Freitag, hitzige Debatte im Bundestag. Heftige Wortgefechte, Beleidigungen fliegen hin und her, Anschuldigungen, hysterische Zwischenrufe, demonstrative Empörung. CDU gegen Grüne, Grüne gegen CDU. Man könnte meinen, diese Politiker könnten sich nicht ausstehen. Doch wenn man ihnen erzählt hätte, dass einige von ihnen noch am Abend zuvor in privater Runde zusammensaßen, in gelöster Atmosphäre ein Glas hoben und sich blendend amüsierten – kaum jemand würde es glauben.
Dabei ist es genau so.
Am Vorabend der Asyl-Debatte soll es laut „Stern“ am Donnerstag in der Wohnung des Ex-CDU-Kanzlerkandidaten und Ministerpräsidenten Armin Laschet eine fröhliche Runde in gelöster Atmosphäre gegeben haben. Neben dem Gastgeber waren Außenministerin Annalena Baerbock sowie Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt anwesend – drei der bekanntesten Grünen-Politiker. Von CDU-Seite mit dabei: Parteichef Merz sowie Jens Spahn. Offiziell wird das Treffen als „rein privat“ deklariert. Doch ist das glaubhaft? Und macht es das besser?
Zu den mehreren Dutzend Gästen zählten auch Mitglieder der FDP und Nicht-Politiker. Teilnehmer beschrieben das Treffen als freundschaftlich und ungezwungen, von parteipolitischen Differenzen war dort offenbar nichts zu spüren.
Wie kann Merz sich als Gegenpol zu Rot-Grün inszenieren, während er sich in Wahrheit privat mit seinen vermeintlich erbitterten Widersachern amüsiert – denen, die eine Atmosphäre geschaffen haben, in der Christdemokraten wegen des Terrors von Antifa & Co. um ihre Sicherheit fürchten müssen? Bei einfachen Parteimitgliedern herrscht Angst, während der Parteichef sich mit denen vergnügt, die diese Stimmung geschürt haben.
Der Verdacht liegt nahe: Aller öffentlich inszenierten Feindschaft zum Trotz gibt es hinter den Kulissen einen Kuschelkurs. Wie ernst kann man die große Rhetorik des CDU-Chefs gegen die Migrationspolitik der Grünen nehmen, wenn er wenige Stunden vorher mit genau diesen Leuten an einem Tisch saß und sich in gelöster Atmosphäre unterhielt?
Seit Monaten inszeniert sich Merz als erbitterter Gegner der Ampel, schimpft auf die verfehlte Asylpolitik der Grünen, wettert gegen Habeck und Baerbock – und gleichzeitig pflegt er Netzwerke, die ihn als angeblichen Oppositionsführer unglaubwürdig machen. Während er beteuert, für einen politischen Kurswechsel zu stehen, zeigt dieses Treffen, dass er nichts anderes tut, als sich an den rot-grün dominierten Machtzirkel anzunähern.
Die Verachtung für die eigenen Parteifreunde und Wähler könnte kaum größer sein. Während sich die Basis gegen den grünen Irrsinn stemmt, verbringt die Parteispitze den Abend mit genau jenen, die sie offiziell bekämpft. Ist das der neue Kurs der Union? Wie soll die CDU glaubhaft eine Alternative sein, wenn ihr Chef lieber mit seinen angeblichen politischen Gegnern anstößt?
Merz hat mit diesem Abend ein fatales Signal gesendet – und die Frage aufgeworfen, ob er es überhaupt kann. Hier zeigt sich ein völliges Fehlen von politischem Instinkt und Taktgefühl – eine Schwäche, die bei einem Kanzler besonders schwer wiegen würde. Wie kann jemand, der sich vor Kameras als klare Alternative präsentiert, so unbedarft ein Bild liefern, das ihn als willigen Partner von Baerbock & Co. zeigt?
Das ist nicht nur Wankelmütigkeit, das ist eine politische Dummheit von fast schon historischem Ausmaß. Denn können Sie sich etwa vorstellen, dass ein Franz Josef Strauß oder ein Helmut Kohl mit denen Grünen, die sie erbittert bekämpften, vor dramatischen Rede- und Abstimmungsschlachten im Bundestag abends noch in fröhlicher, privater Runde auf ein Glas Wein oder Bier zusammengekommen wären? Sie hätten sich wohl eher selbst in die Finger gekniffen, als so etwas zu tun! Wie groß ist da der Unterschied zu Laschet, Spahn, Merz & Co.? Sie wirken vor dem Schatten der Unions-Überväter wie politische Zwerge, ja Witzfiguren.
Besonders brisant: Die Initiative von Laschet, der lange als einer der Lieblinge von Merkel galt, kommt nicht von ungefähr. Ihm wird ein besonders gutes Verhältnis zu den Grünen nachgesagt. Schon in den 90er-Jahren war er Teil der sogenannten „Pizza-Connection“ – einem Netzwerk von CDU- und Grünen-Politikern, die in entspannter Runde politische Annäherungen ausloteten. Heute scheint diese Tradition fortzuleben: Hinter den Kulissen wird offenbar schon einmal für die nächste Koalition vorgebaut.
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