Im Wahlkampf stellt die SPD sich zwar nach außen geschlossen hinter ihren Kandidaten Olaf Scholz, intern war der Parteiführung aber von Anfang an klar, dass mit dem historisch gescheiterten Kanzlerdarsteller kein Blumentopf zu gewinnen ist. Parteichef Lars Klingbeil hat Scholz im November offenbar mindestens zweimal persönlich nahegelegt, auf die Kandidatur zu verzichten. Dabei konnte er sich auf die SPD-Spitze und mehrere Landesverbände berufen, die statt Scholz Verteidigungsminister Boris Pistorius bevorzugt hätten. In einer Krisensitzung sei darauf gedrängt worden, auf Scholz einzuwirken, damit dieser von sich aus hinwirft. Zusätzlicher Druck kam von Pistorius, der am 18. November auf die Frage, ob er eine Kanzlerkandidatur ausschließe, entgegnete: „In der Politik sollte man nie irgendetwas ausschließen.“
Das Einzige, was er definitiv ausschließen könne, sei das Papstamt. Dennoch bestand Scholz letztlich auf seinem Anspruch auf die Spitzenkandidatur. Am 22. November erklärte dann Pistorius öffentlich seinen Verzicht. In seiner Videobotschaft an die SPD-Mitglieder behauptete er, es sei seine souveräne, persönliche und ganz eigene Entscheidung und erklärte, Scholz sei „ein starker Kanzler und er ist der richtige Kanzlerkandidat“. Auch die Parteiführung stellte sich plötzlich hinter Scholz.
Fall zeigt erneut die Verlogenheit des politischen Betriebes
Diese Episode zeigt einmal mehr die Verlogenheit des politischen Betriebes. Nicht einmal die SPD ist so verrückt, dass sie sich mit Scholz einen Wahlsieg verspricht, versuchte, ihn auszubooten und präsentiert ihn nun nach außen als Wunschlösung. Im Podcast mit dem „Bild“-Journalisten Paul Ronzheimer schwafelte Klingbeil: „Scholz weiß um die Solidarität und die Loyalität, die es von Saskia Esken, Rolf Mützenich und mir gibt. Wir pflegen eine Kultur, und das halte ich für ganz wichtig, dass wir wirklich intern die Sachen auch in aller Deutlichkeit, Klarheit und manchmal auch kontrovers ansprechen.“ Die Meldungen über den Versuch, Scholz ins zweite Glied zu verbannen, ließ er dementieren, allerdings ohne hinzuzufügen, auf welche Stellen des Berichts er sich konkret bezieht.
Die Öffentlichkeit weiß nun endgültig, dass die SPD ihr einen Kandidaten andrehen will, an den sie selbst nicht glaubt. Den ohnehin desaströsen Umfragezahlen dürfte diese Nachricht nicht sehr förderlich sein. (TPL)
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Author: Kurschatten
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