• 4. September 2025

Frisiert und vergessen: Die 12.501-Euro-Scham von Merz

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Sep. 4, 2025

Wenn mein Vater – Gott habe ihn selig – mir früher erzählte, dass er zum Friseur musste, habe ich ihn angesichts seiner extrem reduzierten Haarpracht oft mit dem Witz gekontert: „Und was zahlst Du dem? Finderlohn?“ Ich hatte leicht lachen, habe ich doch meine Haare offenbar von meiner Mutter geerbt, so dass mir eine Glatze bislang erspart blieb.

An den alten Witz aus der Familie musste ich dieser Tage denken, als ich las, dass der neue Bundeskanzler Friedrich Merz von der CDU, noch keine vier Monate im Amt, schon sage und schreibe 12.501 Euro für Frisur und „Styling“ ausgegeben hat (offizieller Sprachgebrauch: „Kosmetiker, Visagisten und Friseure“).

Ganz ehrlich: Ich halte das für eine bodenlose Frechheit und Taktlosigkeit. Die übrigens mit Angela Merkel Einzug in die Bundesrepublik hielt. Einer Frau aus der DDR-Elite, die gern den falschen Eindruck erweckte, auf der anderen Seite der Barrikaden gestanden zu haben – bei den Systemkritikern. Während sie in Wirklichkeit eng mit dem System vernetzt war – und auch die familiäre Nähe zum KGB große Fragen aufwirft.

In der DDR war es üblich, dass die „Werktätigen“ für den Luxus und die All-Inklusive-Versorgung der „Nomenklatura“ aufkommen mussten. Sonder-Geschäfte mit viel mehr Auswahl als die normalen, Schwimmbäder und Friseure für die Bonzen inklusive – um nur drei Punkte einer schier endlosen Liste zu nennen.

Für einen Konrad Adenauer, Helmut Schmidt oder Helmut Kohl wäre es völlig undenkbar gewesen, den Steuerzahler für die eigene Frisur blechen zu lassen. Im Gegenteil. Sie bekamen als Abgeordnete eine üppige steuerfreie Aufwandsentschädigung – und damit war auch abgedeckt, dass sie in ihrer Funktion öfter „bella figura“ machen mussten als der Normalsterbliche.

Auch Angela Merkel und Friedrich Merz bekamen beziehungsweise bekommen diese steuerfreie Entschädigung – aktuell liegt sie bei 5.349,58 Euro im Monat. Das sollte für Friseur und Kosmetik reichen. Nicht so bei der Dame aus dem Bonzen-Milieu der DDR.

Angela Merkel hatte nachweislich bereits während ihrer Kanzlerschaft eine eigene Visagistin – bezahlt aus öffentlichen Mitteln. Bezeichnend ist allerdings, dass sich bis heute keine einzige offizielle Angabe über die Kosten dieser Leistungen auffinden lässt – weder bei Google, noch in Archiven der großen Medien, noch auf den Seiten der Bundesregierung. Weder in Haushaltsplänen noch in Antworten auf parlamentarische Anfragen ist etwas dokumentiert.

Ein merkwürdiges Informationsvakuum. Und erstaunlich, wie diskret dieses Thema behandelt wird – in einem Land, das sich sonst gern an jedem Spesenzettel abarbeitet.

Klar belegt sind dagegen die Ausgaben seit dem Ende von Merkels Amtszeit: Laut Steuerzahlerbund und Medienberichten ließ sie sich als Altkanzlerin bis zu 40.000 Euro pro Jahr für Kosmetik und Haare vom Steuerzahler bezahlen. Das Kanzleramt hat insgesamt bereits fast 57.000 € für ihr Styling im Ruhestand ausgegeben – das sind mehr als 3.000 Euro pro Monat, also weit mehr als die Durchschnittsrente. Für eine Rentnerin, die zusätzlich noch Büro, Mitarbeiter und Fahrdienst vom Steuerzahler gestellt bekommt. Gesamtkosten: rund 50.000 bis 58.000 Euro im Monat – on top zu ihren geschätzten Ruhebezügen von 15.000 Euro.

Ich halte das schlicht und einfach für obszön.

Und es sagt mehr über Merkel, die sich so gerne als bodenständig und bescheiden inszenierte, aus als jede Analyse.

Annalena Baerbock von den Grünen nahm sich an der Kanzlerin ein Beispiel – als Außenministerin reichten ihre Ausgaben für ihr Äußeres auf Kosten der Steuerzahler mehr als 136.000 Euro pro Jahr, also rund 11.000 Euro monatlich.

Und viele andere Minister taten es ihr nach – wenn auch etwas billiger.

Dass nun ausgerechnet Friedrich Merz diese aus dem Sozialismus stammende Tradition fortsetzt, statt mit ihr zu brechen, ist fatal.

Noch fataler aber ist das kollektive Achselzucken, mit dem das inzwischen hingenommen wird.

Wo bleibt die Empörung? Wo die Leitartikel? Wo die Talkrunden?

Wir leben offenbar in einem politischen Klima, in dem solche Exzesse kaum noch Wellen schlagen – weil wir uns daran gewöhnt haben.

