• 31. Januar 2025

Inflation: Öffentlich-rechtliche Schleichwerbung für die Grünen als „Wissenschaft“ verpackt

ByMichael Klein

Jan. 31, 2025

Haben Sie die Schleichwerbung der ARD-Tagesschau vom heutigen Tag, das per Medienstaatsvertrag verbotene Product-Placement für die Grünen/B90 heute gesehen?
Diese Schleichwerbung:

Die ARD-Tagesschau, das ist der inoffizielle Wahlkampf-Shop der Grünen, den offiziellen finden Sie unten links:

Die Schreiberlinge beim ÖRR müssen massiv unter Druck stehen, denn sie haben offensichtlich die Notdurft, wann immer möglich, ihre Präferenzen für die Grünen zum Ausdruck zu bringen – eine manische Sekte bevölkert die Redaktionsräume.

Im Beitrag geht es, wie die Überschrift schon sagt darum, „wie die Inflation Wahlen beeinflusst„. Ein denkbar blöder Titel, denn DIE Inflation beeinflusst nicht DIE Wahlen. Bestenfalls kann Inflation ein Grund für Wähler sein, eine andere als die für die Inflation verantwortliche Partei zu wählen.

Aufhänger für die ARD-Wahlwerbung unter diesem blöden Titel ist ein Beitrag, der gerade beim ifw in Kiel, beim Institut für Weltwirtschaft erschienen ist. Er trägt den Titel: „Inflation Surprises and Election Outcomes„. Und wieder einmal fragen wir uns, wie ein derart abseitiger Text es in die Redaktionsräume der ARD-tagesschau geschafft hat.

Wie auch immer, der Beitrag aus dem idw gibt Axel John vom SWR die Gelegenheit, eine „Analyse“, nein wirklich, eine „Analyse“ über Inflation und Wahlen zu schreiben:

Eine Analyse, die bereits mit Plattitüden beginnt: „Inflation ist ein komplexes Phänomen,…“, so liest der erstaunte Leser. Und ich dachte, wenn Butter immer teurer wird, dann bemerkt man das, ganz unkomplex und direkt. Aber der, der das sagt, heißt „Jonathan Federle“ und er „der 30jährige“ ist beim ifW nicht nur für Makroökonomie [Gott bewahre] zuständig, er hat auch den oben zitierten Beitrag zu inflationären Überaschungen mitgeschrieben:

Man kann den geballten ökonomischen Sachverstand bereits aus den Vornamen ableiten.
Sorry, wir sind eben Soziologen …

Kehren wir zur „Analyse“ von Axel John zurück:

„Federle hat eine Studie zum Thema Inflation mitverfasst. Der englische Titel: „Inflation Surprises and Election Outcomes“. Darin wurden 365 Wahlen in 18 Industrieländern zwischen 1948 und 2023 analysiert. Das Ergebnis: Eine hohe Inflation von zehn Prozent und schwache Gehaltszuwächse können Parteien an den politischen Rändern bei Wahlen bis zu 2,8 Prozent an Zuspruch bringen.

Grund dieser Wählerwanderung sei der Frust der Bürger über immer weniger Geld im Portemonnaie. Sowohl ein Teil des Zuspruchs für Donald Trump in den USA als auch für die AfD und das BSW in Deutschland seien damit zu erklären, erklärt Federle.“

Wissen Sie, was ein ökologischer Fehlschluss ist?
Ein ökologischer Fehlschluss liegt dann vor, wenn man ein auf Aggregatebene gewonnenes Ergebnis 1:1 auf die Individualebene überträgt. Nehmen wir an, Partei X hat bei Wahl Z einen höheren Anteil als in der Wahl zuvor, dann kann man diesen höheren Anteil, eine Besonderheit der Prozentrechnung, die sich leider keiner großen Bekanntheit erfreut, vollständig OHNE JEDE ART VON WÄHLERWANDERUNG ERKLÄREN, kein einziger Wähler muss die Partei gewechselt haben.

