Die im Titel gestellte Frage ist eine der Fragen, die dann, wenn es um Spenderorgane geht, nicht diskutiert werden. Vielmehr wird in der öffentlichen Diskussion gemeinhin so getan, als gäbe es keine qualitativen Unterschiede zwischen Spenderorganen im Allgemeinen und Spendernieren im Besonderen, als sei das alleinige Kriterium der Vergabe eines Spenderorgans an natürlich gleichberechtigte Empfänger die Wartezeit und die „Passung“ der Spenderniere.
Indes, das ist die schöne Theorie oder der schöne Schein.
In der Realität gibt es KPDI und ET-DRI – Kidney Donor Profile Index und Eurotransplant Donor Risk Index – zwei Begriffe, die im Wesentlichen dasselbe beschreiben: Die Qualität einer Spenderniere und deren bevorzugte Verwendung.
Wie immer, wenn es um Transparenz in einem weitgehend intransparenten Bereich geht, kommen interessante und relevante Informationen aus den USA, einfach, weil die Verschwiegenheit unter denen, die dort mit Organtransplantationen ihr Geld verdienen, nicht so umfassend ist, wie dies in Europa der Fall ist.
Die Arbeit von Mohan et al. (2025) ist gerade im Journal of the American Medical Association (JAMA) – Internal Medicine erschienen, und sie bringt etwas Licht in das Dunkel, das mit Organtransplantation gemeinhin verbunden ist, denn die Autoren interessieren sich für Spendernieren, die an bestehenden Wartelisten vorbei an bestimmte Empfänger vergeben werden, Spendernieren, die in der Theorie mit einem höheren/hohen KPDI bewertet sind, deren Restlaufzeit im Vergleich zu anderen Nieren geringer ist und die eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, nicht die Funktion zu erfüllen, die ihnen nach Transplantation zugedacht ist: Kurz Spendernieren von „älteren“ Spendern, Gebrauchsorgane, die schon erheblichen wear and tear aufweisen und – wie ein gebrauchtes Auto – eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, liegen zu bleiben.
Mohan et al. (2025) interessieren sich dafür, ob die minderwertigeren Nieren mit einem hohen KPDI-Wert nach ethnisch relevanten Kriterien vergeben werden. Eine dieser Studien aus dem „Rassismus“-Fahrwasser. Indes, Mohan et al. (2025) finden nur Zusammenhänge mit „anderen“ Ethnien, alten Männern, vorsorglich vorgenommenen Transplantationen, bevor ein Patient zur Dialyse muss und privat versicherten Patienten. Aber natürlich haben Mohan et al. (2025) nach „rassistischer Diskriminierung“ gesucht und übersehen deshalb das Offensichtliche, das angeblich minderwertigere Spendernieren zum Handelsobjekt für diejenigen macht, die mit ihrem Geld einen Weg vorbei an den Schlangen der normal Wartenden gefunden zu haben scheinen. Eine Vermutung, die die kaum geringere Qualität der „minderwertigeren“ Spendernieren, wie sie die Autoren in ihren Daten ausweisen, zu belegen scheint:
Der KPDI hat einen Wertebereich von 0 bis 100, wobei höhere Werte eine geringere Qualität der Spenderniere angeben. Vergleicht man die Werte für die außerhalb der Warteschleife vergebenen „minderwertigeren“ Nieren, dann zeigt sich, dass der Unterschied zwischen den „minderwertigeren“ und den anderen Spendernieren nicht so groß ist, wie man das vielleicht erwartet hat, angesichts der Tatsache, dass eine Spenderniere guter Qualität mit einem KPDI von weniger als 20 verbunden ist, eine mit mittlerer Qualität im Bereich von 20 bis 85 verortet wird und alles, was über 85 liegt eigentlich den Gegenstand schneller Transplantation in ältere Patienten bildet, die dringend eine Spenderniere benötigen und in Wartliste sterben würden, müssten sie die vorgesehene Zeit warten (Insbesondere ist die Standardabweichung zwischen „out of sequence“ und normal verteilten Nieren nicht unterschiedlich!).
Die Ergebnisse von Mohan zeigen, dass die außer der Warteliste zugewiesenen Organe vornehmlich an Leute gehen, die zum Zeitpunkt der Transplantation KEINE Dialyse benötigten, die vorsorglich mit einer Spenderniere versorgt werden, was die Frage aufwirft, welche Art von Kuhhandel hier stattfindet.
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Aber das sind natürlich die USA.
Das kann im gut EU-regulierten Europa und mit Eurotransplant nicht passieren.
Schon weil es den KPDI in Europa nicht gibt.
Es gibt stattdessen ET-DRI – Eurotransplant Donor Risk Index.
Mit ET-DRI wird die Qualität einer Spenderniere anhand
- des Alters des Spenders,
- der Todesursache,
- des Gesundheitszustandes des Spenders (liegen z.B. Bluthochdruck, Diabetes oder andere Erkrankungen vor);
- der Nierenfunktion, gemessen vornehmlich über Kreatinin-Werte,
- und der Zeit, die zwischen Entnahme und Transplantation vergeht (prognostiziert),
bewertet.
Damit unterscheidet sich der ET-DRI vom KPDI, denn der KPDI benutzt all diese Kriterien und zudem die ethnische Herkunft des Spenders, um die Qualität der Spenderniere zu bewerten.
Man muss also kein Hellseher sein, um vorherzusehen, dass der für die USA formulierte Verdacht, nachdem die Umgehungsstraße, mit der eigentlich Organe geringerer Qualität schnell an Empfänger gebracht werden müssen, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation und ihres Alters nicht darauf warten können, bis sich der Stau vor ihnen aufgelöst hat, dazu genutzt wird, auch andere als die vorgesehenen Organe an andere als die vorgesehenen Empfänger zu überbringen, auch für Europa zutrifft. Letztlich gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Korruption im medizinischen Bereich in Europa weniger ausgeprägt ist als in den USA.
Noch ein abschließendes Wort zum KPDI/ET-DRI-Wert.
Ein geringer Wert sagt im Wesentlichen, dass die Spenderniere von einem jungen, gesunden Spender stammt, eine höhere Restlaufzeit mitbringt, die mindestens 15 Jahre beträgt und deshalb für Patienten gedacht ist, die jünger sind, länger auf eine Spenderniere angewiesen sein werden.
Ein mittlerer Wert steht für eine Spenderniere, die moderate Qualitätskriterien erfüllt und für die breite Masse der auf der Warteliste stehenden Empfänger vorgesehen ist. Die Restlaufzeit der Niere wird zwischen 10 und 15 Jahren veranschlagt. Danach steht der nächste Organwechsel an.
Ein hoher Wert zeichnet eine mit einem hohen Risiko verbundene Spenderniere aus, die von einem alten Spender stammt, der gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe war, deren Restlauffzeit zwischen 7 und 10 Jahren beträgt, eine Niere, die man Leuten verpassen kann, die ohne die entsprechende Niere vermutlich in Wartezeit verstorben wären.
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Author: Michael Klein
Michael Klein