• 2. Februar 2025

Kriminalität: Wären Sie nicht so rechts und AfD wüssten Sie, dass es kein Kriminalitätsproblem in Deutschland gibt

ByMichael Klein

Feb. 2, 2025

Falls Sie denken, alles in Deutschland gehe vor die Hunde und vor allem die Kriminalität werde ein immer größeres Problem, dann bilden Sie sich das nur ein. Sie haben unbegründete Kriminalitätsfurcht, denn Deutschland ist ein sicheres Land, ihre Wahrschenlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, geringer als anderswo und wenn sie nicht ein so verbohrter rechter Verschwörungsgläubiger wären, dann würden Sie nicht einen solchen Quatsch verbreiten … Deutschland, mehr Kriminalität, unsicher … also wirklich.

Das ist die kurze Zusammenfassung eines längeren Interviews bei n.tv, zu dessen Thema n.tv eine „Sozialpsychologin“ ausgegraben hat, die von sich denkt, weil sie „stellvertretende Direktorin des Zentrums für kriminologische Forschung Sachsen“ ist, hätte sie von Kriminalität eine Ahnung.

Aber lesen Sie selbst:

„Viele Menschen fühlen sich in Deutschland zunehmend unsicher. Mit der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung habe das jedoch wenig zu tun, sagt die Sozialpsychologin Jennifer Führer. Maßgeblich sei vielmehr die Art und Weise, wie über Sicherheit debattiert wird – und auch die Parteipräferenz, so die stellvertretende Direktorin des Zentrums für kriminologische Forschung Sachsen.

[…]

[FÜHRER] „Wir konnten feststellen, dass die zugrundeliegende ideologische Einstellung einen gewissen Einfluss hat. Menschen, die politisch eher rechts orientiert sind oder Verschwörungsmythen anhängen, haben eine höhere Kriminalitätsfurcht. Sprich, sie haben eher Angst, Opfer einer Straftat zu werden. Mit Blick auf die Parteipräferenz zeigt sich dieser Effekt insbesondere bei Menschen, die AfD wählen. Im Vergleich zu Anhängern anderer Parteien haben die auch das höchste Vermeidungsverhalten an den Tag gelegt, was wiederum zu der Wahrnehmung führt, alles werde immer schlimmer.

Ist die Angst vor Kriminalität denn ausschließlich irrational? Schließlich werden Menschen tagtäglich Opfer von Straftaten.

Natürlich gibt es Kriminalität. Ein gewisses Schutzverhalten an den Tag zu legen, kann durchaus sinnvoll sein. Allerdings ist Deutschland grundsätzlich ein sicheres Land. Auch im zeitlichen Verlauf ist es deutlich sicherer geworden. Wir hatten in der Polizeilichen Kriminalstatistik von 1993 insgesamt 6,7 Millionen Straftaten, 2023 waren es 5,6 Millionen. Das ist ein Riesenunterschied. Zuletzt verzeichnete die Polizeiliche Kriminalstatistik einen Anstieg bei der Gewaltkriminalität. Den muss man sich anschauen, man muss aber auch differenzieren. Während der Corona-Pandemie fiel die Zahl der Straftaten insgesamt auf ein Allzeittief. Die darauffolgende Zunahme trifft nicht auf jedes Bundesland und nicht auf jede Gewaltstraftat zu. Trotz gelegentlicher Schwankungen in manchen Bereichen zeigt der Trend auch weiterhin klar nach unten.“

Schwätzer wie Führer haben einen Problem: Man kann sie leicht als solche bloßstellen.

Dazu benötigen wir die Zeitreihen der Polizeilichen Kriminalstatistik und drei Deliktgruppen: Gewaltkriminalität und Rohheitsdelikte und schweren Ladendiebstahl zum Beispiel.

Vorab: Jeder, der sich mit der Polizeilichen Kriminalstatistik ernsthaft befasst, weiß, dass es sich dabei um einen Arbeitsnachweis der Polizei handelt, dem man bestenfalls Tendenzen über die Entwicklung der Kriminalität entnehmen kann. Und wer sich schon einmal die Mühe gemacht hat, die Liste der Straftaten, die in einer Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst werden, zu lesen, der weiß, wie absurd und blödsinnig Hinweise auf die angebliche Gesamtentwicklung der Kriminalität, wie sie in der Anzahl der erfassten Fälle abgelesen werden können soll, eigentlich ist.

Die häufigsten Delikte, die in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik erfasst werden sind Diebstähle (2023: 1.172.337 einfache und 799.098 Diebstähle unter erschwerenden Bedingungen (= im Wesentlichen Einbrüche); ergibt 33,2% der 2023 erfassten Straftaten;) – die Erfassung von Diebstählen ist  – wie kaum ein anderes Delikt – davon abhängig, dass ein erfolgter Diebstahl auch angezeigt wird, eine Übung, die angesichts von Aufklärungsquoten zwischen 15,3% (schwerer Diebstahl) und 43,0% (einfacher Diebstahl, dem Ladendiebstahl sei dank) nur noch derjenige auf sich nimmt, der eine Anzeige erstatten muss, um von seiner Versicherung kompensiert zu werden.

