„Das Tempo der Energiewende ist nicht zu hoch, sondern viel zu langsam“, sagte Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagausgabe). „Ein Energiewende-Monitoring ist sinnvoll“, so Kemfert. „Doch die Gefahr besteht, dass es als Bremse missbraucht wird, um notwendige Maßnahmen hinauszuschieben.“
Jede Verzögerung aber verschärfe die Kosten der Klimakrise, schwäche die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und koste „Chancen auf Wertschöpfung und technologische Führerschaft“. Auch der Gründer und Geschäftsführer der Denkfabrik EPICO Klima-Innovation, Bernd Weber, sagte der Zeitung, „das Problem“ beim Ausbau der Erneuerbaren „ist nicht zu viel Tempo, sondern zu wenig Effizienz“. Steige die Stromnachfrage weniger stark als erwartet, bedeute das nicht weniger Energiewende, sondern es müssten im Gegenteil „Strukturreformen beschleunigt“ werden. Ein größeres Angebot an Erneuerbaren Energien sei Voraussetzung, „um die wachsende Nachfrage zu decken und Strompreise zu stabilisieren“. Wer den Ausbau bremse, bremse „auch Investitionen in Industrie, Gebäude und Verkehr“. Was es jetzt brauche, sei „ein Scharnier, das Angebot und Nachfrage effizient verbindet“. „Speicher und flexible Verbraucher“ könnten diese Rolle übernehmen und Kosten senken, „wenn die Preissignale dafür ankommen“. Andreas Löschel, Umweltökonom und Leitautor für das Energiekapitel im nächsten Sachstandbericht des Weltklimarates IPCC, erklärte, dass man „mehr Erneuerbare, Netze, Flexibilität, steuerbare Kraftwerke und Digitalisierung“ brauche. Allerdings zeige sich, dass die „Elektrifizierung deutlich langsamer verläuft als geplant“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Gefragt sei jetzt deshalb Anpassungsfähigkeit – „nach unten, aber auch nach oben“, so Löschel. „Selbst bei niedrigerer Nachfrage könnte der starke Ausbau der Erneuerbaren mit dem (noch von der Ampel gesetzten) 80-Prozent-Ziel bis 2030 zusammenpassen.“
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