Hannover/Potsdam (ots)
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„Frieden schaffen – mit Waffen?!“ – Dialogforum diskutiert aktuelle friedensethische Herausforderungen. Ratsvorsitzende zu Gast in Potsdam
Über aktuelle friedensethische Herausforderungen haben am Montag in der Garnisonkirche Potsdam die Besucherinnen und Besucher des Dialogforum „Frieden schaffen – mit Waffen?!“ mit Repräsentantinnen aus Kirche und Politik diskutiert. Im Zentrum stand die Frage, wie angesichts aktueller geopolitischer Bedrohungen Frieden gedacht und verantwortungsvoll gestaltet werden kann.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, betonte die bleibende Bedeutung gewaltfreier Lösungen: „Die Priorität aller gewaltfreien Lösungen ist mir friedensethisch nach wie vor sehr wichtig.“ Doch angesichts der aktuellen Bedrohungslage sei eine Anpassung der friedensethischen Positionen notwendig: „Ohne die Möglichkeit zur Verteidigung von Leib und Leben – notgedrungen eben auch durch Waffengewalt – ist auch kein dauerhafter, verlässlicher und gerechter Frieden in Sicht“, so Bischöfin Fehrs. Derzeit arbeitet in der EKD eine vom Rat eingesetzte Gruppe des Kammernetzwerks an einem Grundlagentext zur evangelischen Friedensethik.
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg erklärte sie: „Dass wir es in Europa mit einem völkerrechtswidrig Krieg führenden Aggressor zu tun haben, der über Leichen geht und auch nicht zögert, mit dem Einsatz nuklearer Waffen zu drohen, können wir nicht einfach ignorieren.“ Die daraus resultierende Frage nach Abschreckung stelle die Friedensethik vor ein ernstes Dilemma.
Bischöfin Fehrs verwies auf das zerstörerische Potenzial eines Rüstungswettlaufs: „Moderne Waffensysteme haben ein irrsinniges Zerstörungspotential. Umwelt und Lebensgrundlagen werden auf unabsehbare Zeit zu Lasten von Generationen nachkommenden Lebens beschädigt.“ Das ethische Dilemma sei jedoch, dass eine einseitige Abrüstung bedeute, „dass man sich den Interessen eines so unberechenbaren Aggressors, wie es die aktuelle russische Führung ist, letzten Endes wehrlos aussetzen würde.“
Der Friedensbeauftragte der EKD, Bischof Friedrich Kramer, erinnerte an das Symbol des Igels auf Fahrzeugen der Bundeswehr in Zeiten des Kalten Krieges – Ausdruck eines defensiven Selbstverständnisses: Man könne sich wehren, werde aber nicht angreifen. Diese Haltung müsse auch heute über allem stehen, so Kramer. Die Entwicklung und Herstellung sowie den Einsatz und schon die Drohung mit Massenvernichtungswaffen lehnt er aus theologischen und ethischen Gründen grundsätzlich ab. „Hier von einem ‚atomaren Schutzschirm‘ zu reden halte ich für eine unangemessene Beschönigung der Dinge“, so Kramer. Die Aufgabe von Theologie und Kirche sei es, gewaltfreie Lösungswege nach jesuanischem Vorbild hoffnungsvoll zu verkünden und in der Praxis einzufordern.
Der frühere Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, forderte eine wirksame Abschreckung: „Nicht Schwäche garantiert heute Sicherheit, sondern glaubwürdige Abschreckung. Dafür sollte das transatlantische Verteidigungsbündnis möglichst eng beisammenbleiben. Auf Deutschland als bevölkerungsreichstes und wirtschaftsstärkstes Land in Europa kommt es dabei besonders an.“
Zum Dialogforum „Frieden schaffen mit Waffen?!“ eingeladen hatten die EKD, die Diakonie Deutschland, die evangelische Zukunftswerkstatt midi sowie die Garnisonkirche Potsdam. Die Veranstaltung ist Teil der Initiative #VerständigungsOrte, die von EKD, Diakonie Deutschland und der Zukunftswerkstatt midi getragen wird. Ziel ist es, Räume für gesellschaftlichen Dialog zu schaffen und aktuelle Konfliktthemen offen zu diskutieren.
Weitere Informationen unter: www.verständigungsorte.de
Hannover/Potsdam, 16. Juni 2025
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Diese Pressemitteilung wird von den Pressestellen der Diakonie Deutschland und der EKD zeitgleich verschickt. Mehrfachzusendungen bitten wir zu entschuldigen.
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Carsten Splitt
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