Wann hat es eigentlich angefangen, dass man bei öffentlich-rechtlichen Shitstream-Medien der Ansicht war, man könne wissenschaftliche Studien besprechen?
Diese Studie zum Beispiel:
Diese Studie findet in der ARD-tagesschau heute den folgenden Niederschlag:
Da sehen Sie es.
Ihr Überleben hängt ab 70 nicht davon ab, ob Sie Krebs entwickeln oder davon, ob sie in einem Flugzeugabsturz umkommen, es hat nichts mit verabreichten mRNA-Spritzbrühen zu tun, nichts mit Herzkreislauf-Erkrankungen oder mit ihrer Bereitschaft, sich von Ärzten zum Selbstmord, entweder mit oder ohne vorherige Behandlung überreden zu lassen, zu tun.
Alles hängt an Worten, in dieser sprachlastig-irren Welt.
Ein Wort in 90 Sekunden mehr macht 5% mehr Restlebenszeit, was, wenn sie am nächsten Tag gestorben wären, immerhin noch 75 Minuten Verlängerung ausmacht.
Solchen Junk muss man heute über sich ergehen lassen. Und weil das alles noch nicht reicht, wird einer der Urheber dieses Junks wie folgt im ARD-Beitrag zitiert:
„Der Sprachtest wirkt simpel, aber er sei zur Vorhersage der noch verbleibenden Lebenszeit bei älteren Menschen wesentlich besser geeignet als alle anderen bisher dazu genutzten Tests und Aufgaben, sagt Ulman Lindenberger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
[…]
Die Fähigkeit, in kurzer Zeit viele Tiernamen zu finden, bleibt hingegen länger erhalten – trotz kognitiven Alterns.
Lindenberger erklärt dazu: „Wenn diese Fähigkeit anfängt nachzulassen, dann scheint das ein Hinweis darauf zu sein, dass sich die Person in der Phase des Lebens befindet, die wir auch als Nachlassen der Fähigkeiten in Todesnähe nennen.““
Aber nicht dass Sie denken, wenn sie 30 Tiere in 90 Sekunden aufzählen können, mache sie das immun, unantastbar von ärztlichen Kunstfehlern oder messerschwingenden Irren …
Der Test, um den es hier geht, besteht tatsächlich aus zwei Teilen:
Im ersten Teil geht es darum, in 90 Sekunden so viele Tiere wie nur möglich aufzuzählen, also Tierarten, nicht die Namen ihrer Katzen.
Im zweiten Teil geht es darum, innerhalb von 90 Sekunden so viele Worte, die mit einem „s“ beginnen, wie nur möglich zu nennen.
Warum 90 Sekunden?
Warum nicht?
Auf irgend etwas muss man ja standardisieren.
Man kann die Leute ja nicht bis zu ihrem Lebensende Tierarten aufzählen lassen.
Obschon, dann hätte man ein absolutes Maß: Wer bis zu seinem Tot 102381 Tierarten aufzählen kann, hat 102381 Tierarten überlebt …
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Wie dem auch sei.
Der Test ist einer von etlichen Tests, die im Rahmen der „Berliner Altenstudie“ vorgenommen wurden, mit freiwilligen Alten, 516 an der Zahl, die sich dieser Tortur unterzogen haben. Indes, die Tortur umfasst acht verschiedene Befragungszeitpunkte, die sich zwischen 1990 bis 2009 erstrecken. Aber im Durchschnitt haben die Alten lediglich vier Jahre und somit maximal zwei Tests durchgehalten, bevor sie gestorben sind. Und verstorben sind alle Teilnehmer der Altenstudie. Vermutlich aus Frust über die dummen Fragen.
Wie gesagt, der oben dargestellte „Verbal Fluency“ Test ist nur einer aus einer Reihe von Tests, die noch den Perceptual Speed Test [auf einer Vorlage werden den Ziffern 1 bis 9 Symbole zugewiesen. Die Probanden müssen in der Folge 90 Zahlen die richtigen Symbole zuordnen, bzw. so vielen, wie in 90 Sekunden möglich], den Episodic Memory Test [Zwei Hauptworte werden zusammen präsentiert, anschließend nur noch eines und der Proband muss das fehlende ergänzen] und den Verbal Knowledge Text [Probanden wird ein Wort genannt, das sie definieren sollen] umfassen.
