• 26. Dezember 2024

Die fünf Phasen der Trauer

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Nov 24, 2024

Heute morgen las ich die Nachricht eines Lesers. In dieser ließ er mich grüßen. So eine liebe Grußnachricht tut gut und baut auf. Macht warm ums Herz. Und das ist wichtig in kalten Zeiten wie diesen.

Für mich ist es seit bald fünf Jahren ein persönlicher Kampf darum, nicht völlig zu erkalten. Dieser täglich wieder aufgenommene Kampf, seitdem sie den großen Feldversuch starteten. Dies perfide Spiel, das sie inszenierten, um zu erfahren, wie weit sie mit uns gehen können in diesem Land.

Vermeintlich das Kommende vor Augen, zu glauben, erkannt zu haben, was „die da“ mit Land und Menschen beabsichtigen, waren meine letzten fünf Jahre oft schmerzvoll und von Trauer beladen. Heute akzeptiere ich die allgemeine Situation, in der wir uns befinden. Ich habe da wohl die „fünf Phasen der Trauer“ durchschritten. Mich abgefunden und akzeptiere, was immer derzeit geschieht.

Denke ich heute an das erste Jahr Corona zurück, so war dieses von einer sprachlosen Verwunderung gegenüber auf mich einprasselnder neuer Lebenserfahrungen geprägt. So konnte ich weder glauben noch verstehen, dass sich durch meinen Impfstatus bedingt Freunde und Bekannte distanzierten und von mir abwandten. Insbesondere, als ich begann, eine Kolumne für Alexander-Wallasch.de zu schreiben und mich mit dieser wöchentlich, wie man sagt, „nackig machte“. In diesem Jahr durchschritt ich die erste Phase der Trauer.

Was mich damals über den Tag und durch die Nacht brachte, war zu wissen, nicht allein im neuen Wind da draußen vor der Tür stehen zu müssen, gesellschaftlich abgestellt innerhalb von Wochen. Beruflich kaltgestellt zu werden, weil der große Bruder es so wollte. Auch damals taten mir, wie am heutigen Morgen wieder, Leserkommentare oder persönliche Briefe wohl. Es tut gut zu wissen, mit seinem Zorn gegenüber den Missständen und den Personen, die dafür Verantwortung tragen, nicht allein im Regen vor der Tür zu stehen.

Das war dann die zweite Phase der Trauer. Mein Zorn gegenüber den vielen. Den vermeintlich guten. Den doch so anderen, die Macht über uns hatten und die heute noch immer mit Menschen umgehen, wie sie allein es für richtig halten.

Im Jahr darauf, es war das Jahr der von vielen erhofften Impfmaßnahmen, glaubte ich auf sie zugehen zu müssen. Doch ließen sie mich noch immer nicht in ihre Mitte. Sie, die inzwischen doppel-plus-gut Geimpften. Noch immer saßen, feierten, tranken, tanzten sie unter sich. Da half kein Verhandeln. Kein sachliches Diskutieren. Kein ruhig ausgesprochenes Wort aus meinem Mund. Solange ich nicht einer der ihren würde, musste ich draußen vor ihren Türen bleiben. Galt als schädlicher Wurmfortsatz der Gesellschaft,welcher herausgeschnitten gehört.

Da half kein klärendes Wort oder Verständnis mehr, der Zug der Verständigung war abgefahren. Der kommt auch nicht wieder.

Kommen wir zu einem anderen Zug. Einem, der auch nicht wieder kommt: Der Zug mit der Aufschrift „Frieden ermöglichen“. Der nächste Schritt, den das Land und sein durch Massenvernichtungsmedien gelenktes Personal machen soll, wird in ein tiefes, finsteres Tal führen.

Denn wie soll ich sonst diese mir unbegreifliche, wieder erwachte Kriegsbegeisterung vieler deutscher Wähler verstehen? Derer, die sich lieber die längst unbezahlbar gewordene Butter vom Brot nehmen lassen, als den versicherten Endsieg an der Ostfront zu vergeigen. Einmal muss es doch ja klappen, den russischen Bären zu erlegen. Eine weitere Chance dazu wird es in den nächsten tausend Jahren nicht geben.

Ah, da ist er ja wieder. Dieser doofe, große, schwarze Vogel, der über einem kreist wie die miese, dunkle Wolke, die beizeiten, vor allem in schlechten, über dem verbliebenen Haupthaar schwebt. Die beiden braucht keiner. Also. Raus aus der vierten Phase der Trauer und auf Wiedersehen gesagt. Und bitte auf länger.

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Willkommen in der letzten Phase der Trauer. Ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann. Versuche zu verarbeiten, bearbeiten, zu verändern, was ich vielleicht irgendwie hinbekommen kann. Arrangiere mich mit der Situation. Beizeiten funktioniert das sogar. Okay, jetzt muss ich selbst lachen. Was sollte ich denn auch sonst machen? Mit dem Holzgewehr in kurzer Hose nach Berlin marschieren, um den Reichstag zu erstürmen!? Sie würden sich freuen.

Nein. Ich arrangiere mich mit der Situation. Ich akzeptiere. Ich akzeptiere, dass mir von heute auf morgen eine Rakete auf den Kopf fallen kann. Von welcher Seite ist mir dann egal. Tod ist Tod und Schwamm drüber. Über uns alle.

Ich akzeptiere, sollte es vor Weihnachten keinen atomaren Winter geben, dass ich nicht damit rechnen kann, in wenigen Jahren eine Rente zu beziehen. Unabhängig meiner jahrzehntelangen Einzahlungen in das System.

Ich akzeptiere monatelange Wartezeiten für wichtige Arzttermine. Stundenlange Wartezeiten auf beängstigenden Bahnhöfen und Haltestellen. Lange Stauzeiten auf Verkehrswegen wegen maroder Straßen, Brücken, Über- Unterführungen. Von immer mehr und höheren Windrädern in meiner nächsten Umgebung umzingelt zu werden. Dumme Menschen. Böse Menschen. Gefährliche Menschen. Politiker und Politikerinnen. NGOs. Wahrheitsfinder. Experten. Denunzianten. Antideutsche. Antimenschen. Antifantasten.

Den nächtlichen Straßenwechsel beim Spaziergang in der Stadt wenn mir eine „Gruppe“ entgegenkommt. Das Gefühl fremd in seinem Geburtsland zu sein. Ich muss akzeptieren, das ich eine hohe Strafe erhalte, wenn ich einem Mann nicht als Frau anrede, bzw. „lese“, wenn er/sie/es/etwas darauf besteht.

Es gibt heute viele Dinge die ich akzeptieren soll, akzeptieren muss. Tu ich es nicht, falle ich zurück in die ersten Phasen der Trauer und der Kreislauf beginnt. Wieder und wieder und wieder. Das wieder durchzumachen, dazu fehlt mir, betrachte ich die Welt wie sie heute ist, die Kraft.

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Author:
Alexander Wallasch

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