex-Parteichefin Ricarda Lang angeführt, es folgen ein paar Uni-Professoren und eine Digital-Spiele-Konferenz. Frau Wurm ballert vielleicht nachts am PC, Elon Musk macht das auch. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie sich im Rahmen ihrer Arbeit näher damit beschäftigt hat. Auch dem „Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration“, einer Forschungseinrichtung der Uni Jena, folgt Antonia Wurm.

Nichts ist mehr richtig privat, aber das soll hier lediglich erwähnt werden, um klarzumachen, dass ich auch nicht anders vorgehe als jeder andere, der sich vorab informiert, bevor er eine Kontaktanfrage seriös beantwortet.

Wichtiger sind aber sowieso die fachspezifischen Fußabdrücke von Antonia Wurm. Zunächst schaue ich mir einen MDR-Beitrag an, der über die Arbeit von Frau Wurm berichtet. Nachdem ich das angesehen habe, antworte ich auf die Anfrage von Antonia Wurm mit einer zweiten E-Mail:

„Ich habe mir gerade Ihre 360-Grad-Sendung angeschaut, wo Sie auch zum Thema auftreten. Da ist so viel falsch und stereotyp klischeehaft, da fürchte ich, diese Mauer kann ich auch in 60 Minuten nicht durchbrechen. Es ist eigentlich auch sehr traurig, dass so etwas 2025 noch möglich ist.“

Der MDR-Beitrag mit dem Titel „Desinformationen und ihr Einfluss auf unser Wahlverhalten“ ist knapp sieben Minuten lang. Die Desinformationen werden – natürlich – von den neuen Medien verbreitet.

Zunächst wird auf die sogenannte „russische Doppelgänger-Kampagne“ hingewiesen, die auf einer Analyse des bayerischen Verfassungsschutzes beruht. Die Geheimdienstbehörde hatte neue Medien wie Alexander-Wallasch.de, aber auch die „Berliner Zeitung“ diffamiert und musste ihre veröffentlichte Analyse nach Protesten später dahingehend korrigieren, dass man uns von allen Vorwürfen freisprach. Dazu aber kein Wort im MDR-Beitrag. Die Erwähnung erfüllt hier schlicht die Funktion der Diskreditierung, und es ist nur ein Beispiel.

An einer Stelle sitzen Frau Wurm und ein Kollege vor einem Bildschirm. Die Off-Stimme hatte zuvor erklärt: „Gezielte Desinformationen finden sich auch in den selbst ernannten alternativen Medien.“ Antonia Wurm macht sich mit Blick auf die Seite „Tichys Einblick“ Gedanken über das Design der Seite und befindet, die Darstellung sei so, wie man es auf einer klassischen News-Seite auch sehen würde. Die Intention ist klar: Achtung, der Wolf im Schafspelz.

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Eine Professorin des Instituts ergänzt, es gebe halt solche Seiten, die ähnlich aussehen, die sich aber trotzdem nicht „an alle Qualitätsstandards und an alle Normen des Journalismus“ hielten. Dann gebe es Seiten, wo politische Informationen schon mehr für das eigene Weltbild zurechtgebogen werden. Belege dazu: null.

Nochmals zur Sicherheit: Hier ist nicht die Tagesschau gemeint. Die These eilt der Studie voraus, „ergebnisoffenes Arbeiten“ ist zum Fremdwort geworden. Wissenschaft fürchtet das Weihwasser der Wahrheit, wo immer die auch zu finden ist.

Die Grundaussage: Alternative Medienangebote sind grundsätzlich böse, journalistisch minderwertig und tendenziös. Aber es gibt eine Bandbreite bis hin zur ausschließlichen Verschwörungstheorie. Noch ein Satz bleibt hängen: „Die Nutzer alternativer Medien wählen oft extrem.“ Die AfD und die Linke werden hier genannt. Aber was, wenn man die etablierten Parteien entlang ihrer Politik mittlerweile als extremistisch empfindet? Da haben die Uni-Protagonisten aus Jena eine selbst verordnete Denkblockade.

Jetzt ist es müßig und doof, das alles noch weiter aufzurollen, nichts daran ist überraschend. Weitere Webseiten bestätigen das Bild. Welchen Sinn soll es also machen, 60 Minuten mit Antonia Wurm zu sprechen? Ich bin nicht der Therapeut der jungen Doktorandin. Ich habe diesen Ansatz nicht. Und selbst wenn, die Erfolgsaussichten wären gering und die Rückfallquote höher als bei Heroin – da bin ich sicher. Vergebliche Liebesmühe also. Frau Wurm schrieb:

Sehr geehrter Herr Wallasch,

Mein Name ist Antonia Wurm. Ich bin Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Jena und beschäftige mich in meiner Dissertation mit ergänzenden Angeboten zur Berichterstattung deutscher Leitmedien. Mich interessiert dabei besonders, in welcher Rolle sich Produzenten unabhängiger Nachrichtenangebote sehen. Unter anderem möchte ich wissen, wie Motivationen zu dieser Tätigkeit entstanden sind, welche Werte die journalistische Arbeit anleiten und wie der aktuelle Status deutscher Berichterstattung beurteilt wird. Birgit Kelle hat mir empfohlen, Sie anzusprechen. Da Sie einen eigenen Nachrichtenblog betreiben, wäre ein Gespräch mit Ihnen für meine Arbeit sehr wertvoll. Ich möchte daher fragen, ob Sie bereit wären, mir ein Interview zu geben? Das Gespräch würde online stattfinden und circa sechzig Minuten dauern. Selbstverständlich sind alle Aussagen im Gespräch anonym und werden auf eine Art und Weise ausgewertet, die Rückschlüsse auf einzelne Personen ausschließt.

Sollten Sie weitere Fragen zum Interview oder andere Themen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung! Ansonsten lassen Sie mich gerne wissen, wann es zeitlich gut für ein Gespräch bei Ihnen passen würde. Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Mit besten Grüßen

Antonia Wurm

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Author:
Alexander Wallasch

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