• 1. Oktober 2025

35 Jahre nach der Deutschen Einheit holt der Osten des Landes ökonomisch laut einer Untersuchung kaum noch gegenüber dem Westen auf.

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Okt. 1, 2025

Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die der „Spiegel“ berichtet. „Die Fortschritte in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“, heißt es in dem Papier, seien „nur noch gering“. Autor Klaus-Heiner Röhl erwartet auf Basis seiner Analyse struktureller Unterschiede auch nicht, dass der Osten absehbar noch Westniveau erreicht. Eine volle Angleichung erscheine „wenig realistisch“, schreibt er.

Zu den Gründen zählten der Bevölkerungsschwund in Ostdeutschland, Defizite in Forschung und Entwicklung sowie fehlende Investitionen und Start-ups. Vor allem mangle es an produktiven Branchen sowie industriellen Großunternehmen und Konzernzentralen. Beim Vergleich der Wirtschaftsleistung fiel der Osten (ohne Berlin) 2024 zuletzt sogar etwas zurück. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sank auf nur noch 71,77 Prozent des Westniveaus, nach 72,04 Prozent 2023. Zwar habe es immerhin im verarbeitenden Gewerbe in jüngeren Jahren eine Angleichung der Wirtschaftsstruktur gegeben, doch die sei „allein auf den Rückgang des Industrieanteils in Westdeutschland zurückzuführen“. Insgesamt hält Forscher Röhl es für wenig wahrscheinlich, dass der Osten zur ökonomischen Stärke westdeutscher Metropolen wie München oder Hamburg aufschließt: „Wahrscheinlicher erscheint eine Annäherung an die Wirtschaftskraft von Westbundesländern wie Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz, deren Wirtschafts- und Regionalstruktur derjenigen der ostdeutschen Flächenländer ähnlicher ist.“ Die Studie stellt jedoch auch positive Entwicklungen fest. So habe die Arbeitsproduktivität „regional und sektoral in einigen Bereichen den westdeutschen Durchschnitt erreicht oder übertroffen“. Die Löhne in Ost und West hätten sich ebenfalls stärker angeglichen, auch dank des Mindestlohns. Damit die ostdeutsche Wirtschaft sich der im Westen wieder stärker annähert, empfiehlt der Wissenschaftler unter anderem einen späteren Renteneintritt und mehr Zuwanderung von Fachkräften, um dem drohenden Arbeitskräftemangel zu begegnen. Dabei könnten die Ostländer mit verfügbaren Wohnungen in idyllischer Natur werben. Stärken könnten auch in einer anwendungsnahen Forschung und weniger Bürokratie für Start-ups liegen. Hohe Subventionen in Einzelprojekte, wie sie für ein Werk des US-Chipkonzerns Intel in Magdeburg geplant waren, sieht Röhl dagegen kritisch. Es drohten hohe Risiken und ein verzerrter Wettbewerb.

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Author: [email protected]

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