„Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung hat zugenommen“, heißt es in dem Statement der größten Notenbank der Welt. In den USA gibt es Sorge, dass die US-Wirtschaft wegen Trumps Handelspolitik in eine Rezession schlittern könnte. Trump stiftete zuletzt Chaos und Verwirrung mit seinen Zollankündigungen.
Der Republikaner verhängte Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China und auf Stahl- und Aluminiumimporte. Die Zölle für Waren aus Kanada und Mexiko nahm Trump zumindest vorerst zum Teil wieder zurück. Neue Zölle – auch explizit gegen die Europäische Union – sollen Anfang April kommen. Fed-Chef Jerome Powell betonte nun zwar, dass zum jetzigen Zeitpunkt schwierig vorherzusagen sei, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird. Doch er macht auch klar: „Es wird Zölle geben, und sie neigen erst mal dazu, das Wachstum zu bremsen. Sie neigen dazu, die Inflation anzukurbeln.“
Was sagen die Zahlen?
1. Konjunktur:
Die Fed hat ihre Konjunkturprognose nach unten korrigiert und sagt für dieses Jahr ein langsameres Wachstum von 1,7 Prozent voraus. Im Dezember ging die Notenbank noch von 2,1 Prozent aus. Powell sagt, dass das Risiko einer Rezession zwar gestiegen sei – es sei aber nicht hoch. Eine Rezession ist ein wirtschaftlicher Abschwung, bei dem das Bruttoinlandsprodukt schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt und Investitionen zurückgehen.
Zölle verteuern den Handel, da Produktionskosten für US-Unternehmen steigen. Das kann höhere Preise für Verbraucher zur Folge haben. Gegenmaßnahmen von betroffenen Handelspartnern machen Exporte teurer und senken die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Firmen. All das kann dazu führen, dass die Produktion zurückgeht und letztlich Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Das schwächt die Wirtschaft.
Trump hingegen sagt, seine aggressive Zollpolitik würde die Produktion in die USA zurückholen und so die heimische Wirtschaft stärken. Das werde anfangs „ein wenig Unruhe“ verursachen. Allerdings schloss er jüngst auf Nachfrage in einem Interview eine Rezession nicht explizit aus. Die Daten der Fed sagen bisher ein langsameres Wachstum voraus, aber keine schrumpfende Wirtschaft. Elmar Völker, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg kommentiert, dass der „US-Konjunkturmotor zu stottern“ beginnt.
2. Inflation:
Die Aufgabe der Fed ist es, die Inflation in Zaum zu halten. Sie strebt eine Teuerungsrate von 2 Prozent an. Die Notenbank rechnet nun in diesem Jahr mit einer Teuerungsrate von durchschnittlich 2,7 Prozent – damit ist sie etwas höher als bisher angenommen. Im Dezember lag die Prognose bei 2,5 Prozent. Für kommendes Jahr sagt die Fed 2,2 Prozent (Dezember 2,1 Prozent) voraus, 2027 soll die Teuerungsrate dann wie vor drei Monaten prognostiziert bei 2 Prozent liegen.
Powell sagt, dass ein „guter Teil“ der Inflationsvorhersage auf die Zölle zurückgeht. Der Notenbankchef betont weiter, dass die Fed dem Ziel der Preisstabilität näherkomme, die Zölle aber den Weg dorthin verlängern könnten. Eine hohe Inflation ist schlecht für die Wirtschaft, sie verringert die Kaufkraft, schafft Unsicherheit und hemmt das Wachstum. Im Sommer 2022 hatte die Inflation ihren Hochstand seit Jahrzehnten erreicht – die Teuerungsrate lag bei mehr als 9 Prozent.
3. Zinsen:
Die Fed setzt aktuell auf Abwarten. Wie im Dezember geht sie auch in ihrer neuen Prognose davon aus, dass der Leitzins 2025 im Mittel bei 3,9 Prozent liegen wird. Das deutet auf zwei kleine Zinssenkungen der Notenbank in diesem Jahr hin. Bei ihrer aktuellen Sitzung hat sich die Fed – wie auch schon im Januar – dazu entschieden, den Leitzins stabil zu halten. Er liegt damit weiter auf hohem Niveau in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent.
Powell machte nun deutlich, dass es die US-Notenbank nicht eilig habe, an der Zinsschraube zu drehen. Man müsse nun erst mal schauen, welche Auswirkung Trumps Wirtschaftspolitik haben werde. Einige Analysten gehen sogar davon aus, dass die Fed in diesem Jahr nur einen kleinen Zinsschritt machen wird. „Angesichts der hohen Unsicherheit ist Geduld offenbar das Gebot der Stunde für die Fed“, schreiben Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Analysten bei der Commerzbank DE000CBK1001.
Hohe Zinsen drücken auf das Wirtschaftswachstum. Im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise hatte die Fed den Leitzins deutlich erhöht. Im vergangenen Jahr hat die Notenbank dann angesichts der sinkenden Inflationsrate damit begonnen, auch die Zinsen langsam wieder zu senken, tritt aber aktuell auf die Bremse. Niedrige Zinsen machen Kredite günstiger, sie kurbeln den Konsum, Investitionen und Wachstum an.
4. Arbeitslosigkeit:
In ihrer aktuellen Prognose sagt die Fed voraus, dass die Arbeitslosigkeit leicht steigen wird – auf 4,4 Prozent (Dezember: 4,3 Prozent). Damit ist die Arbeitslosenquote auf niedrigem Niveau. Die Lage am US-Arbeitsmarkt ist bisher nicht problematisch. Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren als widerstandsfähig erwiesen. Aktuelle Daten deuten jedoch auf eine leichte Abschwächung hin, da die Zahl der Beschäftigten im Februar unter Erwartung gestiegen ist.
„Es ist nicht so, dass die Wirtschaft nicht wächst. Es ist nicht so, dass die Inflation wirklich hoch ist. Und es ist nicht so, dass die Arbeitslosigkeit hoch ist. Es ist keines dieser Dinge“, fasst Fed-Chef Powell die aktuelle wirtschaftliche Lage zusammen. Aber die Menschen seien einfach unzufrieden wegen der hohen Preise, so Powell. Aktuell sei die US-Wirtschaft „gesund“. Doch es sei unklar, welche Folgen die „erheblichen wirtschaftspolitischen Änderungen“ der „neuen Regierung“ haben werde. Beim Namen nennt Powell Trump in seiner Pressekonferenz kein einziges Mal.
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Author: [email protected]