„Die Bildung der neuen Bundesregierung, die Bewegung in den Zollstreitigkeiten, sowie eine sich stabilisierende Inflationsrate tragen zu dem gestiegenen Optimismus bei“, sagte am Dienstag Achim Wambach, der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Das Stimmungsbarometer des ZEW stieg gegenüber dem Vormonat um 39,2 Punkte auf plus 25,2 Punkte, wie das Forschungsinstitut in Mannheim mitteilte. Damit machte der ZEW-Index einen Teil der Verluste aus der April-Umfrage wett. Analysten hatten im Schnitt für Mai mit einem weniger deutlichen Anstieg auf plus 11,3 Punkte gerechnet.
Die Stimmung verbesserte sich laut ZEW in fast allen Sektoren. Insbesondere für die Bankenbranche, aber auch für exportintensive Bereiche wie die Automobil- und Chemieindustrie sowie die Metall-, Maschinen- und Stahlproduktion hätten sich die Aussichten aufgehellt. Die jüngste Zinssenkung durch die Europäischen Zentralbank sowie die erwarteten weiteren Zinssenkungen begünstigten vor allem eine Verbesserung für die Baubranche, hieß es.
Im April hatte der erratische Umbruch in der US-Handelspolitik die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten noch einbrechen lassen. Im Mai hätten Hoffnungen auf Einigungen im Zollstreit mit den USA die Stimmung der Finanzmarktteilnehmer verbessert und zu einer erhöhten Risikobereitschaft beigetragen, schrieb Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen, Helaba. Mit der Deeskalation seien auch die Inflations- und Konjunktursorgen etwas in den Hintergrund getreten.
Die Umfrage des ZEW wurde vom 5. bis zum 12. Mai durchgeführt. Damit könnte auch die jüngste Zolleinigung zwischen den USA und China berücksichtigt worden sein, die zu Wochenbeginn zu teils deutlichen Kursanstiegen an den Aktienbörsen gesorgt hatte.
„Die zwischen den USA und China erzielte Einigung nährt die Hoffnung, dass es auch mit den anderen bedeutenden Handelspartnern zu einer Einigung kommen wird – eben auch mit der Europäischen Union“, ergänzte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. „Mehr noch, das Übereinkommen zeugt auch davon, dass im Weißen Haus möglicherweise ein neuer realitätsnaher Kurs eingeschlagen wird.“ Die deutsche Konjunktur werde möglicherweise weit weniger unter den Zollquerelen leiden, als ursprünglich zu befürchten war.
Die bereits zuvor sehr niedrige Bewertung der Konjunkturlage hat sich hingegen unerwartet noch einmal etwas verschlechtert. Der entsprechende Wert fiel um 0,8 Punkte auf minus 82,0 Punkte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Aufhellung auf minus 77,0 Punkten gerechnet.
In der Eurozone insgesamt verbesserten sich die Erwartungen dem ZEW zufolge ebenfalls deutlich. Sie stiegen um 30,1 Punkte auf plus 11,6 Punkte. Die Bewertung der konjunkturellen Lage verbesserte sich um 8,5 Punkte auf minus 42,4 Punkte.
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