Ein einfaches Beispiel
Wahl t
Wahlbeteiligung 100
Partei A: 20, Partei B:80
Wahl t+1
Wahlbetreiligung 90
Partei A: 20, Partei B:70

Partei A hat ihren Anteil von Wahl t zu Wahl t+1 um 10%punkte von 20% auf 22% gesteigert, ohne numerisch einen einzigen Wähler hinzugewinnen. Das sind die kleinen Fallstricke, an denen große Analysen scheitern und man weiß bei Leuten mit bestimmten Vornamen, dass sie von diesen Fallstricken keine Ahnung haben. Und falls jemand zweifelt das Jonathan, Cathrin und Moritz mit Anteilen rechnen, man muss nicht über das Abstract hinauslesen, um das zu sehen:

„An inflation surprise of 10 percentage points leads to a 15% increase in their vote share…“

Damit sind wir schon inmitten der Analyse, die letztlich darin besteht, Wahlanteile von Parteien, die nicht die Autoren, sondern Rooduijn et al. als „extremistisch oder populistisch“ ansehen, it’s all the same, mit Inflation in Verbindung zu bringen, nicht mit Inflation sondern mit „Inflationsüberraschung“, Inflation Surprise.

„We classify parties as extremist or populist based on their classification as far-left or far-right by The PopuList (Rooduijn et al., 2023, 2024). We complement this with information from Parlgov, which also contains a score ranging from 0-10 that classifies the parties on a left-right scale.“

Neckig…

Wenn Sie sich nun fragen, welche Parteien die Autoren in Übernahme dessen, was Rooduijn et al. vorgegeben haben als populistisch oder extrem ansehen, dann muss man feststellen, dass diese Klassifikation ihrerseits einen gewissen wissenschaft-populistischen Extremismus aufweist, denn populistische Parteien sind dadurch ausgezeichnet, dass sie die Gesellschaft in zwei homogene Blöcke, die Bürger und die korrupte Elite aufteilen, linksextreme Parteien wollen Marktwirtschaft durch ein anderes System – Planwirtschaft – ersetzen [so gesehen sind die Grünen links-extrem], rechtsextreme Parteien sind ausschließlich dadurch definiert, dass sie Einheimische von Zugereisten unterscheiden und als besonderes Schmankerl werden die Parteien, die der EU gegenüber kritisch sind, als extremistisch oder populistisch eingeordnet.

Sie sehen, welches ideologisch-geistige Kind hier gebadet wird?

Wer es nachlesen will.
Hier die Definition aus Roodujin:

Populist parties: parties that endorse the set of ideas that society is ultimately separated into two homogeneous and antagonistic groups, ‘the pure people’ versus ‘the corrupt elite’, which argues that politics should be an expression of the volonté générale (general will) of the people (Mudde Reference Mudde2004).

Far-left parties: parties that reject the underlying socio-economic structure of contemporary capitalism and advocate for alternative economic and power structures. They see economic inequality as the basis of existing political and social arrangements and call for a major redistribution of resources from existing political elites (March Reference March2011).

Far-right parties: parties that are nativist (which is an ideology that holds that states should be inhabited exclusively by members of the native group and that non-native elements are fundamentally threatening to the homogenous nation-state) and authoritarian (which is the belief that, in a strictly ordered society, infringements of authority are to be punished severely) (Mudde Reference Mudde2007).

Eurosceptic parties: parties that express the idea of contingent or qualified opposition, as well as incorporate outright and unqualified opposition to the process of European integration. This includes both ‘hard Euroscepticism’ (that is, an outright rejection of the entire project of European political and economic integration and opposition to one’s country joining or remaining a member of the EU) and ‘soft Euroscepticism’ (that is, contingent or qualified opposition to European integration) (Taggart and Szczerbiak Reference Taggart and Szczerbiak2013).

Rooduijn, Matthijs, Andrea L.P. Pirro, Daphne Halikiopoulou, Caterina Froio, Stijn Van Kessel,
Sarah L De Lange, Cas Mudde, and Paul Taggart (2024). “The PopuList: A database of populist, far-left, and far-right parties using expert-informed qualitative comparative classification (EiQCC).” British Journal of Political Science, 54(3): 969–978.

Zurück zu Jonathan, Cathrin und Moritz.
Die drei arbeiten in ihrer Studie nicht mit Inflation, sondern mit Inflationsüberraschung [inflation surprise], mit dem hier:

Boah ey…
Dargestellt ist eine einfache Subtraktion der Vorhersage der Inflation durch „Experten“ von der tatsächlichen Inflation, woraus sich zwei Zustände ergeben: eine positive und eine negative Überraschung. In beiden Fällen haben sich die Experten geirrt, entweder haben sie die Inflation als zu gering vorhergesagt, was dann eine negative Überraschung für die ihrer Kaufkraft beraubten Bürger ist oder zu hoch, was ein großes Aufatmen bei all denen zur Folge hat, die sich für dieses „komplexe Phänomen“ interessieren.

