Dieselfahrer sparen an der Tankstelle bei weitem nicht mehr so viel wie noch vor einigen Jahren. Zuletzt war der Kraftstoff im Schnitt nur noch 5 Cent billiger als Superbenzin der Sorte E10, wie Zahlen des ADAC zeigen. Das ist viel weniger als die langjährigen Durchschnittswerte für diesen Abstand – und macht derzeit Dieselfahrzeuge im Vergleich zu Benzinern weniger wirtschaftlich. Ein Blick in die Zahlen.
Der normale Abstand
Auf Diesel erhebt der Staat weniger Steuern und Abgaben als auf Benzin. Rund 20 Cent pro Liter beträgt der Unterschied, wie der Kraftstoffmarktexperte des ADAC, Christian Laberer sagt. «Diesen Unterschied sehen wir an den Tankstellen aber schon lange nicht mehr.» Doch was ist ein normaler Abstand? Nimmt man die zehn Jahre vor Ausbruch des Ukraine-Krieges – also 2012 bis 2021 – war Diesel im Schnitt 15,4 Cent billiger als E10. Aktuell ist es nicht einmal ein Drittel, im Schnitt des ersten Halbjahres, der bei 8,8 Cent liegt, nur etwas mehr als die Hälfte.
Warum der Abstand schrumpft
«Der Diesel ist sehr viel krisenanfälliger, weil wir sehr viel mehr davon importieren», sagt Laberer. Dahinter steckt unter anderem, dass aus Rohöl «pi mal Daumen etwa gleich viel Benzin wie Diesel entsteht», wie der Experte sagt, in Deutschland aber sehr viel mehr Diesel verbraucht wird. Gut 32 Millionen Tonnen waren es 2024 laut Statistik des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bei Diesel, von denen 13 Millionen importiert wurden. Bei Benzin lag der Verbrauch dagegen nur bei knapp 18 Millionen Tonnen – gut zwei Millionen davon wurden importiert.
Lange Zeit kam ein wesentlicher Teil der deutschen Diesel-Importe direkt aus Russland, das war einer der Treiber, warum der Dieselpreis 2022 Benzin sogar überholte. 2023 und 2024 war der Unterschied der Preise ebenfalls sehr viel geringer als in den Jahren zuvor. Ersatzlieferungen stammen nun vor allem aus den USA, Westeuropa und dem arabischen Raum. Aber auch heute noch komme Diesel aus Russland «über Umwege», das heißt aus Drittländern wie Indien oder der Türkei nach Deutschland, sagt Laberer – nur eben teurer.
Die Folgen
Die Verschiebung hat nicht nur direkt an der Tankstelle ihre Folgen, sondern auch beim Autokauf. Denn wenn sich der Preisabstand verringert, verschieben sich die Grenzen, ab denen sich der Dieselkauf lohnt.
«In der Vergangenheit galt oftmals die Faustregel, dass sich ein Diesel ab etwa 15.000 Kilometern Fahrleistung im Jahr finanziell lohnt», sagt ein ADAC-Sprecher. Die niedrigeren Tankkosten glichen ab dann den höheren Anschaffungspreis und die höhere Steuer aus. Inzwischen habe sich aber der Markt verändert und es sei stärker von Hersteller und Fahrzeugmodell abhängig, ob sich ein Diesel lohne. In der Tendenz sieht der Mobilitätsclub, «dass immer öfter große Jahresfahrleistungen – teilweise jenseits von 20.000 Kilometern – nötig sind, um einen Diesel günstiger zu fahren als einen Benziner.»
Pauschalisieren lasse sich das allerdings nicht. Es gebe auch heute noch Hersteller, bei denen das dieselbetriebene Fahrzeug schon ab 10.000 Kilometern billiger sei. Andererseits rechne sich der Diesel bei anderen Modellen gar nicht mehr. «Diese Einzelfälle gibt es nach ADAC-Erfahrungen immer häufiger», sagt der Sprecher.
Der ADAC ermittelt seit Jahren für verschiedene Automodelle die Kosten pro Kilometer und vergleicht für Jahresfahrleistungen von 10.000, 15.000, 20.000 und 30.000 Kilometern, ob ein Diesel oder ein vergleichbarer Benziner günstiger ist. Für fünf weit verbreitete Modelle hat er die Situation im Jahr 2019 mit der aktuellen verglichen. 2019 war in 13 von 20 Fällen der Diesel günstiger, in sieben der Benziner. 2025 war der Diesel nur noch in sieben Fällen günstiger, in einem lag er gleichauf und in zwölf Fällen war er teurer.
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