Ziel sei die Hausarztpraxis als „erste Ansprechstelle mit einer beschleunigten Terminvermittlung zur fachärztlichen Weiterbehandlung“, sagte die CDU-Politikerin beim Deutschen Ärztetag in Leipzig. Damit wäre eine gute und verlässliche Versorgung aus einer Hand gewonnen. Zudem ließen sich Doppeluntersuchungen und lange Wartezeiten für Facharztbesuche vermeiden.
Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag ein verbindliches System einführen, bei dem Patientinnen und Patienten primär in eine Hausarztpraxis gehen, die sie bei Bedarf – mit einem Termin in einem bestimmten Zeitraum – an Fachärzte überweist. Dies soll eine „Termingarantie“ darstellen. Klappt es mit dem Termin in diesem Zeitkorridor nicht in einer Praxis, soll man sich daher auch von einem Facharzt oder einer Fachärztin in einem Krankenhaus behandeln lassen können.
Gegen Koordination „mit der Brechstange“
Die Bundesärztekammer unterstützt die Pläne. Entscheidend sei aber die konkrete Ausgestaltung, sagte Präsident Klaus Reinhardt. Er warnte vor einer „Behandlungskoordination mit der Brechstange“ und dass eine schnellere Terminvergabe verordnet werden könnte, obwohl die Strukturen dies aktuell in keiner Weise hergäben. Schon vor dem Ärztetag hatte er deutlich gemacht, dass Patienten bisher mit der Organisation ihrer Versorgung weitgehend allein gelassen würden. Mancherorts habe jeder Zweite im Schnitt zwei Hausärzte.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte mit Blick darauf, Patienten seien nicht grundsätzlich undiszipliniert. Es gebe gute Gründe für das Aufsuchen von zwei Hausärzten. „Nicht selten liegen Arbeitsort und Wohnort weit auseinander. Auch sind Urlaubsvertretungen dafür verantwortlich, dass im Quartal zwei Hausärzte gezählt werden“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Im Mittelpunkt stehen müssten eine bessere Verteilung der Vertragsärzte und die vertraglich zugesicherten 25 Wochenstunden Präsenzzeiten für Kassenpatienten.
Ärztliche Arbeitszeit eine „kostbare Ressource“
Die Pläne der Koalition für eine stärkere Steuerung sollen zu mehr Effizienz im Gesundheitssystem beitragen. Wegen steigender Milliardenkosten drohen in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung absehbar neue Finanznöte.
Warken kündigte an, bürokratische Auflagen und Dokumentationspflichten für Ärzte zu reduzieren. Wegen Fachkräftemangels und immer älterer Ärzte und Patienten gelte es, achtsam mit der ärztlichen Arbeitszeit umzugehen. Diese „kostbare Ressource“ müsse vor allem den Patienten zugutekommen.
„Wir können nicht erwarten, dass der ärztliche Bedarf in Deutschland in einem immer größer werdenden Maß durch Ärztinnen und Ärzte gedeckt wird, die im Ausland ausgebildet wurden“, sagte die Ministerin – auch wenn diese heute schon eine nicht mehr wegzudenkende Säule seien. Der medizinische Bereich profitiere wie kein zweiter von diesem Zuzug. „Wir sind dankbar dafür.“
Ärzte für Abgabe auf Zucker und Alkohol
Ärztepräsident Reinhardt mahnte mit Blick auf Reformen für eine finanzielle Stabilisierung: „Die Politik muss anerkennen, dass das Gesundheitswesen kein bloßer Kostenfaktor ist, den man mit pauschalen Sparmaßnahmen auf Effizienz trimmen kann.“ Ziel sei ein System, das qualitativ hochwertig und zugleich für kommende Generationen bezahlbar bleibe. Er warb dafür, der gesetzlichen Krankenversicherung „zusätzlich zweckgebundene Abgaben auf gesundheitsgefährdende Produkte wie Zucker, Alkohol und Tabak zuzuführen“. Das stabilisiere die Finanzen und fördere auch die Gesundheit der Menschen.
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