Manchmal liest man etwas und fragt sich: Meinen die das ernst?
So erging es mir bei einem aktuellen Focus-Artikel mit der Dachzeile: „Beziehungsexperte erklärt Ü-50-Phänomen.“ Darin heißt es wörtlich:
„Obwohl Frauen ab 50 heute vital, gepflegt, selbstbewusst und oft sehr attraktiv sind, haben sie mit einem Imageproblem zu kämpfen. In Teilen der Gesellschaft gelten sie als weniger begehrenswert – ein Vorurteil, das noch aus früheren Generationen stammt, als Frauen mit 50 als ‚gesetzt‘ galten.“
Und weiter:
„Tatsächlich trifft heute das Gegenteil zu: Frauen dieser Altersgruppe pflegen sich, treiben Sport, reisen, bilden sich weiter – sie befinden sich oft in einem zweiten Frühling. Trotzdem wird ihnen von manchen Männern der Stempel ‚zu alt‘ aufgedrückt – ein psychologischer Reflex, der aus der Idealisierung von Jugend resultiert.“
Mit anderen Worten: Die Realität ist nicht, wie sie ist – sondern ein Missverständnis. Frauen über 50 sind „eigentlich“ total begehrenswert, und dass sie seltener gewollt werden, liegt nicht etwa an Biologie oder veränderter Sexualdynamik, sondern an einem „überkommenen Image“ und dummen, alten Denkreflexen bei Männern.
Man reibt sich die Augen. Nicht, weil man Frauen über 50 nicht schätzen würde. Sondern weil hier ein für Mann wie Frau gleichermaßen schmerzhaftes, aber trotz aller Ausnahmen nunmal unbestreitbares biologisches Phänomen – nämlich die tendenzielle altersbedingte Abnahme sexueller Attraktivität – durch eine ideologische Erklärung ersetzt wird.
Um die Absurdität voll zu würdigen, lohnt sich ein Blick auf den Autor: Dr. med. Stefan Woinoff ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit eigener Praxis in München. Er arbeitet als Psychodramatherapeut, unterrichtet in der Ausbildung und ist Beziehungsexperte bei der Online-Dating-Plattform „50plus-Treff.de“. Also gewissermaßen Lobbyist in eigener Sache.
Dass der Focus ihm dann auch noch unwidersprochen Raum gibt, um die Realität umzuschreiben, macht die Sache nicht besser. Früher hätte man gesagt: Interessenkonflikt. Heute nennt man es Expertise.
Dass solchen Realitätsverleugnungs-Kitsch – den in der alten Bundesrepublik so nicht einmal der „Stern“ in seiner weichsten Phase geschrieben hätte – heute ein angeblich bürgerliches Magazin wie der Focus verbreitet, zeigt: Wir leben in einem kulturellen Ausnahmezustand, der sich als Fortschritt tarnt.
Was hat sich verändert? Wie kam es so weit?
1. Der Marsch durch die Institutionen hat sein Ziel erreicht.
Was einst in linken Uni-Seminaren als radikale Theorie begann, sitzt heute in Redaktionen, Ministerien, NGOs und Schulbüchern. Die ehemaligen 68er- und 80er-Ideologen haben ihre Kinder und Schüler nicht nur erzogen – sie haben sie ideologisch geprägt. Heute dominieren diese Prägungen das öffentliche Denken.
2. Journalismus ist zum pädagogischen Projekt geworden.
Früher war der Auftrag: berichten, was ist.
Heute heißt es: zeigen, wie es sein sollte.
Die Grenze zwischen Redaktion und Mission ist verschwunden. Statt neugierig zu fragen, wird moralisch doziert. Und wer Fakten bringt, die nicht ins Weltbild passen, gilt schnell als „rechts“ oder „unsensibel“.
3. Der Feminismus hat sich radikalisiert – vom Gleichheitsstreben zur Wirklichkeitsverleugnung
Die erste und zweite Welle kämpften für Gleichberechtigung, Bildung, Zugang zu Beruf und Schutz vor Diskriminierung – alles berechtigt.
Doch die heutige Welle tut so, als sei jede statistische Differenz zwischen Männern und Frauen ein Skandal – selbst wenn sie biologisch begründet ist.
Das Ergebnis: Frauen ab 50 dürfen nicht altern, Männer keine jüngeren Partner wollen. Sonst ist es Diskriminierung.
4. Soziale Medien belohnen Emotionalisierung.
In der Logik von Likes, Shares und Reichweite zählen Gefühl und Empörung mehr als Wahrheit. Wer sagt: „Männer finden jüngere Frauen attraktiver“ – kriegt einen Shitstorm.
Wer aber schreibt: „Frauen 50+ sind eigentlich viel begehrter – die Gesellschaft ist nur zu dumm, das zu erkennen“ – wird gefeiert.
