Einer von uns beiden lebt in einer verzerrten Realität. Entweder Boris Pistorius oder ich. Der Unterschied: Während ich täglich mit der Realität konfrontiert werde, darf Pistorius sie ignorieren – und wird dafür gefeiert.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Der deutsche Verteidigungsminister belehrt den US-Vizepräsidenten J.D. Vance über Demokratie, weist dessen ebenso harte wie zutreffende Kritik beleidigt zurück und versichert vor versammelter Münchener Sicherheitsheitskonferenz mit Blick auf die Bundespressekonferenz (anzusehen hier): „Ausgeschlossen wird niemand, nur weil er unser Wording nicht teilt.“ Und genau aus dieser Bundespressekonferenz wurde ich selbst ausgeschlossen – weil ich das „Wording“ nicht teilte (siehe hier). Doch sicherlich ist das nur ein Zufall! Oder ein Missverständnis. Oder ein Paralleluniversum von Pistorius und Genossen, in dem Deutschland das leuchtende Vorbild für Demokratie und Meinungsfreiheit ist.
In diesem Paralleluniversum kann die AfD „ganz normal“ Wahlkampf machen, wie Pistorius es behauptet. Lustigerweise war ich gerade in Berlin und habe in der ganzen Zeit dort ein einziges AfD-Plakat gesehen. Nicht, weil die Partei keine aufhängen wollte – sondern weil sie konsequent zerstört werden. Antifa-Gruppen terrorisieren Parteibüros, CDU-Geschäftsstellen eingeschlossen, während die linke Szene vom Staat mit Millionenbeträgen alimentiert wird. AfD-Politiker leben in ständiger Angst vor Gewalt – manche wurden bereits zusammengeschlagen. Im Fernsehen? Eine Dauer-Hetzveranstaltung gegen die Partei. Aber nein, Pistorius ist sich sicher: Alles in bester Ordnung.
Und dann sein dreister Satz: „In unseren Pressekonferenzen werden übrigens auch Medien zugelassen, die russische Propaganda verbreiten, und die Vertreter der Bundesregierung müssen Rede und Antwort stehen.“ Dieser Mann merkt gar nichts mehr. Nicht einmal die eigenen Widersprüche. Gerade behauptete er noch, wie freiheitlich und demokratisch bei uns alles sei – und im nächsten Satz diffamiert er kritische Journalisten als russische Propagandisten. Klar – wer die Regierung kritisiert, steckt im Paralleluniversum von Rot-Grün mit dem Kreml unter einer Decke. Anders kann es gar nicht sein. Das ist natürlich keine Delegitimierung von Journalisten, sondern einfach nur… Demokratie! So versteht Pistorius also Meinungsfreiheit.
Seine ganze Rede ist ein Meisterwerk der Realitätsverweigerung. J.D. Vance hat mit seiner Kritik einen Nerv getroffen, sonst hätte Pistorius sich nicht so echauffiert. Wie einst der große Karl Kraus so treffend feststellte: „Was trifft, trifft zu“. Pistorius gab denn auch zu, dass er seine Rede extra umgeschrieben hat, um auf Vance zu antworten. Der sprach völlig treffend von der „Annihilation of Democracy“ in Europa, von der Tatsache, dass bestimmte Meinungen gar nicht mehr zugelassen werden, dass Kritiker ausgegrenzt und mundtot gemacht werden. Er sprach von einem Europa, das sich immer autoritärer gibt, aber weiterhin in seinen Selbstlügen suhlt.
Was für ein Treffer ins Schwarze.
Und natürlich fühlte sich Pistorius angesprochen? Mit dem furiosen Dementi eines Mannes, der nicht einmal merkt, dass er den Beweis für Vances These gleich selbst liefert. Während er feierlich verkündet, dass jede Meinung gehört wird, dass niemand ausgeschlossen wird, dass Demokratie sich wehren muss – donnert der Applaus des Saales. Tosend, frenetisch, zustimmend. Kein Zweifel, kein Nachdenken, keine Selbstreflexion. Sie glauben wirklich, was sie da klatschen. In einem Saal, aus dem eben genau AfD und BSW ausgeschlossen wurden.
