Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Nun beginnt es also….
Seit Jahrzehnten beschwören Spitzenpolitiker der großen Parteien vor einer Bundestagswahl immer wieder, dass es sich – dieses Mal wirklich – um eine Schicksalswahl handele. Sie beschwören den Untergang des Abendlandes, der deutschen Kultur, der Wirtschaft oder die Klimakatastrophe – kreuzen Sie bitte an, was zu Ihnen passt!
Im Grunde geht es bei diesen Untergangsszenarien aber hauptsächlich darum, die eigenen Wähler vom Sofa und an die Wahlurnen zu treiben. Jeder, der aus Faulheit oder Unsicherheit seine Stimme nicht abgibt, stimmt damit automatisch für die andere Seite, die man eigentlich gar nicht will. Das ist sophisticated, aber wer von den Bürgern beschäftigte sich schon mit den Feinheiten des Wahlrechts?
Wir älteren wissen vermutlich alle den Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme. Für die anderen: Mit der ERSTSTIMME wählen Sie ihren Abgeordneten vor Ort. Dank der Ampel-Regierung ist beim geänderten Wahlrecht aber nicht einmal sicher, dass jeder, der seinen Wahlkreis direkt gewinnt, dann auch in den Bundestag einrückt. Eine Idiotie, die eine neue Bundesregierung sofort rückgängig machen muss.
Die ZWEITSTIMME ist „Kanzlerstimme“, damit entscheiden Sie letztlich wirklich darüber, wer Deutschland demnächst regieren soll.
In den vergangenen Tagen wurde alle paar Stunden eine neue demografische Sau durchs Dorf getrieben.
Umfrage folgte Umfrage, und da sind auch bestellte Fragen dabei, die Einfluss auf das Wahlverhalten der Unentschlossenen haben sollen (und werden). Einfaches Beispiel: Wenn Sie die Leute fragen, ob die Massenmigration in unsere Sozialsysteme rigoros gestoppt werden soll – dann haben sie eine Mehrheit von mindestens 70 Prozent. Werden Sie gefragt: Haben Sie etwas gegen die vielen Ausländer in Deutschland, dann wird eine Mehrheit das empört zurückweisen.
Im Grunde wissen wir alle ungefähr, wie es heute ausgehen wird
CDU/CSU werden klar stärkste Kraft in Deutschland, auch wenn man sich in hellblauen Blasen darauf freut, dass Alice Weidel nachher triumphal ins Kanzleramt einzieht. Das wird nicht passieren, aber – auch das gehört zur Wahrheit – die Wahlkampagne der AfD war saustark, ebenso wie die Spitzenkandidatin. Alice Weidel ist für die AfD nicht in Gold aufzuwiegen, als Persönlichkeit und als Debattenrednerin mit scharfer Zunge. Alternativlos sozusagen. Das waren Bernd Lucke, Frauke Petry und Jörg Meuthen in der Augen der AfD-Anhänger allerdings auch lange Zeit. Müssen wir uns Sorgen um Frau Weidel machen?
Friedrich Merz hat in den vergangenen zwei, drei Monaten seine Rolle angenommen, wie das so schön heißt. Als er CDU-Chef wurde, von vielen Konservativen innerhalb und außerhalb der Union geradezu herbeigesehnt, ließ er zunächst keine Chance aus, ins Fettnäpfchen zu treten und bei dem kleinsten Gegenwind zurück zu rudern. Mit den von ihm initiierten und durchgesetzten beiden Abstimmungen zur Begrenzung der Migration hat er sich endlich freigeschwommen.
Das gefällt natürlich den AfDlern nicht, die als einzige Machtoption überhaupt eine Zusammenarbeit mit der Union haben. Und wenn dann der CDU-Spitzenmann im Bundestag und in jedes Mikrofon und in jede Kamera bellt, dass es „mit diesen Partei“ niemals irgendeine Form der Zusammenarbeit geben werde, dann schimpf alles, was rechts ist. Andererseits: Wenn AfD-Politiker in Videos ankündigen, sie wollten die CDU „zerstören“, dann ist das alles andere als ein Verlobungsangebot.
Ich denke, in der „Brandmauer“-Frage ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Heute und wahrscheinlich in den nächsten vier Jahren wird es da unter einem Bundeskanzler Merz keine Bewegung geben. Aber der Wähler in seiner grenzenlosen Weisheit macht einfach, was er will. Bei der Abschlusskundgebung seiner Partei sagte Friedrich Merz gestern den schönen Satz: Er werde für „irgendwelche grünen und linken Spinner“ keine Politik machen.
Wo unsereins auf die Schenkel klopft und „endlich“ denkt, zürnen Rote und Grüne bei solchen Sätzen
Und jetzt nehmen wir mal den Rechenschieber zur Hand!
In der gestern veröffentlichten letzten Repräsentativumfrage vor der Wahl hat INSA im Auftrag der BILD folgende Zahlen ermittelt:
CDU/CSU 31% – AfD 20% – SPD 17% – Grüne 11% – BSW 4,5 % – FDP 5%. Bei einer Fehlertoleranz von bis zu 2 Prozent.
Das bedeutet, wenn die FDP nur 4,8 Prozent einfährt, und das BSW mit 5,1 Prozent triumphiert – dann gibt es heute Abend eine linke Mehrheit für eine Regierungsbildung. Dann bleiben uns Scholz und Habeck plötzlich erhalten. Dann ist es wirklich an der Zeit, die Koffer zu packen.
Dann gibt es weiter unbegrenzten Massenzuzug nach Deutschland, weiter Messergewalt und Terror, weiter wirtschaftliche Talfahrt, weiter Sozialismus (Mindestlohn und MWSt.-Erhöhung), weiter Dekonstruktion der Familien, Frühsexualisierung unserer Kinder, GenderGaga.
Ich sage das ungern: Aber die Zukunft unseres Landes kann nachher vom Wiedereinzug der FDP in den Deutschen Bundestag abhängen. Insofern, ja, es IST eine Schicksalswahl heute….
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Wahl ohne Wahl: Warum das Ergebnis längst feststeht – und warum das so fatal ist für unser Land
Herr Merz, Herr Pistorius, hören Sie endlich auf uns zu belügen! Und auch sich selbst!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal kelle-aktuell.de erschienen.
Bild: Shutterstock
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