Das nennt man: Emotionales Clickbaiting mit ideologischem Unterbau.
5. Ein verändertes Selbstverständnis der Medien.
Früher: Vierte Gewalt.
Heute: Eine moralische Instanz – wenn auch nur in der eigenen Selbstwahrnehmung.
Redaktionen glauben, sie müssten die Menschen „in die richtige Richtung“ erziehen. Es geht nicht mehr um Aufklärung – sondern um „Haltung“ (dieses vergiftete Wort).
Und „Haltung“ bedeutet: nicht mehr infrage stellen, sondern bekräftigen. Auch, wenn’s absurd ist.
Was bei alldem untergeht: der ehrliche, aufrichtige Respekt vor der Realität. Vor der Biologie. Und hier vor Frauen ab 50.
Denn ja – natürlich sind viele Frauen jenseits der 50 attraktiver, charismatischer, klüger und aufregender als so manche 25-Jährige. Nicht, weil sie ein „neues Image“ brauchen, sondern weil sie ein gelebtes Leben haben. Weil sie etwas ausstrahlen, was kein Filter und kein Botox herstellt: Souveränität, Humor, Tiefe.
Und weil sie wissen, dass man mit 55 nicht mehr aussieht wie 25 – und es auch nicht nötig haben, sich das einreden zu lassen. Schon gar nicht von einem „Beziehungsexperten“ oder vom Focus.
Aber wenn man ihnen – wie der Focus-Autor – einreden will, sie seien trotz biologischer Veränderung genauso „gefragt“ wie junge Frauen, dann macht man sie zur Karikatur. Dann wird aus echtem Respekt ein ideologischer Zwang.
Und genau das ist der Punkt: Wer Frauen wirklich ernst nimmt, muss ihnen nicht einreden, dass sie 25 sind. Sondern ihnen das Recht zugestehen, 50 oder 60 zu sein – ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Und Männern das Recht, jüngere Frauen zu begehren, ohne dafür als sexistische Troglodyten diffamiert zu werden.
Mein Fazit:
Was wir heute sehen, ist nicht nur ein Wandel der Medien, sondern ein Umsturz des Denkens.
Die alte Bundesrepublik war sicher nicht perfekt – aber sie hatte ein gewisses Maß an gesunder Skepsis, Wirklichkeitsnähe und intellektueller Ehrlichkeit.
Was wir heute haben, ist eine kulturrevolutionäre Weichspülung, die alles gleichmachen will – auch die Geschlechter, die nur noch ein „soziales Konstrukt“ sein sollen. Und die dabei alles zerstört, was individuell, menschlich und natürlich ist.
Die nicht nur die Realität umdeutet – sondern alles nivellieren will: Geschlechter, Wahrnehmung, Erinnerung. Damit am Ende ein „neuer Mensch“ entsteht – wie bei Lenin, Mao oder in der DDR. Diesmal mit Netflix-Abo und Gendersternchen.
Doch das Scheitern wird so grausam sein wie jedes Mal in der Geschichte. Der Traum vom „neuen Menschen“ endete stets in Trümmern, Tränen und Elend.
Und genau deshalb brauchen wir Gegenstimmen wie meine – und Ihre.
Kritisch. Wach. Widerständig.
Real-Satire pur: Von der Leyen lobt Freiheit – und vor ihren Augen nimmt Polizei Kritiker fest
EXKLUSIV: Staatsanwaltschaft leugnet Tod einer 17-Jährigen – Regierung muss Verfahren einräumen
So wird Demokratie zur Farce: Gericht stoppt AfD-Kandidat, sichert SPD-Sieg und entmündigt Wähler
Bild: Shutterstock.com
Bitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.
Mehr zum Thema auf reitschuster.de
Sind Frauen, die sich für Frauen einsetzen, transfeindliche Radikale?
Das Diffamieren von biologischen Frauen wird massiv durch Steuergelder gefördert. Die zuständige Ministerin weist jede Verantwortung von sich und vermeintliche Feministinnen werben für die „tatsächliche Gleichstellung aller Menschen“. Von Kai Rebmann.
Was eine Studie über gewollte Kinderlosigkeit über den „Zeit“-Geist verrät
Virenschleudern, Klimakiller oder Armutsrisiko: Das sind nur einige Begriffe, die in gewissen Kreisen immer wieder – und immer öfter – mit Kindern assoziiert werden. Jetzt soll eine Studie den Hetzern helfen, sich reinzuwaschen. Von Kai Rebmann.
Für das Auswärtige Amt sind alle Männer Gewalttäter
Die Behörde von Heiko Maas lässt eine Kampagne für Gleichstellung von fragwürdigen Kommentatoren begleiten, die Männlichkeit per se als „fragilen und krisenanfälligen Zustand“ bezeichnen, den Männer notfalls mit Gewalt reparieren müssten. Von Alexander Wallasch.