Wäre es nicht zum Heulen – man müsste schallend lachen.
Aber wie kann das sein? Wie kann jemand so tief in einer Blase leben, dass er nicht einmal merkt, wie sehr seine Worte sich selbst widersprechen? Weil er es nicht muss. Weil die Bundesregierung, ja die Bundespolitik mitsamt angeschlossenem Medienbetrieb eine politische Kaste geworden ist, die sich nur noch gegenseitig bestätigt. Weil Widerspruch nicht mehr als legitime Kritik betrachtet wird, sondern als Feindseligkeit. Weil sie die Alternativen gar nicht mehr wahrnehmen.
Die Büchsenspanner der Regierung, allen voran das stramm auf rot-grüner Linie liegende und für seine Propaganda berüchtigte Portal T-Online, fährt dann auch sofort schwere Geschütze auf. So titelte man dort alarmistisch: „Deutschland befindet sich in größter Gefahr, daran besteht kein Zweifel. Diese Gefahr geht aber – Stand jetzt – vor allem von den USA aus.“ Auf die Reporterfrage, ob das letztlich Donald Trump sei, folgt die skandalöse Antwort eines der üblichen rot-grünen Politologen: „So ist es.“ Und weiter: „Mein Vorschlag ist also, zu akzeptieren, dass die USA unter Trump nicht mehr unsere Partner, sondern Rivalen sind, solange wir nicht durch eigene Stärke wieder von Trump ernst genommen werden.“ Das ist das transatlantische Verständnis im Jahr 2025: Wer nicht nach der Pfeife der deutschen Regierung tanzt, wird kurzerhand zum Feind erklärt.
So sehr sich jede Gleichsetzung mit der DDR verbietet – man kommt nicht umhin, gewisse Parallelen zu sehen. Auch damals lebte eine politische Elite in einer eigenen Realität, während die Menschen draußen etwas völlig anderes erlebten. Und auch damals hielt sich die Illusion erstaunlich lange. Doch der Druck durch den Westen, der der DDR immer den Spiegel vorhielt, wurde zu groß – und die linksextreme Diktatur fiel. Heute wirkt es fast so, als sei es wieder der Westen, der das Kartenhaus zu Fall bringt. Nur diesmal nicht der gesamte Westen, sondern die USA. Die „Großkopferten“ in der Bundesrepublik und der EU halten sich für unantastbar – genau wie einst die DDR-Führung. Doch auch diesmal wird der Anstoß zum Zusammenbruch wohl von außen kommen. Und man ertappt sich fast dabei, an Erich Mielkes berühmte Rede in der Volkskammer zu denken, die seine völlige Loslösung von der Realität entlarvte und ihren krönenden Abschluss fand in der Aussage: „Ich liebe euch doch alle!“
Und während Pistorius und Co. weiterhin die Augen vor der Realität verschließen, wächst der Druck. Nicht nur das – diese Rede offenbart die pure Panik von Rot-Grün. Sie wissen, dass ihr Konstrukt wankt. Und sie reagieren nicht mit Einsicht, sondern mit Trotz. Wie einst Mielke.
Diese Rede ist ein Paradebeispiel für das, was aus Berlin, ja aus großen Teilen West-Europas geworden ist: Eine Echokammer, in der sich eine politische Elite ihre eigene Realität zurechtbiegt – während die echte Welt draußen anders aussieht. Und wenn jemand wie Vance den Spiegel hinhält, dann wird er nicht widerlegt, sondern einfach nur empört abgelehnt.
Wie gesagt: Einer von uns lebt in einer verzerrten Realität. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es nicht bin.
Hier finden Sie die Rede von Pistorius.
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