Es gibt Momente, da steht man als Journalist einfach ratlos da. Und man muss das ganz offen zugeben. Ratlos, weil das, was hier gerade passiert, einfach surreal ist. Wie aus einem schlechten Film. Und man nur noch den Kopf schütteln möchte.
Da wird Bundeskanzler Olaf Scholz Rassismus vorgeworfen, weil er den CDU-Politiker Joe Chialo bei einer privaten Feier in Berlin als „Hofnarr“ und „Feigenblatt“ bezeichnet hat. Ich bin der letzte, der Scholz verteidigen möchte. Aber Fakten sind Fakten. Und die Begriffe sind nicht rassistisch. Eindeutig. Ausnahmsweise haben die rot-grünen Medien hier einmal Recht, wenn sie Scholz da in Schutz nehmen.
Doch das ist nur die eine Nuance dieser Farce.
Die andere ist: Diese Begriffe würden von denselben Journalisten, die jetzt Scholz den Rücken stärken, sofort als rassistisch gedeutet, wenn sie von jemandem aus dem „falschen“ Lager kämen. Es ist eine Groteske: Die eigene Waffe, mit der Rot-Grün seit Jahren, ja Jahrzehnten auf andere einschlägt, trifft nun einen aus den eigenen Reihen. Und plötzlich wird abgewiegelt. Plötzlich ist „Hofnarr“ ganz harmlos.
Wären die Rollen vertauscht – hätte etwa Merz dasselbe gesagt – es gäbe eine tagelange mediale Empörungswelle, Sondersendungen und Rücktrittsforderungen. Doch Scholz bekommt den maximalen medialen Schutzschild: „Gewehr bei Fuß“ stehen die üblichen Verdächtigen aus Presse und Rundfunk bereit, um den (Wahlkampf-)Schaden zu begrenzen. Es ist fast tragikomisch – wenn es nicht so entlarvend wäre.
Nicht rassistisch, aber eine Unverschämtheit
Doch auch wenn „Hofnarr“ und „Feigenblatt“ nicht rassistisch sind, es ist – und auch davon lenken die rot-grünen Medien ab – eine unglaubliche Frechheit und Entgleisung. Ein Bundeskanzler, der einen führenden schwarzen Politiker so abkanzelt – das hat mit Würde nichts zu tun. Es ist anmaßend, es ist beleidigend und es zeigt eine Geringschätzung, die eines Regierungschefs unwürdig ist. Vor allem eines, der sich im Wahlkampf “Respekt” auf die Fahnen schrieb. Und genau diesen Respekt am meisten vermissen lässt. Er wirkt wie eine Dame des leichten Gewerbes, die ständig ihre eigene Moral anpreist.
Aber Scholz legte noch nach. Sein verbaler Amoklauf bei besagter Feier in Berlin – wohl unter Alkoholeinfluss – ging nicht nur gegen Chialo, sondern auch gegen Journalisten. Öffentlich-rechtliche Spitzenkräfte watschte er mit „Halt den Mund, du Arsch“ ab. Andere Journalisten bezeichnete er als CDU-Parteisoldaten. Der Kanzler wirkte auf einmal wie ein pöbelnder Troll im Internet. Und bediente genau jene Denkmuster, die er sonst als demokratiegefährdend geißelt: Wer ihn nicht richtig versteht, wer seine Politik nicht ausreichend feiert, der muss fremdgesteuert sein.
Eine Debatte, die keiner braucht
Das alles ist grotesk. Aber eine noch viel größere Tragik liegt anderswo. Denn während Deutschland sich mit den bizarren Aussetzern des (Noch-)Kanzlers beschäftigt, passiert in München das nächste Unfassbare: Ein Afghane rast in eine Demonstration, verletzt mindestens 28 Menschen, ein Kind schwebt in Lebensgefahr.
Und was ist das große Thema? Ein Kanzler, der sich daneben benimmt. Ein Kanzler, der offenbar so wenig Kontrolle über sich selbst hat, dass er sich hemmungslos in Beleidigungen stürzt. Ein Kanzler, der es aber dennoch schafft, dass sich das Land nicht über seinen Kontrollverlust, sondern über eine vermeintlich rassistische Wortwahl streitet.
Deutschland hat wahrlich größere Probleme. Doch wer Scholz dabei zusieht, wie er pöbelt, relativiert und ablenkt – und wer gleichzeitig sieht, wie die Medien ihn schützen, wie die Empörungsmechanik bei Scholz plötzlich ausgesetzt wird – der fragt sich unweigerlich:
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