Indes, bei der ARD ist nur vom Verbal Fluency Test die Rede, und das hat einen einfachen Grund: Das ist der einzige Test, der in multivariater Analyse überhaupt etwas erklärt, den Sterbezeitpunkt der Befragten erklärt. Eine makabre Analyse, die auch bei näherer Leichenschau nicht besser wird, denn: Ein Forscher, der sein Feld ernst nimmt, fragt sich natürlich, warum von vier Tests nur einer überhaupt etwas erklärt, und er fragt sich darüber hinaus, ob er nicht Rauschen gemessen hat …
Indes, die Forscher aus Berlin wissen: Wer mehr Worte in 90 Sekunden herunterstammeln kann, lebt länger. Ein Ergebnis, das an naivem ceteris paribus nicht zu überbieten und so bescheuert ist, dass es natürlich in der ARD-tagesschau breit getreten wird – denn dort scheint man auf Junk Science spezialisiert zu sein.
Bleiben wir noch etwas beim Ergebnis. Die Autoren schreiben:
„A one-unit increase in the current value of category fluency predicted a 5% (95% CI = [3%, 8%]) reduction in mortality risk. A one-unit increase in the current value of word beginning fluency predicted a 3% (95% CI = [1%, 5%]) reduction in mortality risk. These effects translate to a reduction in risk of dying of 5.6% for an additional animal (category) and of 3.7% for an additional word starting with “s” (word beginning) named by a participant.“
Dieses Ergebnis ist die Verbalisierung der folgenden Tabelle:
Die Tabelle gibt den Zusammenhang zwischen der Überlebenszeit und den Tests, sowie dem Ausgangsalter und dem Geschlecht an. Nur die unterstrichenen Koeffizienten sind relevant. Mit weitem Abstand am meisten erklärt: Geschlecht. Frauen leben deutlich länger als Männer. Es folgt: Alter: Zu Beginn der Berlin Altenstudie schon sehr alte Menschen leben nicht mehr so lange wie zu Beginn der Altenstudie noch nicht so alte Menschen.
Wer hätte es gedacht?
Und wenn man dann in der Liste der Tests nach unten geht, findet man irgendwann den Verbal Fluency Test, der als einziger einen geringen Erklärungsbeitrag zum Sterbezeitpunkt liefert.
Ergo leben Frauen, die bei Beginn der Altenstudie noch nicht so alt waren, wie andere Frauen und die mehr Worte in 90 Minuten packen können als alte Frauen und Männer länger. Anders formuliert: Personen, deren statistische Lebenszeit länger ist als die anderer, die zudem zu Beginn eines Tests jünger sind als andere, leben länger als diejenigen, deren statistische Lebenszeit kürzer ist und die schon zu Beginn der Altenstudie wirklich alt waren.
Ein schönes statistisches Artefakt.
Und außerdem bringen die, die ohnehin länger leben, noch mehr Worte in 90 Sekunden unter.
Wenn man untersucht hätte, wie schnell die Probanden in der Lage sind, eine Strecke von 100 Metern zurückzulegen, dann hätte man vermutlich herausgefunden, dass diejenigen, die dazu überhaupt noch in der Lage sind und diejenigen, die 100 Meter schneller zurücklegen als andere, noch mehr Jahre ansammeln können, ehe sie sterben, vor allem dann, wenn sie zum Laufzeitpunkt jünger als die anderen waren. Und wenn man diejenigen, die nach 100 Metern noch Puste haben, nach Tiernamen fragt, dann gibt das erst ein tolles Ergebnis.
Je länger man über diese Junk Studie nachdenkt, desto absurder wird das ganze und wenn Sie dann noch bedenken, dass der Sterbezeitpunkt per Test vollkommen unabhängig von der Frage, ob der Alte sich im Laufe seines Restlebens nachhaltig verhält, seinen Müll trennt und regelmäßig am Alten-Bingo im Gemeinschaftsraum teilnimmt, oder seinen Tag festgeschnallt am Bett hinter sich bringt, durchgeführt wurde, dann kommen doch ernsthafte Zweifel an der Validität und Reliabilität dieses Ergebnisses auf…
Nicht bei der ARD – versteht sich.
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Author: Michael Klein
Michael Klein