Es scheint, als würden Weihnachten und Ostern zusammenfallen. Das heutige Hochfest der Demokratie ist tatsächlich eine seltene Gelegenheit im Kalender, denn sie tritt nur alle paar Jahre ein. Deshalb kommt ihr eine umso größere Bedeutung zu. Und auch wenn es für manch einen Bürger profan klingen mag, lediglich zwei Kreuze auf einem Stimmzettel zu setzen, so werden wir in diesem Augenblick doch in die Verantwortung genommen von der Zukunft dieses Landes. Natürlich mag es im Zweifel schwer fallen, aus einer eingeschliffenen Manier auszubrechen – und möglicherweise nach Dekaden von einer bewährten Unterstützung für eine Partei aus dem Kartell zwischen Union und Linken abzusehen. Doch in der Wahlkabine verstummt das Engelchen auf unseren Schultern, welches uns an eine vermeintliche Moral erinnert, nicht dem Reiz des Teufels nachzugeben. Schon allein die Polarisierung in dieses Gut und Böse hat unserer Gesellschaft schweren Schaden zugefügt.
Nein, es ist kein Tabubruch, nach fünf Legislaturperioden zutiefst demotivierender Politik unter Beteiligung fast aller Kräfte jenseits der AfD nicht länger der Routine zu folgen oder dem erhobenen Zeigefinger zu erliegen. Gerade die letzten Monate haben uns mit aller Dringlichkeit die Situation in unserer Republik vor Augen geführt. Wer Glück hatte, blieb bisher vom ungewollten Kontakt mit einem Messer oder Auto verschont.
Tausend Geschlechter und andere Märchen
Und konnte vielleicht auch die zahlreichen Kostensteigerungen kompensieren, die uns in einer immer tieferen Rezession sogar bis kurz vor den Zusammenbruch des Krankenversicherungswesens gebracht haben. Und noch immer zahlen wir Unsummen für Klima und die Ukraine, nehmen den Wirtschaftsabschwung hin oder lassen uns das Märchen von tausend Geschlechtern achselzuckend unter die Nase reiben. Statt sich darüber bewusst zu werden, dass unsere Freiheit weder am Wetterhimmel noch im Donbass verteidigt wird, glaubten viele Menschen der Manipulation meiner journalistischen Haltungskollegen. Sie zeigen sich von einer einseitigen Erzählung beeindruckt, dass die Gefahr von rechts kommt.
Dass es aber viel eher um ein existenzielles Problem mit dem Fortbestand einer unversehrten Kultur, Identität und Einheit geht, weil Schuld und Toleranz nicht nur bei Angela Merkel zu Kopf gestiegen sind, erwähnte erwartungsgemäß kaum jemand. Hätte es nicht Terroranschläge und Amokfahrten gegeben, wäre die Migration in der Auseinandersetzung über Argumente und Inhalte zuletzt gar nicht aufgetaucht. All das sollten wir bedenken, wenn unser Votum heute kein Selbstzweck ist, sondern ein Bekenntnis, ob unsere Nation die Fahrspur wechseln oder auf dem Kurs in Richtung Niedergang bleiben soll.
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Author: Dennis Riehle
Journalistenwatch