Die seit Jahrzehnten bestehende Weltordnung werde derzeit „bis in ihre Grundfesten erschüttert“, sagte Lagarde in einer Rede an der Hertie School in Berlin.
„An die Stelle der multilateralen Zusammenarbeit sind Nullsummendenken und bilaterale Machtspiele getreten“, kritisierte sie, ohne US-Präsident Donald Trump und seine jüngste Zolldrohung gegen die EU konkret zu nennen. „Nun heißt es: Protektionismus statt Offenheit“. Selbst über die Vormachtstellung des Dollar herrsche Unsicherheit.
Diese Zäsur könne Risiken für Europa bergen, wo die Exporte fast ein Fünftel der Wertschöpfung ausmachten und 30 Millionen Arbeitsplätze absicherten.
Lagarde: Stärkerer Euro Chance für Europa
Zugleich täten sich neue Chancen auf, sagte Lagarde. „Angesichts des derzeitigen Wandels scheint die Zeit reif zu sein für eine größere internationale Rolle des Euro.“ Rund 20 Prozent der Devisenreserven weltweit würden in Euro gehalten, auf den Dollar entfielen 58 Prozent. Seit Trump sein globales Zollpaket verkündet hat, steht der Dollar unter Druck. Der Euro ist gegenüber dem Dollar so stark wie seit über drei Jahren nicht.
„Eine Stärkung der internationalen Rolle des Euro kann sich positiv auf den Euroraum auswirken“, so Lagarde. So könnten Kredite in der EU günstiger werden, was die Binnennachfrage stütze. Zudem hätten Wechselkursschwankungen dann weniger Folgen, da mehr Handel in Euro erfolge, und Europa sei besser gegen Sanktionen gefeit.
Nachholbedarf auf mehreren Ebenen
Um den globalen Status des Euro zu stärken, müsse Europa gleich auf mehreren Ebenen stärker werden: geopolitisch, wirtschaftlich und rechtlich. Europa brauche mehr Handelsabkommen und müsse militärisch aufholen, fordert Lagarde. Zudem solle die EU zu einem erstklassigen Ziel für internationales Kapital werden, indem es den Binnenmarkt vollende und den Kapitalmarkt vertiefe. Drittens müsse Europa „Rechtsstaatlichkeit verteidigen und als politische Einheit auftreten, damit wir Druck von außen standhalten können“.
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