Und natürlich ist kein ideologischer Bullshit, verbreitet von ahnungslosen Schwätzern, für die fünf Minuten Öffentlichhkeit ein ansonsten triste dahindümpelndes Leben erleuchten, blöd genug, als dass er nicht Marcel Fratzscher ansprechen würde:

Der Chefschwätzer des DIW, von dem wir uns nach wie vor fragen, aufgrund welcher QUALIFIKATION er in seine Position gelangen konnte, kolportiert den Unfug, den Jennifer Führer bei n.tv verbreitet und macht sich einmal mehr zum paternalistischen Großmogul über die dummen Menschen, die der Ansicht sind, Kriminalität nehme zu, obschon sie eigentlich abnimmt.

Bei Leuten wie Fratzscher versagt mittlerweile unsere Fähigkeit, Ärger zu empfinden. Es fratzschert halt…

Kehren wir zurück zu der Behauptung, die Kriminalitätsfurcht, die zugenommen habe, habe keine reale Entsprechung in zunehmender Kriminalität.

Ein kleiner Einschub aus dem ehemaligen Projekt von Karl-Heinz Reuband an der TU-Dresden, dessen Gegenstand, was wohl, ja richtig: Kriminalitätsfurcht war. Dass Kriminalitätsfurcht und Kriminalitätsbelastung auseinanderklaffen, ist kein Wunder, denn das eine, die Furcht, ist etwas Unspezifisches, während das zweite, die Belastung, sehr spezifisch ist.

Wie viele von uns wissen, ist der Witz an Furcht gerade, dass man nicht sicher ist. Wer genau weiß, dass er morgen beim Nachhauseweg überfallen wird, kann sich darauf vorbereiten und Gegenmaßnahmen treffen. Insofern werden hier über n.tv Plattitüden übelster Art verbreitet, denn Kriminalitätsfurcht ist nie als Indikator für TATSÄCHLICHE Kriminalitätsbelastung gedacht gewesen. Kriminalitätsfurcht ist und war immer ein Indikator dafür, wie gut es den Ordnungskräften gelingt, die Illusion von Sicherheit aufrecht zu erhalten. Steigende Kriminalitätsfurcht zeigt: Sie machen einen lausigen Job.

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Indes, die Leute, die Führer und Fratzscher als dumme Hysteriker darstellen wollen, die sich vor etwas „fürchten“, was es gar nicht gibt, sind näher an der Realität als diese beiden Schwätzperten, denn: Kriminalität nimmt zu, und zwar in Bereichen, die Kontakt zwischen Täter und Opfer voraussetzen, bei Gewaltkriminalität, bei Rohheitsdelikten allgemein und bei vielen anderen Deliktgruppen, wie z.B. dem schweren Ladendiebstahl [damit ist im Wesentlichen ein Einbruch in ein Geschäft nach Geschäftsschluss beschrieben].

Geben wir den Schwätzperten aus Dresden und Berlin also Nachhilfe.

Und damit wir alle wissen, wovon wir sprechen: Hier die Liste der Delikte, die in der Polizeilichen Kriminalstatistik als Gewaltkriminalität zusammengefasst werden. Rohheitsdelikte sind alle Delikte, die von Raub über räuberische Erpressung, Körperverletzung, Menschenraub und Kinderhandel bis zu Geiselnahme und Menschenhandel reichen. Schwerer Ladendiebstahl wurde oben bereits erläutert.

Die Abbildungen für die drei (Summen-)Delikte umfassen den Zeitraum von 1991 bis 2023 und sie zeigen in allen Fällen, dass nicht nur die Anzahl der jeweils erfassten Straftaten im Beobachtungszeitraum GESTIEGEN ist, nicht etwa gefallen, wie die Schwätzperten aus Berlin und Dresden behaupten, sie zeigen zudem, dass ein erheblicher Teil des Anstiegs auf nichtdeutsche Tatverdächtige zurückgeführt werden kann (so wächst bei schweren Ladendiebstahl und bei Gewaltkriminalität die Anzahl der erfassten nichtdeutschen Tatverdächtigen mehr als doppelt so schnell wie die Zahl der erfassten deutschen Tatverdächtigen).

Was bewegt Leute wie Fratzscher und Führer dazu, einen solchen BS zu verbreiten, wie sie das tun?
Sind sie zu ideologisch verblödet, als dass sie noch in der Lage wären, die Realität wahrzunehmen oder erhalten sie eine Prämie für politisch-konformes Lügen?


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