Züge fallen aus, Brücken brechen, Fahrgäste fluchen. Doch einer lächelt: Richard Lutz, Noch-Bahnchef, verabschiedet sich – mit Millionen in der Tasche.
Was klingt wie eine Satire, ist Realität im besten Deutschland aller Zeiten. Lutz, seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, hinterlässt ein Bild des Grauens:
Rekordschulden von über 70 Milliarden Euro.
Zufriedenheitswerte unterhalb der Grasnarbe.
Ein Unternehmen im freien Fall – wirtschaftlich wie organisatorisch.
Und der Lohn? Eine goldene Abfindung, Pensionsansprüche, warme Worte. Keine Abrechnung, kein Rücktritt im Zorn, kein Eingeständnis. Sondern: “Danke für alles.”
Wie konnte es so weit kommen?
Willkommen im Biotop der Berliner Verantwortungslosigkeit. Hier herrscht ein System, in dem die schlimmsten Fehler nicht geahndet, sondern prämiert werden – vorausgesetzt, man ist Teil der richtigen Kreise. Wer einmal dazugehört, bleibt unantastbar. Es ist die politische Inzucht, die Deutschland langsam, aber sicher lähmt.
Andrea Nahles? Scheiterte als Arbeitsministerin. Heute: Chefin der Bundesagentur für Arbeit.
Sigmar Gabriel? Schrieb sich politisch selbst ins Aus. Heute: bestens versorgter Aufsichtsrat.
Ronald Pofalla? Ehemals Kanzleramtsminister, dann in den Bahn-Vorstand. Ohne Fachwissen – aber mit bestem Netzwerk.
Es ist das große Postenschachern, das keine Leistung kennt, nur Loyalität. Und eine regelrechte Drehtür zwischen Parteizentralen, Staatsbetrieben, Behörden und Vorständen.
Einmal im Kreis, immer im Kreis.
Währenddessen kämpfen die unteren Ränge ums Überleben. Lokführer berichten von Schikanen, Schalterpersonal von Überlastung. Ein Fehler – und die Abmahnung liegt auf dem Tisch. Pünktlich. Ganz im Gegensatz zu den Zügen.
Und noch etwas ist pünktlich: das Framing. Wenn ein Bahnchef geht, dann heißt es, er übergebe „wohlgeordnet“ oder „übernehme Verantwortung“. In Wahrheit aber geht er unbeschadet – während die Fahrgäste im überhitzten ICE festsitzen.
Der Chef selbst brachte es auf den Punkt. In einem Interview sagte er 2019:
„Ein Zug, der nicht losfährt, kann nun mal nicht zu spät ankommen.“
Die Logik dahinter, wenn man sie zu Ende denkt?
Am besten wäre es, es führen gar keine Züge mehr. Dann könnten wir in Ruhe alles reparieren.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Der Betrieb stört beim Sanieren. Fahrgäste sind Ballast. Und die Lösung? Strecken stilllegen. Züge streichen. Mobilität abschaffen – damit das System sich irgendwie selbst repariert.
So sieht das moderne Bahnmanagement aus: Weniger fahren, um weniger zu versagen.
Es ist ein Rückbau auf Raten. Und ein Trauerspiel mit bekannten Gesichtern. Jahr für Jahr wechseln dieselben Personen von Pannenministerium zu Pleitebetrieb, von Staatskonzern zur nächsten Behörde. Immer mit freundlichem Lächeln. Immer mit Anschlussverwendung.
Dass ein Lutz für seine historische Misswirtschaft jetzt auch noch belohnt wird, ist kein Ausrutscher – es ist der Beweis:
Dieses Land hat ein Elitenproblem. Nicht, weil es Eliten gibt. Sondern weil sie nicht mehr austauschbar sind.
Der Preis? Vertrauen. Leistung. Fortschritt.
Vielleicht ist das die neue Definition von Führungsverantwortung:
Scheitern, kassieren, schweigen.
Und dann mit dem Dienstwagen davonrollen – während auf der Strecke dahinter wieder einmal der Zug ausfällt.
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