Der ehemalige Staatsvirologe und Corona-Papst Christian Drosten hat wieder einmal geruht, sich der Öffentlichkeit auszusetzen. Dafür wählte er den ultralinken Podcast „Jung und naiv“, wo er sich erneut als unfehlbare wissenschaftliche Autorität und verfolgte Unschuld präsentierte. Drosten bestritt gar, sich 2021 für eine Impfpflicht ausgesprochen zu haben. Als er nach einer von ihm mitunterzeichneten Stellungnahme der Leopoldina konfrontiert wurde, die eine allgemeine Impfpflicht empfahl, erklärte er, diese habe lediglich aus einer „allgemeinen Liste“ von Empfehlungen bestanden. Alles habe den Zweck gehabt, „die heranrollende Delta-Welle“ und somit einen Lockdown zu verhindern. Heute sehe keiner mehr, was „geblüht“ hätte, wenn man sich nicht gekümmert hätte, klagte er. Auch die Impfung selbst verteidigte er unbeirrt. Dass diese keinen Fremdschutz biete, sei „wissenschaftlich falsch“, in neun von zehn Fällen sei ein Ungeimpfter an der Übertragung des Coronavirus beteiligt gewesen.
Durchseuchungsstrategien wie in Schweden lehnt er ab. Man könne nicht bei einem Prozent Letalität über eine Durchseuchungsstrategie argumentieren. (…) Diejenigen, die das vorgeschlagen haben, haben das zu einer Zeit vorgeschlagen, als man eigentlich schon wusste, dass die Letalität sehr hoch ist, im Bereich von einem Prozent liegt, in Gesellschaften wie Deutschland, mit dem Altersprofil“, meinte er, obwohl die tatsächliche Sterblichkeit an Corona höchstwahrscheinlich bei weit unter einem Prozent lag.
“Worüber reden wir hier eigentlich?”
Das Einzige, was Drosten auf die Frage, was man hätte anders machen können, einfiel, war tatsächlich ein „Wellenbrecher-Lockdown” für drei bis vier Wochen im Herbst 2020. „Damit hätte man vielleicht mehr bewirkt als mit einem Teil-Lockdown“, meint er. Die Kritik, dass die Schulschließungen in Deutschland im internationalen Vergleich zu lang gewesen seien, hält er ebenfalls für überzogen. Die Schulen seien nur 75 Tage flächendeckend geschlossen gewesen, gerade einmal zehn Tage mehr als in anderen europäischen Ländern: „Da frage ich mich, worüber reden wir hier eigentlich?“, so Drosten. Das eigentliche Hauptproblem sei ohnehin der anschließende „quälende Quarantäne-Betrieb“ gewesen, der durch die Testungen in den Schulklassen entstanden sei. Dafür seien aber die Gesundheitsämter, nicht die Politik zuständig gewesen. In anderen Ländern habe man nicht so viel über Maßnahmen diskutiert wie in Deutschland, da „die Leute einfach verstanden“ hätten, „wie gefährlich das war“, befand Drosten und behauptete, vieles habe man in Deutschland durch frühe und schärfere Maßnahmen verhindert.
Für Kollegen, die ihm nicht uneingeschränkt zustimmten, hat er nur Verachtung übrig. Es habe Wissenschaftler gegeben, die sich „breit in die Öffentlichkeit“ stellten und Dinge sagten, die „nicht wissenschaftlich“ gewesen seien. Er verstieg sich gar zu der ungeheuerlichen Behauptung, man könne als Virologe gar keine andere Meinung zu einem Sachverhalt haben. „Du kannst deine Daten anders interpretieren, als ich sie interpretieren würde. Da wäre ein Meinungsstreit gegeben.“ Das sei aber „nicht typisch“, vielmehr laufe es so: „Du hast deine Daten, ich habe meine. Jetzt müssen wir uns fragen, wer hat was falsch gemacht. Wer unterliegt einer Täuschung.“ Anders als in der Politik, gehe es in der Virologie nicht um Meinung, sondern um Argumente. Dennoch seien „kategorische Gegenredner wie Pilze aus dem Boden“ geschossen, stellte er indigniert fest. Diese hätten jedoch nicht wissenschaftlich sauber argumentiert. Drosten deutete auch an, viele hätten sich nur gegen ihn positioniert, weil er selbst oft in der Zeitung gestanden habe.
Drosten und die “Fakten”
Eine politische Aufarbeitung der Corona-Zeit hält er, wenig überraschend, für sinnlos, solange man „die Fakten“ nicht beachte. Fakten sind dabei natürlich nur das, was Christian Drosten dafür hält. In die entsprechenden Gremien würden „bewusst falsche Zeugen“ geladen, die parteipolitisch „verstrickt“ seien, raunte er, bekundete aber seine angebliche Bereitschaft, in einem möglichen Corona-Untersuchungsausschuss Rede und Antwort zu stehen, wobei er jedoch sofort die rhetorische Frage nachschob, was dabei herauskommen könne? Er sei Wissenschaftler und finde es falsch, „wenn Personen in der Politik sind, die sich wissenschaftlich identifizieren“. Er befürworte, politische und wissenschaftliche Handlungen auf einen „externen Prüfstand“ zu stellen.
Einen solchen Prüfstand würde er jedoch vermutlich ohnehin nicht anerkennen. In diesem Interview offenbarte Drosten abermals seinen grenzenlosen Narzissmus. Er ist nicht fähig, auch nur einem Funken Kritik zuzulassen oder gar Selbstkritik zu üben. Alle-selbst renommierte Fachkollegen-, die auch nur minimal andere Ansichten vertreten, sind für ihn schlechte Wissenschaftler und/oder einfach nur neidisch auf seine Popularität. Er selbst hält sich für eine fehlerfreie Koryphäe, die ständig von unfairen und missgünstigen Abweichlern verfolgt wird, die sich auf seine Kosten profilieren wollen. Hier zeigt sich eine zutiefst problematische Persönlichkeitsstruktur, die schon an Cäsarenwahn grenzt. Der Fall Drosten ist eine eindringliche Mahnung, sich in Notlagen nicht nur auf einen vermeintlichen Experten zu verlassen, umso mehr, wenn dieser einer Art Gottkomplex unterliegt. Wenn die öffentliche Meinung sich nicht irgendwann gegen den Corona-Wahn gewandt und Drosten noch länger sein Unwesen hätte treiben dürfen, wären die Folgen dieser künstlich geschürten Hysterie noch katastrophaler ausgefallen. Im Grunde müsste die Charité, wo er nach wie vor beschäftigt ist, die Zusammenarbeit mit ihm beenden und er sich vor einem Untersuchungsausschuss verantworten. (TPL)
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Author: Kurschatten
Journalistenwatch