• 10. September 2025

Endlich spricht Poschardt Klartext: Wir waren feige gebückte Opportunisten!

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Sep. 10, 2025
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Ein exzellenter Kollege hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Und ich habe den Wink sofort verstanden. Konkret ging es um ein Geständnis des Welt-Herausgebers und Bestseller-Autors (mit „Shitbürgertum“ Nr. 1) Ulf Poschardt, der in einem aktuellen Interview jene Selbstkritik an den Tag gelegt haben soll, die ich von ihm immer öfter laut eingefordert wurde.

Zu meinem Erstaunen hatte ich mir dafür – ebenso wie für Kritik an Julian Reichelts Rolle bei „BILD“ – immer wieder böse Kommentare eingehandelt, die in die Richtung gingen, sich mehr auf das zu konzentrieren, was Poschardt heute macht und doch bitte die ollen Kamellen von früher liegen zu lassen.

Allerdings war es Poschardt selbst, der die alten Geschichten aufwärmte – nicht die eigenen, sondern jene der Ex-„Bild“-Chefs von Reichelt und Diekmann, die er in seinem Bestseller für deren „Welcome-Refugees-Kampagne“ auf den Topf gesetzt hatte.

Grundsätzlich haben meine Kritiker recht: Denn was Poschardt sagt, kann – und muss! – man großteils unterschreiben. Und jetzt also der Wink des Kollegen, dass Poschardt bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) im Podcast mit Patricia Achterberg die Hosen runtergelassen haben soll.

Tatsächlich bezichtigt sich Poschardt hier konkret selbst, Teil des „Bückbürgertums“ gewesen zu sein, einer Gruppe, die das „Shitbürgertum“ durch Duldung erst möglich gemacht habe. Früher sagte man vielleicht Biedermänner, Hofschranzen, was auch immer – aber neue Wörter machen sich immer besser, wenn man noch ein Copyright drunter wurschteln kann.

Aber was hat Poschardt nun Bewegendes gesagt, das als Eingeständnis des eigenen Zutuns gewertet werden darf? Hier im Originalton des TikTok-Ausschnitts – die neue deutsche Rotzigkeit, diese Punk-Attitüde des Ulf Poschardt ist hier in der Verschriftlichung leider nicht transportierbar:

„Wir waren feige gebückte Opportunisten. Und das Shitbürgertum konnte nur so groß werden, weil es das Bückbürgertum gab: Die Wirtschaftsvertreter, die sich bücken vor den Grünen. Die Theaterbesucher (…), Schaubühne, Volksbühne. Da geht der Zahnarzt dann rein und beklatscht gebückt diejenigen, die ihm sagen: Wir nehmen dir das Geld weg.

Und diese Gebücktheit des Bürgertums an Elternabenden, in Sportvereinen, überall da! Aber auch im öffentlichen Raum, ist man sich einfach sehenden Auges vor all diesen kompletten kulturellen Verwerfungen und auch dem Elend dessen, was da in der Wirtschaft passiert, in der Bildung passiert … man hat sich immer weggebückt!“

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Dafür ein „Bravo!“ für Ulf Poschardt. Jetzt muss man diese Haltung des „feigen gebückten Opportunisten“ nur noch mit Inhalten füllen – nacherzählen, wie Kollegen, die sich nicht weggebückt haben, über ein Jahrzehnt hinweg verächtlich gemacht wurden. Als Nazis beschimpft, diskreditiert und aus dem etablierten Journalismus auch unter großen finanziellen Einbußen weggetreten und ausgegrenzt wurden.

Denn auch das gehört zur Wahrheit dazu: Poschardt und seine „Bückbürger“ waren nicht ausschließlich so devot, wie es hier von Poschardt dargestellt wird. Diese Leute einschließlich Poschardt saßen an den Hebeln der Macht. Springer musste husten, dann veränderte sich die Politik und manchmal hustete die Politik und Springer reagierte.

Der ehemalige „Bild“-Chef Diekmann hat dazu seinem ehemaligen Untergebenen Romzheimer ein beeindruckend offenes Interview gegeben, man wähnte sich wohl in einer Art Safe-Room und unter sich.

Julian Reichelt hat an einer Stelle in einer älteren Vlog-Folge mit Giovanna Winterfeldt für „Nius“ in etwa erklärt, Friede Springer habe per E-Mail in die Redaktionen die Leitlinie der Corona-Berichterstattung vorgegeben. Warum sollte das bei der Propaganda-Kampagne für die illegale Massenmigration anders gewesen sein?

Nun hat der rückblickend selbsterklärte Bückbürger Ulf Poschardt vor nicht allzu langer Zeit den Verdienstorden der Ukraine dritter Klasse für erfolgreiche Propaganda erhalten und sich dafür bei Springer umfassend öffentlich abfeiern lassen.

Lieber Ulf Poschardt, wie kam es zu dieser Selbstaufgabe des journalistischen Ethos? Auch dazu möchte ich ein Interview mit Ihnen führen. Bitte schicken Sie meinem virtuellen Vorzimmer ([email protected]) einen Termin.

Poschardt macht sich im Gespräch mit der NZZ an anderer Stelle auch über Fahrraddemos in Berlin lustig. Diese Versammlungen wären weißer als Auftritte des KuKluxKlan. Ein lauter wie unterhaltsamer Vergleich und wahr dazu. Aber auch hier muss sich Poschardt fragen lassen, ob er, wenn er allein in seinem Ferrari sitzt, wirklich weniger Fahrraddemo ist. Es liegt an ihm.

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Author:
Alexander Wallasch

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