Von Kai Rebmann
Während in der deutschen Wirtschaft vor allem mit Trumps Zoll-Politik gehadert wird, hat die Automobilindustrie hierzulande mit ganz hausgemachten Problemen zu kämpfen. Den Anschluss an die E-Mobilität haben Mercedes, BMW und VW längst verloren, dennoch müssen sie politischen Zielvorgaben hinterherhecheln, die die Situation mittel- bis langfristig absehbar nur noch weiter verschärfen werden. Die Folgen sind Kurzarbeit, Verlagerung der Produktion ins Ausland bis hin zur Schließung von ganzen Werken und Sparten.
Aktuelles Beispiel ist der traditionsreiche Zulieferer ZF mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee. Das Unternehmen steckt seit Jahren in den tiefroten Zahlen und hat inzwischen einen 10 Milliarden Euro hohen Schuldenberg angehäuft. Als Hauptgrund für die Misere gilt die sogenannte „Division E“. Die E-Mobilitätssparte wird gerne als „Herzstück von ZF“ bezeichnet, könnte über kurz oder lang aber auch zum Sargnagel des Herstellers von Getrieben, Lenkungen, Antrieben und weiteren Komponenten für die Automobilindustrie werden.
Alleine in Bayern und nur in der „Division E“ sind knapp 9.000 Jobs in Gefahr. Darüber berichtet unter anderem der BR unter Berufung auf Gewerkschaftskreise. Bei der IG Metall ist bereits von einem „Kahlschlag“ die Rede, von dem vor allem die Mitarbeiter im Werk in Schweinfurt betroffen sein sollen. Knapp 6.000 Mitarbeiter sollen in Unterfranken abgebaut werden – zusätzlich zu bisher schon laufenden Maßnahmen wie der Zahlung von Abfindungen oder früherem Renteneintritt.
Vergebliches Warten auf positive Signale zur E-Mobilität
In Nürnberg, Bayreuth, Auerbach und Thyrnau, den weiteren ZF-Standorten in Bayern, stehen ebenfalls insgesamt rund 3.000 Arbeitsplätze zur Disposition. Auch dort werden vor allem zu hohe Fixkosten bei gleichzeitig zu wenig Rentabilität als Gründe für die anhaltende Krise genannt.
Der Aufsichtsrat versucht gegenzusteuern und trifft sich in dieser Woche zu einer vor allem für die Beschäftigten in Bayern wegweisenden Sitzung. Im Vorfeld bereits kolportierten Vorschlägen wie etwa einer weiteren Reduzierung der Arbeitszeiten von 35 auf künftig nur noch 32,5 Stunden pro Woche erteilt die IG Metall schon jetzt eine Absage. Dafür brauche es zumindest „positive Signale zur Zukunft der Sparte E-Mobilität bei ZF“, die die Gewerkschaft aber nirgends zu erkennen vermag. Bayerns IG-Metall-Chef Horst Ott droht dem ZF-Aufsichtsrat deshalb offen mit einem „Großkonflikt“.
An dessen Ende, spätestens ab 2032 nach dem Auslaufen der aktuell noch gültigen Sicherheitsgarantien etwa für die Arbeitsplätze in Schweinfurt, könnte – im wohl besten Fall – der Einstieg eines Investors stehen, oder aber – im schlechtesten Fall – die Schließung ganzer Werke an den bisherigen inländischen Standorten. Dazwischen sind viele weitere Szenarien denkbar, etwa die Ausgliederung oder der Verkauf der „Division E“.
Der Dominoeffekt, der sich in Bayern ankündigt, könnte sich aber weit über die Grenzen des Freistaats hinaus auswirken. So lassen die aktuellen Meldungen über die ZF-Krise auch im Saarland sämtliche Alarmglocken schrillen, genauer gesagt bei STUTE Logistics in Altforweiler. Das Unternehmen, eine Tochter des Logistikgiganten Kühne+Nagel, arbeitet eigenen Angaben zufolge „zu 100 Prozent für ZF“.
Zuvor war bekannt geworden, dass der Zulieferer Teile seiner Produktion vom Werk Saarbrücken ins Ausland verlagern will. Darüber hinaus sollen auch nennenswerte Anteile der Logistik künftig über das Ausland, konkret Tschechien, abgewickelt werden. STUTE Logistics, einschließlich der dort angesiedelten 350 Arbeitsplätze, steht deshalb einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ zufolge vor dem Aus.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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