Ein 21-Jähriger sieht, wie Frauen in einer Dresdner Straßenbahn belästigt werden. Er greift ein. Tut, was wir alle uns wünschen: nicht wegschauen, sondern handeln. Dafür sticht man ihn nieder.
Es geschah in der Nacht zum Sonntag: Das Opfer ist ein 21 Jahre alter US-Amerikaner. Nach Polizeiangaben belästigten zwei Männer eine Gruppe weiblicher Fahrgäste in der Straßenbahnlinie 7. Der junge Mann ging dazwischen – und wurde mit dem Messer attackiert. Die Täter flohen. Beamte fassten in der Nähe einen 21-jährigen Syrer, gegen ihn und den zweiten, flüchtigen Täter wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Es sind Nachrichten wie diese, die mich persönlich zutiefst erschüttern – nicht als Journalist, sondern als Vater von Töchtern. Vor kurzem wurde die Tochter der Ex-Freundin eines guten Freundes erstochen, ein junges Mädchen. Und nun lese ich, dass einer, der helfen will, selbst zum Opfer wird. Dann blutet mir das Herz und ich frage mich: Was würde ich tun, wenn ich in dieser Bahn gesessen hätte? Würde ich helfen? Oder hätte ich Angst, selbst im Krankenhaus oder auf dem Friedhof zu enden?
Genau hier liegt das Dilemma, das unsere Gesellschaft zerfrisst: Wir predigen Zivilcourage, wir verlangen sie in Kampagnen, in Leitartikeln, in Talkshows. Aber in der Realität wird sie oft zur Falle. Wer einschreitet, riskiert sein Leben – und sieht zugleich, dass Täter in vielen Fällen mit lächerlichen Strafen davonkommen.
Die „Bild“-Zeitung meldete am Sonntagnachmittag unter Berufung auf einen Polizeisprecher, dass auch der festgenommene 21-Jährige mittlerweile wieder auf freiem Fuß sei. Entschieden habe dies die Staatsanwaltschaft, eine Begründung wurde nicht genannt. Bei ihm soll es sich allerdings nicht um den Messerangreifer handeln, dieser sei nach wie vor flüchtig.
Ich habe in den vergangenen Jahren über unzählige Fälle geschrieben, in denen Männer, die Frauen sexuell belästigt haben, bekamen Bewährungsstrafen. Männer, die Kinder missbraucht haben, mussten nicht ins Gefängnis. Vergewaltiger erhielten „Erziehungsmaßnahmen“ statt Haft. Ich weiß, dass Juristen sofort mit Fachbegriffen und Paragraphen kommen: Strafmaß, Einzelfall, Rechtsstaat. Aber das ändert nichts am Signal, das bei uns allen hängenbleibt: Täter werden geschont. Opfer bleiben auf der Strecke.
Und dieses Signal ist verheerend. Es schwächt nicht nur das ohnehin extrem sportliche Rest-Vertrauen in die Überbleibsel unseres Rechtsstaats, den wir früher hatten. Es zerstört auch den inneren Kompass unserer Gesellschaft. Denn wenn Mut bestraft und Gewalt verharmlost wird, wenn Helfer ihr Leben riskieren und Täter milde Urteile erwarten dürfen – wer traut sich dann noch, dazwischenzugehen?
Natürlich: Nicht jeder Täter ist ein Migrant. Und erst recht ist nicht jeder Migrant ein Täter. Aber es wäre unehrlich, zu verschweigen, dass viel zu viele Fälle genau dieses Muster haben. Dass Gewalt importiert wird, aus frauenfeindlichen Gesellschaften, aus Gewalt-Gesellschaften – und dass Politik und Medien lieber wegsehen, als diese unbequeme Wahrheit auszusprechen. Wer es doch tut, wird diffamiert. Aber das ändert nichts an der Realität in unseren Straßenbahnen, Parks und Bahnhöfen. Die unsere Politiker und Journalisten in ihren besseren Vierteln und mit ihrer Fahrbereitschaft oder Geld für Taxi oder Uber gar nicht mitbekommen.
Das Tragische ist: Wir machen uns selbst zu einer Gesellschaft der Angst. Angst, abends noch auszugehen. Angst, die eigenen Kinder loszuschicken. Angst, im Ernstfall Zivilcourage zu zeigen. Angst, über all das zu reden. Und wenn Angst zur Norm wird, stirbt Freiheit.
Es gibt noch eine zweite Dimension, die mich fassungslos macht: Die Täter wissen, dass ihnen oft kaum Konsequenzen drohen. Sie können Frauen anpöbeln, begrapschen, schlagen – und selbst bei Wiederholungstaten gibt es in Deutschland noch Richter, die Bewährung für „angemessen“ halten. Das wirkt wie ein Freibrief. Es sagt: Versucht es ruhig, schlimmstenfalls bekommt ihr eine Ermahnung.
Und genau deshalb ist der Dresdner Fall mehr als eine Polizeimeldung. Er ist ein Spiegel für den Zustand unseres Landes. Für eine Justiz, die ihre eigenen Bürger im Stich lässt. Für eine Politik, die lieber rot-grüne Luftschlösser schreibt, als Gefahren zu benennen. Für eine Gesellschaft, die die Helden, die sie sich wünscht, ins offene Messer laufen lässt.
Ich schreibe das mit ruhiger Wut. Weil ich weiß, dass viele jetzt wieder abwiegeln werden: „Einzelfall“, „keine Panikmache“, „kulturelle Unterschiede“. Aber wenn die Einzelfälle sich häufen, wenn Menschen sterben, weil sie das Richtige tun – dann darf man nicht mehr schweigen. Dann ist es keine Panikmache, sondern schlichte Realität.
Ich will meinen Töchtern beibringen, dass Mut eine Tugend ist. Aber wie, wenn Mut in Deutschland so oft bestraft wird? Wenn ein 21-Jähriger, der Frauen schützt, mit dem Messer im Körper liegenbleibt – während Täter mit einem Lächeln aus dem Gerichtssaal spazieren?
Es ist dieses Missverhältnis, das mich verrückt macht: Das Opfer kämpft um sein Leben oder hat lebenslang an den psychischen Folgen zu tragen, der Täter lacht sich kaputt. Der Helfer blutet, der Gewalttäter grinst. Der Mutige wird bestraft, der Feige belohnt. Ein Staat, der so handelt, verspielt seine Legitimation.
Und am Ende bleibt die Frage, die ich mir seit Tagen stelle: Was würde ich tun, wenn es vor meinen Augen passiert? Würde ich helfen, oder würde ich den Blick senken, um meine Kinder nicht ohne Vater zurückzulassen? Allein, dass ich mir diese Frage stelle, zeigt, wie krank unser System geworden ist.
Wenn in Deutschland Mut bestraft wird und Gewalt folgenlos bleibt, dann stirbt nicht nur Zivilcourage – dann stirbt das ohnehin geringe Rest-Vertrauen in diesen Staat.
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