• 26. Februar 2025

Friedrich Merz hat es mal wieder getan. Nein, nicht eine klare Ansage gemacht – sondern genau das Gegenteil. „Niemand von uns spricht über Grenzschließungen. Niemand.“ So seine Aussage nach der Wahl (siehe hier). Das Problem: Noch vor wenigen Wochen klang das ganz anders.

Vor der Wahl: „Wir müssen endlich die Migration begrenzen! Klare Kante!“
Nach der Wahl: „Grenzen dicht? Wer hat denn sowas behauptet?“

Ein Paradebeispiel politischer Gedächtnislücken – oder dreister Wählertäuschung. Das Erstaunliche ist: Jeder konnte das kommen sehen. Merz hat eine lange Tradition des Umfallens (siehe hier, hier und hier). Und trotzdem haben Millionen ihn gewählt, fast jeder dritte Wähler – wohl in der Hoffnung, diesmal würde es anders sein.

Aber Merz ist nicht der Einzige. Söder machte es noch dreister.

Keine drei Stunden waren die Wahllokale geschlossen, da kippte auch Markus Söder schon wieder um. Vorher versprach er noch hoch und heilig: „Die Grünen sind tabu.“ Am Wahlabend öffnet er ihnen die Hintertür: „Wenn es nicht anders geht.“

Nur ein Zufall – die perfide Fünf-Prozent-Hürde und das Scheitern des BSW – bewahrten ihn gerade noch davor, sofort sein Wort zu brechen. Denn wäre die Wagenknecht-Partei in den Bundestag gekommen, hätte Söder eine Zusammenarbeit mit den Grünen gebraucht.

Warum fallen so viele Menschen immer wieder auf dieselben Tricks herein?

Warum tun sich Wähler das immer wieder an?

Warum hoffen sie wider besseres Wissen, dass Politiker wie Merz oder Söder diesmal wirklich halten, was sie versprechen – obwohl ihre Wendigkeit seit Jahren bekannt ist?

Dahinter steckt ein psychologischer Mechanismus, den man in der Politik immer wieder beobachten kann:

  • Kognitive Dissonanz: Man will nicht wahrhaben, dass man sich getäuscht hat – und redet sich den Fehlgriff schön.
  • Hoffnung auf den „kleineren Übel-Effekt“: „Merz ist vielleicht nicht perfekt, aber wenigstens besser als Scholz!“
  • Verdrängung: Man will den eigenen Irrtum nicht eingestehen – also blendet man ihn einfach aus.
  • Glauben an das eigene Wunschdenken: „Er wird schon liefern, wenn er erst mal regiert!“

Das Ergebnis: Politiker wie Merz und Söder kommen mit ihren Umfaller-Strategien immer wieder durch.

Das eigentliche Problem ist nicht Merz oder Söder – sondern das Vergessen der Wähler.

Merz und Söder sind nicht die ersten Politiker, die vor der Wahl A sagen und nach der Wahl B. Sie sind nur besonders dreist. Doch ihr Verhalten wäre völlig wirkungslos, wenn die Wähler sich erinnern und Konsequenzen ziehen würden.

Tun sie aber nicht. Die meisten werden es verdrängen – bis zur nächsten Wahl. Dann verspricht Merz wieder „klare Kante“, Söder wieder „keine Grünen“ – und das Spiel beginnt von vorn.

Frage an Sie:

Warum lassen sich Menschen immer wieder täuschen? Ist es Bequemlichkeit? Verdrängung? Oder schlicht eine immerwährende Hoffnung, beim nächsten Mal werde alles besser und da werde Wort gehalten?

Jetzt sind Sie dran: Lassen Sie uns diskutieren!

PS: Ich konzentriere mich immer stärker auf Analysen statt auf das bloße Reagieren auf politische Absurditäten (siehe hier). Wie gefällt Ihnen dieser Ansatz? Schreiben Sie mir Ihre Meinung!

PPS: Wie leicht sich Menschen täuschen lassen – ein Live-Beispiel aus den Kommentaren

Die Diskussion unter diesem Artikel zeigt, wie gut die rhetorischen Tricks der Politiker funktionieren. Ein Leser mit dem Namen Ben schrieb:

„Merz sprach NIE von Grenzschließungen, das wäre auch absurd, da wäre der Gütertransport und die freie Mobilität der EU-Bürger sofort beendet. Das möchte niemand! Er sprach von verstärkten Grenzkontrollen und Zurückweisung von illegaler Einwanderer schon an der Grenze, das ist was anderes als Grenzschließung.“

Dazu meine Antwort:

Vielen Dank für Ihren Kommentar! Ihr Einwand ist ein wunderbares Beispiel dafür, warum es Politikern immer wieder gelingt, ihre Wähler zu täuschen. Denn genau durch solche sprachlichen Feinheiten wird das Spiel gespielt: Niemand denkt bei „Grenzschließung“ an hermetisch abgeriegelte Landesgrenzen mit Stacheldraht für alle, sondern an ein Ende der illegalen Migration.

In der politischen Debatte ist „Grenzschließung“ längst ein Synonym dafür geworden, illegale Migranten nicht mehr unkontrolliert einreisen zu lassen. Wenn Merz also jetzt behauptet, „niemand will die Grenzen schließen“, dann suggeriert er bewusst, dass nie von effektiven Maßnahmen gegen illegale Migration die Rede war – obwohl genau das im Wahlkampf versprochen wurde.

Dass sich Menschen genau auf diese sprachliche Finte einlassen, zeigt, wie gut die Strategie der Politiker funktioniert.

Genau deshalb kommen Politiker mit solchen Umfaller-Strategien immer wieder durch. Die Wähler wollen es glauben – und reden sich die Täuschung schön. Bis zur nächsten Wahl.

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Bild: Shuttesrtock

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