Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Es reicht in der Politik nicht aus, einen richtigen Kompass zu haben, das Richtige zu denken und dann auszusprechen. Man muss dann auch bereit sein, das Kreuz durchzudrücken, oder wie der Volksmund lapidar formuliert, einen Arsch in der Hose zu haben.
Ich glaube wirklich, dass es das Grundproblem der CDU nach den trostlosen Merkel-Jahren ist, dass sie bis heute nicht bereit ist, für das zu kämpfen, was sie eigentlich denken.
Auch im Fall Brosius-Gersdorf war es ja zunächst eine einzige Abgeordnete mit Rückgrat – Saskia Ludwig aus Potsdam – die im Fernsehen öffentlich bekannt, dass sie – Fraktionszwang hin oder her – die zweifelhafte SPD-Kandidatin auf keinen Fall wählen werde.
Die Fraktionsführung versuchte dann, die unbotmäßige Frau Ludwig noch wieder einzufangen, aber wenn einer mal…einen Arsch in der Hose hat, dann gesellen sich schnell weitere dazu. Ergebnis: Frau Brosius-Gersdorf wird nicht Verfassungsrichterin, und das ist verdammt gut so.
Zu den jungen CDU-Talenten unserer Zeit gehört zweifellos auch die Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach. Nach dem Mord an dem konservativen amerikanischen Influencer Charlie Kirk, ein Familienvater und gläubiger Christ, schrieb Bosbach auf Instagram: „Kaum jemand stand so für freie Debatte, wie er. Kirk grenzte Andersdenkende nicht aus, sondern reiste durch ganz Amerika, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“ Und das ist wahr. Kirk sei ein Kämpfer für unsere „westlichen Werte“, eine der „einflussreichsten jungen konservativen Stimmen weltweit“ gewesen.
Ja, das war Kirk, und er ist es wert, dass wir alle, die wir für Meinungsfreiheit, Menschenwürde, Recht und Gesetz stehen, diesen großartigen Mann würdigen. Egal, wie sehe der linkswoke Mainstream geifert – in Amerika und hierzulande, wo man Kirk krampfhaft versucht, zum „Rechtsextremisten“ und „Hassprediger“ aufzupimpen. Beides war er ganz sicher nicht – er verkörperte das, was auch in der CDU einst mal vertreten wurde.
Insofern hat Frau Bosbach absolut recht mit ihrer Würdigung des ermordeten Bruders im Geiste.
Aber was passiert? Die Grünen im Rheinisch-Bergischen Kreis, wo Bosbach wohnt, geben eine Stellungnahme ab:
„Während der gewaltsame Tod des umstrittenen Politikers uneingeschränkt zu verurteilen ist, muss die positive Darstellung einer Person, die sich wiederholt rassistisch, sexistisch und demokratiefeindlich geäußert hat, kritisch hinterfragt werden.“
Ob die Grünen im Rheinisch-Bergischen Kreis eine Stellungnahme abgeben, oder in China fällt ein Sack Reis um – Sie wissen schon. Der Sack Reis hat mehr Relevanz.
Aber Frau Bosbach hat ihren Beitrag danach wieder gelöscht und mitgeteilt, sie teile nicht jede Aussage, die Kirk mal rausgehauen hat.
Wer macht das schon? Wo entschuldigt sich Frau Reichinnek, wenn ihre Parteifreunde Wohlhabende erschießen wollen? Warum, liebe Frau Bosbach, diese Unterwürfigkeit gegenüber den Mainstream?
Und sie ist da in bester Gesellschaft, denn auch ihr Parteifreund und heute Bundeskanzler ist schon eingeknickt, etwa als er von aufmüpfigen Kindern unserer Gäste aus dem islamischen Unkulturraum als „kleine Paschas“ sprach, die sich gegenüber ihren Lehrrinnen ungebührlich aufführten. Auch das stimmt doch, auch da wehte ein kleines grünes Lüftchen, und sofort ruderte Merz zurück.
Und genau das wollen die Leute nicht mehr.
Sie wollen Politiker, die aufrecht stehen, auch wenn der Wind von vorne kalt bläst.
Erinnern Sie sich noch an Philipp Mißfelder, den unvergessenen Chef der Jungen Union, der viel zu früh verstorben ist? Und an die von ihm ausgelöste hitzige Debatte darüber, ob die Solidargemeinschaft weiter künstliche Hüftgelenke für sehr alte Menschen finanzieren sollte? Ein Sturm der Entrüstung fegte über ihn hinweg, die BILD füllte Tag für Tag ganze Seiten mit den Äußerungen empörter Rentner und Sozialpolitiker. Ich arbeitete damals bei BILD, und an einem Morgen rief mich Philipp an – wir kannten uns da schon einige Jahre – und fragte mich, wie lange das noch so weitergehen werde. Ich sagte, wahrscheinlich noch Wochen, in denen er jeden Tag öffentlich auf die Backen bekommen werde.
Und ich sagte: „Aber danach wird Dich jeder in Deutschland kennen, und jeder wird wissen, dass Du für eine Sache gestanden hast. Und das bringt Dir auf Sicht Rückenwind.“ Aber, so mein Rat: Du musst stehen bleiben und darfst nicht einknicken.
Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Union wieder den Mut zu sich selber fände, und dass ihre Politiker offen und dauerhaft für ihr Überzeugungen einstehen, die wirklich nicht schlecht sind. Aber wenn man bei jedem Gegenwind sofort wackelt und dann auch noch umfällt, dann löst man keine Euphorie aus.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal the-germanz.de erschienen.
Bild: Screenshot X
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