Und dieser Mann will uns nun erklären, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen? Dass wir sparen müssen – ausgerechnet wir?

Wie weit muss man sich von der Lebensrealität der Menschen entfernt haben, um in weniger als vier Monaten 12.501 Euro für Haare und Styling auf Steuerzahlerkosten zu verprassen – während Millionen nicht wissen, wie sie Heizung, Miete oder Schulranzen für die Kinder bezahlen sollen?

Es ist nicht nur schamlos. Es ist ein moralischer Offenbarungseid.

Aber vielleicht ist genau das das größte Problem: Nicht, dass sich die politische Elite so schamlos benimmt – sondern dass sie damit durchkommt. Ohne Aufschrei. Ohne Konsequenz. Ohne jedes Unrechtsbewusstsein.

Wer so lebt – und damit davonkommt –, hat nicht nur jedes Recht verwirkt, von anderen Verzicht zu verlangen. Er ist längst Teil eines Systems, das sich selbst bedient – und das Schweigen der Mehrheit als Geschäftsmodell nutzt.

Und auch das ist bezeichnend: Während des Corona-Lockdowns mussten Millionen Menschen auf Friseure verzichten – viele litten unter monatelangem Haarchaos, unter geschlossenen Salons, unter absurden Regeln.

Nur eine blieb stets perfekt frisiert: Angela Merkel. Woche für Woche trat sie mit exakt gelegtem Pony und frischer Tönung vor die Kameras – während sie zugleich die Schließung sämtlicher Friseurbetriebe im Land verantwortete.

Ein Friseurtermin war damals gesetzlich verboten – außer man war Bundeskanzlerin.

Wie genau ihre Frisur „von selbst“ so makellos blieb, wurde nie erklärt. Auf Anfrage hieß es nur lakonisch, Merkel halte sich „an die geltenden Regeln“.

Was für den Bürger galt, galt nicht für die Regierenden.

Es ist ein Detail – aber ein symbolträchtiges. Und rückblickend vielleicht sogar aufschlussreicher als manch politische Rede.

Ich selbst habe die Bundesregierung damals direkt darauf angesprochen.

Am 4. Januar 2021 stellte ich Merkels Sprecher Steffen Seibert auf der Bundespressekonferenz eine Frage, die mir viele Leserinnen und Leser geschickt hatten:

„Im ersten Lockdown waren viele Regierungsmitglieder immer sehr gut frisiert. Gibt es irgendwelche Sonderregelungen für Regierungsmitglieder?“

Seiberts Antwort:

„Wenn Sie die Fragen nach Regierungsmitgliederfrisuren für eine der relevanten Fragen in dieser Zeit halten, beantworte ich Ihnen die gerne: Ich kenne keine Sonderregeln, und es gibt natürlich auch keine.“

Doch genau dieser Ton – herablassend, abwehrend, ausweichend – sagt mehr über das Selbstverständnis der Regierung aus als tausend Pressemitteilungen.

Denn spätestens bei Angela Merkels stets makelloser Frisur mitten im Lockdown musste man kein Friseurmeister sein, um zu merken: Da stimmt etwas nicht.

Viele Leser waren empört – und nicht wenige meldeten sich mit dem Hinweis: Man sehe der Kanzlerin an, dass sie regelmäßig gestylt werde.

Eine von ihnen war Svenja Mandry aus Leverkusen. Sie analysierte für meine Seite als Gastautorin die Frisuren der Mächtigen mit fachlichem Blick – und kam zu einem klaren Urteil:

„Voller Elan wird ein Verbot unter anderem für Friseure verhängt. Selber daran hält sich zwar der eine oder andere – doch de facto nicht jeder. Am allerwenigsten Frau Merkel. Das ist der Wahnsinn!“

„Entweder man möchte uns tatsächlich für so dumm verkaufen – oder sie selbst sind es, die nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind. So ignorant und egoistisch kann bei aller Liebe niemand sein.“

Es waren nur Frisuren. Aber sie standen für etwas Größeres: Für die Trennung zwischen Regierenden und Regierten. Für die doppelte Moral, die sich nicht einmal mehr Mühe gibt, sich zu verstecken.

Besonders bizarr ist der mediale Doppelstandard: Als bekannt wurde, dass Donald Trump angeblich 70.000 Dollar für seine Frisur von der Steuer absetzte, überschlug sich die Empörung in deutschen Medien – obwohl er das Geld selbst zahlte.

Die „Süddeutsche Zeitung“ widmete seiner Haarpracht 2020 gleich einen eigenen Text, in dem man sich lustvoll über das Ausmaß des Egos mokierte.

Dass Merkel, Baerbock oder Merz sich dagegen ganz selbstverständlich von der Allgemeinheit verschönern lassen – das findet bei den gleichen Journalisten entweder nicht statt oder wird mit einem Achselzucken quittiert.

Frisuren-Doppelmoral: Wenn der Falsche in der Ferne selbst zahlt, wird’s zum Skandal. Wenn der bei uns der Steuerzahler dafür ausgequetscht wird – nicht der Rede wert.

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Bild: EUS-Nachrichten / Shutterstock.com

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