Und wenn man die Inflationsüberraschung  mit 365 Wahlausgängen, in denen der Anteil von extremen und populistischen und EU-kritischen Parteien gesondert ausgewiesen wird, in Verbindung bringt, dann ergibt sich so etwas:

Wie Sie sehen, ist der Stimmenanteil der Parteien, die Rooduijn et al. (2024) für extrem halten oder populistisch oder EU-kritisch, dann besonders hoch, wenn die Inflationsüberraschung einen positiven Wert annimmt, was sie dann tut, wenn die tatsächliche Inflation höher ist als die vorhergesagte Inflation.

Und da jeder von uns, vor allem die Wähler von EU-kritischen Parteien, die Vorhersage von irgendwelchen Experten zu „Inflation“ akribisch sammelt und mit der tatsächliche Entwicklung in grundrechnerische Verbindung bringt, deshalb kann, wenn man feststellt, dass die Experten sich wieder einmal geirrt haben, daraus nur die Wahl der AfD resultieren.

Simplest.

Andere Variablen, Zuwanderung, Zensur, Meinungsfreiheit, hohe Steuern, idiotische Regierungsmitglieder, Klimwandel-BS und dergleich, all das spielt keine Rolle: Die Inflation ist schuld an der Wahl der AfD:

„Die Ergebnisse unserer Studie werfen auch ein Schlaglicht auf die bevorstehenden vorgezogenen Bundestagswahlen. In Deutschland sind Inflation und Wachstum in den letzten drei Jahren deutlich von den Erwartungen abgewichen. Insgesamt dürfte die Zustimmung zu radikalen Parteien dadurch um rund zwei Prozentpunkte zugelegt haben.“

Das sagt Jonathan.
Er wird dabei nicht rot.
Vermutlich ist er sich seiner Sache GAAAANZ sicher.
Zweifel war gestern.
Ökologischer Fehlschluss war gestern.
Die Frage, ob eine Korrelation eine Kausalität abbildet oder den Taylor Vigen mit uns macht, das war gestern:

Norwegian Crude Oil kills!

Heute gibt es Jonathan und Cathrin und Moritz, die schreiben:

„This paper shows that inflation and growth shocks have significant effects on vote shares of extremist and populist parties in general elections across OECD countries. Higher-than-expected inflation increases populist and extremist vote shares, while positive growth surprises reduce them.“

Ökologischer Fehlschluss.
Korrelation als Kausalität verkauft.
Keinerlei Idee von Wahlforschung …

Und wo wir gerade dabei sind:
Unzufriedenheit bei Wählern, etwa darüber, dass alles immer teurer wird, dass man weniger Geld im Geldbeutel hat, weil die Kosten für den täglichen Bedarf explodieren, führen gemeinhin, in Demokratien, dazu, dass DIE OPPOSITION, ob Jonathan, Cathrin und Moritz dieses Wort schon einmal gehört haben, DIE OPPOSITION Zulauf von Wählern hat, die wollen, dass sich etwas ändert. Parteien, die Rooduijn et al. für „extrem-populistisch-eu-kritisch“ ansehen, sind in aller Regel OPPPOSITIONSPARTEIEN, denen die Unzufriedenheit der Wähler zugute kommt, vollkommen unabhängig davon, ob sie von Einfallspinseln als extremistisch-populistisch-EU-kritisch etikettiert werden, so als könne man das „komplexe Phänomen“ einer politischen Partei auf genau einen Punkt im Wahlprogramm reduzieren …

Und was die Antwort auf die Frage ausgeht, wie es mit der deutschen Wissenschaft, in der sich immer mehr ideologische Wasserträger einfinden, weitergehgt, so überlassen wir das Schlusswort Axel John, dem ARD-Analysten:

„Keine guten Aussichten.“


Übrigens, und diesen Hinweis verdanke ich Dr. habil. Heike Diefenbach, hat Marvin Gay die Ergebnisse von Jonathan, Cathrin und Moritz bereits vor Jahrzehnten vorweggenommen und den Zusammenhang zwischen staatlicher Ausplünderung  der Bevölkerung durch Regierungen über Steuern und Preissteigerung ausgiebig analysiert:


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Author: Michael Klein
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