Die Künstliche Intelligenz frisst sich durch die Welt. Unaufhaltsam, gewissenlos, eben völlig unmenschlich. Der Terminator lässt grüßen. Die natürliche Dummheit wird gegen die künstliche Intelligenz eh verlieren.
Von Jens Tier
Vielleicht bedeutet es Glück, die Welt perfekt, ohne Schwächen und Fehler gestaltet zu bekommen.
Die Digitalisierung löste bereits etwa im Jahre 2000 die klassischen Arbeitsmittel der Architekten, den Rapidographen und das Zeichenbrett ab. Ein Umstieg, der für viele erfahrene Planer eine enorme finanzielle und intellektuelle Herausforderung im ohnehin stressigen Berufsalltag darstellte. Hinzu kamen nach und nach Softwareprogramme für Ausschreibungen, den Wärmeschutz und die Gebäudestatik.
Auch wenn, gerade bei den Zeichenprogrammen, wenn man in die Software eingearbeitet war, der Umgang mit Planungsänderungen etwas einfacher war, die Zeichnungen müssen trotzt EDV Unterstützung manuell in den PC eingegeben werden.
In Architekturbüros, die mit mehreren Planern an großen Objekten arbeiten, entstanden durch die Nutzung dieser Software unglaubliche Fehler, zum Beispiel, dass beim Verschieben von Gebäudeteilen in den Plänen, Treppenhäuser in den verschiedenen Etagen plötzlich nicht mehr übereinander lagen. Das war nur mit Software möglich, wurde es nicht bemerkt und so auf der Baustelle ausgeführt, entstanden enorme wirtschaftliche Schäden.
Doch mit der KI wird wohl alles besser, so die Optimisten. Jeder Quadratmeter der teuren Baugrundstücke wird so optimal genutzt. Jeder Raum wird optimal und entsprechend seiner Nutzung geplant. Es gibt nur noch perfekte Architektur, eine perfekte Gesellschaft, den perfekten Menschen? Mich lassen solche Gedanken erschauern. Wohin die Umerziehung zum perfekten Menschen in der Vergangenheit geführt hat, das wissen wir. Außerdem, wer will schon nur noch perfekte Menschen um sich haben? Ist das nicht todlangweilig? Über wen will man dann noch lästern?
In der Zeit des Bauhauses wurde unter der Führung des Freyburgers Ernst Neufert die Normierung im Bauwesen vorangetrieben. Diese Normierung ermöglichte Deutschlandweit ein vereinfachtes und kostengünstigeres Bauen. Lichtdurchflutete und lebenswerte Häuser entstanden in dieser Zeit.
Doch diese Normierung hatte auch seine Schattenseiten. Das ortstypische regionale Bauen mit historischen Wurzeln wurde zurück gedrängt, alte Handwerkstechniken gingen verloren. Die Entwicklung der Moderne wurde missverstanden und immer weiter auf die Spitze getrieben, so dass sich am Ende eine geniale Idee ins Gegenteil verkehrte und gegen die Menschen richtete.
Zu sehen sind diese Verirrungen hauptsächlich in den sogenannten Problemvierteln, den austauschbaren, gesichtslosen Weststädten der Großstädte, die sich zu sozialen Brennpunkten entwickelt haben.
Sicher müssen alle Möglichkeiten technischen Fortschritts für die Menschheit genutzt werden. Doch gerade im Bereich der KI bedarf es strenger, ethischer Regeln. Die Bedürfnisse der Menschen im Bereich Wohnen haben sich seit Jahrtausenden nicht wirklich geändert. Wände, Türen, Fenster und Dach sind vereinfacht, die Grundlagen des Wohnens. Über die Jahrhunderte haben sich verschiedene Baustile entwickelt, die den gesellschaftlichen und technischen Fortschritt signalisierten. Ob es mit einer auf absolute Effizienz ausgelegten KI die Romanik, Gotik, die Renaissance, den Klassizismus, den Jugendstil gegeben hätte?
Die Mischung vieler verschiedener Baustile, das Handwerkliche, auch das Nichtperfekte machen den Charakter und den Reiz unserer Heimat aus, ich möchte darauf und auf kreative Köpfe in unserer Gesellschaft keines Falls verzichten.
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Author: Bartolomäus Bootsmann
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