Das HIV-Virus ist ein übler Konsorte.
HIV (Human Immunodeficiency Virus) ist ein Retrovirus, das das Immunsystem des Wirtsorganismus angreift. Bei Menschen sind das CD4+ t-Zellen, in die das HIV-Virus über CCR5 oder CXCR4-Rezeptoren eindringt. In der Zelle nutzt das HIV-Virus das Enzym „Transkriptase“ um sein RNA-Genom in DNA umzuschreiben und das Enzym „Integrase“ um die DNA in die DNA der Wirtszelle zu integrieren. In der Folge repliziert sich das Virus, verbreitet sich zu anderen CD4+ t-Zellen, setzt sich in Lymphknoten und Gewebe fest und schafft einen Zustand kontinuierlicher Infektion, wobei das HIV-Virus stetig das körpereigene Reservoir an CD4+ t-Zellen ausbeutet und auf diese Weise das Immunsystem des Wirtsorganismus schwächt.
Eine besonders üble Fähigkeit des Virus besteht darin, in CD4+ Zellen, die es infiziert hat, untätig zu verharren, zu „schlafen“ (Sleeper Cell) und auf diese Weise ein Reservoir für HIV-Infektionen anzulegen.
Genau diese Fähigkeit ist das Problem, an dem bislang alle Versuche, HIV zu heilen und daran zu hindern, zu AIDS zu werden, gescheitert sind, denn die antiretrovirale Gegenwehr, die gegen das HIV-Virus zum Einsatz kommt, ist zwar in der Lage, Blut und infizierte CD4+-Zellen, in denen sich das HIV-Virus repliziert, zu beseitigen, scheitert aber daran, die Reservoirs untätiger HIV-Viren zu eliminieren, was die Gefahr eines Ausbruchs von HIV zu einer ständigen für diejenigen macht, die infiziert sind.
Das hat letztlich zur Konsequenz, dass sie für den Rest ihres Lebens auf antiretrovirale Medikamente wie Biktarvy (Gilead), Triumeq (ViiV), Vocabria (Cabenuva, ViiV) oder Genvoya (Gilead) angewiesen sind, in der Regel auf nicht nur eines der Medikamente, sondern eine Kombination aus mehreren Medikamentklassen, um die unterschiedlichen Stadien einer HIV-Infektion bekämpfen zu können, also z.B. Transkriptase zu blocken, um das Umschreiben der HIV-RNA in DNA zu verhindern (z.B. Emtricitabine) oder Integrase daran zu hindern, die HIV-DNA in menschliche DNA zu integrieren (z.B. Bicteravir) oder Protease und damit die Mutationen von HIV zu verhindern (z.B. Darunavir). Mit anderen Worten, jede Behandlung von HIV-Infizierten ist eine teure, eine sehr teure Angelegenheit. In der EU betragen die Kosten für z.B.:
- Biktarvy: rund 1000 Euro für 30 Tage Behandlung;
- Triumeq: rund 800 Euro für 30 Tage Behandlung;
- Vocabria: rund 1.500 Euro für 30 Tage Behandlung;
- Genvoya: rund 800 Euro für 30 Tage Behandlung;
Die Möglichkeit, HIV zu heilen, wäre somit nicht nur mit erheblichen Kostenersparnissen oder Umsatzeinbußen für Pharmafia verbunden, sie würde HIV-Infizierte von ihrer Abhängigkeit von antiretroviralen Medikamenten befreien ohne deren Einnahme sie, aufgrund der Reduktion von CD4+ t-Zellen durch das HIV-Virus, Infektionen weitgehend schutzlos ausgeliefert sind, und darauf warten können, dass die Zahl ihrer CD4+ t-Zellen unter 200 Zellen/mm³ fällt, was den Infiziertzen zu einem AIDS-Kranken (AIDS = Acquired Immunodeficiency Syndrome) macht, der darauf warten kann, entweder an Krebs oder an welcher Infektion auch immer zu versterben.
Eine Heilung von HIV, d.h. die vollständige Beseitigung von HIV-Viren aus dem Organismus von Infizierten ist somit für manche Forscher eine Art heiliger Gral geworden, dessen Auffinden voraussetzt, dass es gelingt, die Schläfer unter den HIV-Viren, die in CD4+-Zellen untätig auf ihren Einsatz warten, zu beseitigen. Ein Unterfangen, das bislang von wenig Erfolg gekrönt ist, weshalb sich viele Wissenschaftsseiten auf die folgende Meldung gestürzt haben
Die Meldung kommt mit einem Belegvideo, das wohl die Beseitigung der DNA-Sequenz eines HIV-Virus aus der Zell-DNA zeigen soll:
Was hier zu sehen ist, basiert – wie oben angesprochen – auf CRISPR/Cas9, einer Methode, DNA zu editieren. CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) ist eine Methode, Gene zu editieren, die Forscher bei Bakterien abgeschaut haben. CRISPR benutzt ein Protein (Cas9), das von einem RNA-Molekül (gRNA) an eine bestimmte Stelle in einer DNA-Sequenz geleitet wird. gRNA entspricht genau der Sequenz in der DNA, die verändert werden soll und Cas9 schafft die Voraussetzungen für diese Veränderung, in dem das Protein wie eine genetische Schere wirkt, die die gRNA-identische Sequenz aus der Zell-DNA herausschneidet, ein Prozess, der die zelleigene DNA-Reparaturfunktion auf den Plan ruft, die wiederum genutzt werden kann, um der DNA etwas unterzuschieben, entweder zusätzlich oder als Ersatz. Die Idee im Zusammenhang mit dem HIV-Virus besteht also darin, die DNA von HIV aus der Zell-DNA zu entfernen.
