Ein alter DDR-Witz geht so: Ein Mann kommt in den Laden und fragt, ob es hier Brot gibt. Die Verkäuferin antwortet: „Nein, hier gibt’s kein Fleisch, hier ist die Metzgerei. Kein Brot gibt’s nebenan in der Bäckerei.“
Man lacht – oder fröstelt. Weil man spürt, wie nah solche Absurditäten manchmal sind.
Willkommen bei der Bundesagentur für Arbeit. Das ist die Behörde, bei der es keine Arbeitsplätze gibt. Die gibt’s nebenan – auf dem freien Markt. Die Agentur selbst ist mehr damit beschäftigt, Arbeitslosigkeit zu verwalten, als sie zu beenden.
Und das kostet. Nicht ein paar Hundert Euro. Sondern: Fast 68.000 Euro pro erfolgreiche Vermittlung – so lässt es sich aus offiziellen Zahlen der Bundesregierung ableiten. Die stehen in einer Antwort auf eine Anfrage der AfD-Fraktion (BT-Drucksache 20/9152) hervor.
Demnach lagen die jährlichen Personalkosten pro Vermittler bei rund 92.500 Euro, dazu Sachkosten von 22.940 Euro – insgesamt also 115.440 Euro je Vollzeitstelle. Bei einem Gesamtaufwand von rund 2,1 Milliarden Euro wurden im SGB-II-Bereich gerade einmal 31.100 erfolgreiche Vermittlungen erzielt. Rechnerisch ergibt das einen Vermittlungspreis von fast 68.000 Euro pro Fall. Auch wenn diese Rechnung zugespitzt ist – die Vermittler haben natürlich auch andere Aufgaben.
Und an der Spitze dieses Systems? Andrea Nahles. Eine gescheiterte SPD-Chefin als Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur. Nicht wegen Kompetenz. Sondern weil man in dieser Republik selbst für das politische Scheitern noch belohnt wird – solange man auf der „richtigen Seite“ steht. Auch das ist Teil des Problems. Der Fisch stinkt vom Kopf. Und der Apparat stottert längst bis ins letzte Glied.
Immer weniger vermitteln immer teurer
Es wäre ja schon schlimm genug, wenn das System teuer und schwerfällig wäre – aber wenigstens effektiv. Doch es ist nicht einmal das. Die tatsächliche Vermittlungsquote schrumpfte gleichzeitig auf einen historischen Tiefstand…. Während 2014 noch 13,9 Prozent der Bürgergeldempfänger in Arbeit gebracht wurden, waren es 2023 nur noch 5,9 Prozent. Oder anders gesagt: Von 100 arbeitsfähigen Leistungsempfängern schafft es die Bundesagentur, knapp sechs erfolgreich zu vermitteln – für Milliardenbeträge.
Was sich dahinter verbirgt, ist mehr als nur Ineffizienz. Es ist ein System, das sich eingerichtet hat – mit Maßnahmen, Schulungen, Eingliederungshilfen und einem dichten Netz an Kontrollmechanismen. All das klingt gut, kostet viel – und bringt oft nichts.
Ein Sprecher der Bundesagentur versucht es mit einer Ausrede: Viele Arbeitslose seien „nicht ohne weiteres vermittelbar“, weil sie „gesundheitlich oder altersbedingt“ Einschränkungen hätten. Man kann das glauben. Oder man kann sich fragen, warum sich in einem Land mit Millionen offener Stellen so viele Menschen offenbar dauerhaft in Maßnahme-Kreisläufen befinden – und nicht in Jobs.
Verwaltung statt Vermittlung
Der Fall zeigt, was in Deutschland immer häufiger aus dem Ruder läuft: Der Staat verliert sich im Prozess – und vergisst das Ergebnis. Vermittlung wird zur Formalie. Erfolg zur Ausnahme. Und der Bürger? Zum Datensatz im System.
Dabei gäbe es durchaus etwas zu vermitteln. Noch nie gab es so viele offene Stellen wie derzeit – gerade im Handwerk, in Pflegeberufen oder im Einzelhandel. Doch statt dort anzusetzen, setzt man auf Berichtspflichten, digitale Skills-Kurse und Bewerbungstrainings mit PowerPoint. Wo früher ein persönliches Gespräch half, kommt heute ein Formular.
Ein Land der Maßnahmen
Vielleicht ist das der neue Sozialstaat: Ein Land, das keine Lösungen mehr schafft, sondern Zustände verwaltet. Das für jedes Problem eine neue Bescheinigung erfindet – aber keine Wirkung erzielt. Das die Arbeitslosigkeit nicht mehr bekämpft, sondern betreut. Und in dem ein Vermittlungserfolg dann gefeiert wird wie ein Lottogewinn – mit 67.000 Euro Einsatz.
Wer sich tiefer mit dieser Absurdität befassen will, dem sei mein Beitrag vom März empfohlen: „Bürgergeld: Milliarden versickern in der Bürokratie – Neue Studie enthüllt: Nur ein Bruchteil kommt bei den Bedürftigen an.” Auch dort zeigt sich das gleiche Prinzip: Die Verwaltung ist längst zum Selbstzweck geworden – und die, um die es eigentlich gehen sollte, sind nur noch Statisten im System. Hilfe scheint weniger vorrangig zu sein als die Erhaltung des Apparats – koste es, was es wolle.
Früher sagte man: Wer arbeitet, soll mehr haben als der, der nicht arbeitet. Heute heißt es stillschweigend: Wer andere verwaltet, ist auf der sicheren Seite – ganz gleich, was dabei herauskommt.
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