• 30. Januar 2025

Angriff auf Linken-Politikerin Akbulut: Wieder so eine Geschichte ausm Paulanergarten?

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Jan. 28, 2025
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Die Linken-Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut hat einen Angriff publik gemacht, den sie am Samstag auf der Zugfahrt von Heidelberg nach Stuttgart erlitten haben will. Dabei sei sie rassistisch beleidigt, sexuell belästigt körperlich angegriffen und verletzt worden – natürlich von „Rechtsextremen“. Der Zug sei voller Fans des VfB Stuttgart gewesen, der am Samstagnachmittag ein Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 bestritten hatte. Auf der Suche nach einem Sitzplatz sei sie mehrfach sexuell belästigt und rassistisch beleidigt worden, so Akbulut. Nachdem sie einen Platz gefunden habe, habe eine Gruppe Männer hinter ihr „ständig AfD-Parolen“ gegrölt. Als sie davon Aufnahmen gemacht habe, hätte ein Mann ihr eine Bierflasche gegen den Kopf geworfen. „Als der Zug in den Stuttgarter Bahnhof einfuhr, wollte ich nur noch schnell raus. Ich stand unter Schock, schrie und rief nach der Polizei“, so Akbulut weiter.

Im Krankenhaus hätten sich die Verletzungen als nicht schwerwiegend herausgestellt.
Akbulut veröffentlichte den Bericht auf ihrem Instagram-Kanal. In dem Post forderte sie Politiker der demokratischen Parteien auf, „ihren Tonfall zu mäßigen und nach sachlichen Antworten auf die Herausforderung unserer Zeit zu suchen“. Es brauche eine klare Kante gegen Rassismus und Rechtsextremismus, anstatt die Forderungen der Rechten zu übernehmen. Dabei wandte sie sich explizit an CDU und CSU. Den VfB Stuttgart forderte sie auf, zu klären, wie er mit „rechtsextremen Fans“ umgehen möchte. Dessen Vorstand Alexander Wehrle erklärte, ebenfalls via Instagram, man verurteile den gewalttätigen Übergriff „aufs Schärfste“ und distanziere sich „klar und deutlich“ davon.

Die üblichen Dauerempörten

Unter Akbuluts Post überschlugen sich linke Politiker mit Anteilnahme und Empörung. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Emilia Fester sah in dem mutmaßlichen Angriff eine „furchtbare Folge der verrohten Debatte, des Mangels an Solidarität und der mangelnden Abgrenzung der Fußballfanszene von Rechtsextremisten“. Der Stuttgarter Linken-Stadtrat Luigi Pantisano schrieb: „Das so etwas möglich ist, in einer vielfältigen Stadt wie Stuttgart und von Fans eines Vereins, der sich Diversität auf die Fahnen schreibt ist unerträglich [sic]“. Der Mannheimer Kreisverband der Linken meinte, „dieser rassistische und sexistische Angriff erschüttert uns zutiefst. Er zeigt, wie weit das Gift, das die AfD in die Bevölkerung streut, zu wirken beginnt und alle Hemmungen verloren geht [sic]“.

Was an diesen drei Stellungnahmen auffällt, sind nicht nur ihre grammatikalischen Fehler, sondern auch die Bereitschaft, den vermeintlichen Anschlag sofort auf die AfD zurückzuführen. Die Polizei ist bisher sehr zurückhaltend mit Informationen. Von einer Bestätigung von Akbuluts Angaben kann keine Rede sein. Auch wenn ihr Bericht nicht von vornherein ins Reich der Fabel zu verweisen ist, wirkt er doch zumindest fragwürdig. Er passt allzu gut in die Debatte über die Pläne von CDU-Chef Friedrich Merz über eine verschärfte Migrationspolitik und der möglichen Zustimmung durch die AfD. Was Akbulut unter „AfD-Parolen“ versteht, die man ihr angeblich nachgeschrien hat, erklärte sie nicht.

Bei Angriffen auf AfDler natürlich keine Berichterstattung in der “Tagesschau”

Es stellt sich zumindest die Frage, ob sie das Gegröle und das sonstige Fehlverhalten betrunkener Fußballfans nicht allzu begierig auf eine politische Ebene hob. „Der Angriff auf Frau Akbulut ist zu verurteilen“, erklärte Anton Baron, der AfD-Fraktionsvorsitzende im Stuttgarter Landtag. „Der Versuch, hieraus politisches Kapital zu schlagen allerdings auch“. Bis zum Abschluss der Ermittlungen, gelte es, „sich mit politischen Schuldzuweisungen zurückzuhalten“.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt von Akbuluts Bericht, muss man auch hier feststellen, dass völlig andere Maßstäbe gelten, als bei den zahllosen gewalttätigen Übergriffen auf AfD-Politiker im ganzen Land. Sofern diese in den Medien überhaupt thematisiert werden, erfolgt dies meist in aller Kürze und mit vielen Vorbehalten über deren Wahrheitsgehalt. Es wird immer mehr oder weniger subtil unterstellt, dass es sich um Lügen der Betroffenen handeln könnte, die sie nur politisch ausschlachten wollen. Solche Unterstellungen finden sich bei Angriffen auf linke Politiker nicht. Auch die einhelligen Verurteilungen solcher Taten durch andere Politiker bleiben bei AfD-Opfern natürlich aus. Jedenfalls würde es sich auch hier empfehlen, erst einmal die Ermittlungsergebnisse abzuwarten, bevor die AfD wieder einmal als Sündenbock herhalten muss. (TPL)

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Author: Kurschatten
Journalistenwatch

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