Erste Erfolge damit wurden bereits 2019 berichtet. Ein Forscherverbund der Temple und der Nebraska University hat damals erfolgreich HIV aus dem Genom von Mäusen und Ratten entfernt. Aufbauend darauf hat das Unternehmen Excision BioTherapeutics einen klinischen Trial mit insgesamt drei Personen, die mit HIV-Infiziert sind und aufgrund antiretroviraler Medikamente einen stabilen Zustand erreicht haben, durchgeführt:
Brief Summary
This is a First in Human (FIH) study of EBT-101 administered IV to aviremic HIV-1 infected adults on stable antiretroviral therapy (ART).
Der Trial ist schon seit Monaten abgeschlossen. Es wurden jedoch keine Ergebnisse veröffentlicht, was, wenn der klinische Trial erfolgreich gewesen wäre, sicher der Fall wäre.
Auch ansonsten gibt es wenig Hoffnung, dass es mittlerweile einen Durchbruch bei der Behandlung von HIV-Infektionen gegeben hat. Zwar haben die oben bereits benannten Forscher der Nebraska und der Temple University im Jahre 2023 einen Beitrag veröffentlicht, in dem sie davon berichten, dass eine Kombination von antiretroviralen Medikamenten und Gen-Editing über CRISP/Cas9 den Organismus infizierter Mäuse und Ratten vollständig vom HIV-Virus gereinigt hat, also auch die „schlafenden“ Teile des HIV-Virus zu beseitigen imstande war.
„Combinations of long acting antiretroviral and gene-editing therapies have effectively eliminated HIV-1 in experimental animals, with the former providing long-lasting viral suppression and the latter targeting both HIV-1, the virus that causes AIDS, and CCR5, the co-receptor that helps the virus get into cells. The new research from UNMC and the Lewis Katz School of Medicine at Temple University, which published online Monday, May 1, in the journal PNAS, is the first to use these unique combinatorial therapies to cure live, humanized HIV-infected mice of viral infection.
“We merge successes in antiretroviral drug and genetic therapies created at UNMC and Temple, respectively,” said Howard Gendelman, MD, head of the Carol J. Swarts Laboratory for Emerging Neuroscience, Margaret R. Larson Professor of Internal Medicine and Chair of the Department of Pharmacology and Experimental Neuroscience (PEN) at UNMC.
QuelleDie zugehörige Studie:
Entsprechende Erfolge am Menschen gibt es bislang aber nicht zu berichten.
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Chinesische Wissenschaftler, allen voran, He Jiankui versuchen seit einigen Jahren, oder haben es versucht, denn die Forschung scheint seit der Inhaftierung von von He Jiankui abgerissen zu sein, eine Mutation auf dem CCR5-Rezeptor. über den sich das HIV-Virus Zugang zu CD4+-Zellen verschafft, auszunutzen, denn Menschen, die die entsprechende Mutation aufweisen, sind gegen das HIV-Virus immun.
2017 wurde versucht, an Leukämie Erkrankten, die darüber hinaus HIV-infiziert waren, mit genetisch modifizierten Knochenmarkspenden, in denen die entsprechende Mutation von CCR5 eingebaut war, ihre HIV-Infektion zu nehmen.
Ohne Erfolg.
Der Misserfolg scheint He Jinakui dazu motiviert zu haben, das Erbgut von Embryonen in einer Weise zu verändern, von der er dachte, sie mache die Embroynen gegen das HIV-Virus immun. Die entsprechende Forschung von He Jiankui ist mittlerweile notorisch, schon weil sie gegen alle ethischen Grundlagen, die man so legen kann, verstoßen und ihm eine Haftstrafe von drei Jahren eingebracht hat. Die Forschung zeigt einmal mehr, welche Beigaben Invitro Fertilisation mit sich bringen kann. Indes, sie war im Hinblick auf HIV so erfolglos wie die vorausgehenden Versuche, die alle daran gescheitert sind, dass es gelingt, das „schlafende“ HIV-Virus aus manchen CD4+-Zellen zu entfernen, aber eben nicht aus allen.
Zu He Jiankuis ethikloser Forschung:
Mit anderen Worten:
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Meldung darüber, dass es gelungen sei, HIV vollständig aus der Zell-DNA aller befallenen menschlichen CD4+-Zellen eines HIV-Infizierten vollständig zu entfernen, für wahr zu erachten. Vor allem gibt es keine auffindbare Pressemeldung an den wahrscheinlichsten Adressen für eine solche Leistung. Dass es möglich ist, HIV-DNA aus der Zell-DNA zu entfernen, ist darüber hinaus nicht neu, es ist eher kalter Kaffee.
Das Problem, dass die Entfernung der HIV-DNA aus allen CD4+-Zellen eines befallenen Wirtsorganismus, die als Reservoir für HIV dienen, vollständig gelingen muss, ist nach unserem Wissen dagegen weiterhin ungelöst,
Die Liste der von HIV-Geheilten umfasst also weiterhin, den Berlin und den London Patienten, die durch Organtransplantation inklusive mutierten CCR5 HIV „geheilt wurden“. Ein dritter Geheilter wird in der Literatur genannt, konnte von uns aber nicht bestätigt werden.
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Author: Michael Klein
Michael Klein