• 21. August 2025

Köln testet Pizzamülleimer – weil Falten überfordert

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Aug. 21, 2025

Sie haben einen Karton. Einen ganz normalen, leeren Pizzakarton. Und nun die Aufgabe: Knicken Sie ihn einmal in der Mitte, bitte. So, dass er in einen Mülleimer passt. Klingt einfach? In Köln nicht mehr.

Dort beginnt gerade eine neue Ära der öffentlichen Fürsorge – mit Spezialmülleimern für Pizzakartons. Nicht etwa, weil der Karton an sich ein besonders schwer zu entsorgendes Objekt wäre. Sondern, weil das Knicken offenbar zu viel verlangt ist.

Drei dieser neuen Super-Mülleimer stehen derzeit testweise in der Domstadt, ausgestattet mit Halterungen oder extra breiten Schlitzen, damit niemand mehr nachdenken muss. Düsseldorf rüstet parallel ebenfalls um. Die Hoffnung: weniger Müll auf Straßen und in Parks. Der Grund: trunkene Menschen mit fettigen Händen, die nicht mehr in der Lage sind, einfache Pappe zu falten – so die sinngemäße Diagnose in einem Artikel der „Welt“, der über diesen neuen Irrsinn berichtet.

Man kann das als pragmatische Maßnahme lesen. Oder als Menetekel.

Denn wer genauer hinsieht, erkennt: Hier geht es nicht nur um Müll, sondern um Mentalität. Um eine Gesellschaft, die nicht mehr weiß, wie man sich benimmt – und einen Staat, der daraus lernt: Man darf nichts mehr voraussetzen – also wird sanft geschubst, statt klar gefordert. Ein Staat, der das Problem nicht löst, sondern kreativ vertuscht: mit Reimen, Farben und Verhaltenstricks fürs betreute Wegwerfen.

Weggeworfene Kippen? Da helfen Aschenbecher mit Umfragen: „Alt oder Pils?“

Unbenutzte Mülleimer? Da hilft Humor: „Louis Vuitonne“ steht in Berlin auf der Tonne.

Zu hohe Einwurfhöhen? Kein Problem – man montiert einfach zwei Eimer: „Kinderleicht“ und „Kinderschwer“.

Sie denken jetzt, das sei übertrieben? Sie glauben, die Fantasie sei mit mir durchgegangen?

Verständlich. Ich hätte es selbst nicht geglaubt.

Aber doch: All diese Beispiele sind echt.

Der Mensch als Nutzer, nicht als Bürger. Das Denken wird abgenommen, das Handeln in Witzform gegossen. Verblödung wird nicht mehr bekämpft, sondern sanft umarmt. Und in diesem sanften Verfall liegt etwas zutiefst Tragisches: Die letzte Kraft wird nicht mehr für Aufklärung oder Eigenverantwortung eingesetzt, sondern für kreative Wortspiele auf Entsorgungsbehältern.

Willkommen in Idiocracy – dem Film, in dem ein ganz normaler Mann 500 Jahre in die Zukunft reist und dort feststellt, dass die Menschheit zu dumm geworden ist, um zu überleben. Pflanzen werden mit Limo gegossen, weil „Pflanzen Elektrolyte brauchen“. Klingt albern? Ja. War aber als Satire gedacht – nicht als Handlungsempfehlung.

Das Phänomen hat sogar einen eigenen Fachbegriff: „Littering“. Natürlich auf Englisch – klingt moderner, als einfach zu sagen: rumgesaut. Gemeint ist das achtlose Wegwerfen von Müll – ob am Rheinufer, im Park oder mitten auf dem Bürgersteig.

Was als Littering begann, endet im Legitimieren von Hilflosigkeit. Eine Gesellschaft, die ihre Bürger für unfähig hält, einen Pizzakarton zu falten, ist keine moderne – sie ist eine infantile. Und ein Staat, der daraus keine Konsequenzen zieht außer „lustige Ideen“, ist kein handlungsfähiger, sondern ein betreuender.

Vielleicht werden die Spezialmülleimer bald zum Standard. Vielleicht gibt’s demnächst auch Einwurfhilfen für Coffee-to-go-Becher mit Sensorunterstützung. Oder Sicherheitsdienste für Joghurtbecher-Deckel.

Aber vielleicht – ganz vielleicht – könnte man auch wieder anfangen, den Bürger ernst zu nehmen. Nicht als passiv zu steuernde Kreatur mit Fettfingern. Sondern als das, was er einmal war: ein denkendes, handelndes Wesen. Und im Idealfall sogar mit Rest-Vernunft.

Aber dafür müsste man Verantwortung einfordern. Und das ist bekanntlich schwerer als jeder Karton.

Ich erinnere mich gut: In den 90er Jahren, als ich in Moskau lebte, war der öffentliche Raum dort oft erschreckend verdreckt. Parks, Straßen, Spielplätze – vermüllt, verwahrlost, zerbrochen. Damals sagte ich meinen russischen Freunden: In Deutschland wäre so etwas undenkbar.

Heute ist es umgekehrt. Moskau ist sauber, aufgeräumt, gepflegt. Und bei uns? Da stapeln sich Pizzakartons auf Gehwegen, Bierflaschen in Parks, Plastikbecher am Flussufer – ganz selbstverständlich. Niemand schämt sich mehr.

Es ist, als würde die Zivilisation rückwärts laufen. Nicht mit einem großen Knall, sondern im lautlosen Schlurfen – begleitet von Wortspielen auf Mülleimern und flankiert von Pilotprojekten zur Kartonentlastung.

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