„Der jüngste schwere Luftangriff auf die Erdölpipeline „Druschba“ war ein Angriff auf die Souveränität Ungarns“, teilte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto in einer Erklärung mit, die die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI veröffentlichte.
Die ukrainische Armee hatte vor anderthalb Wochen eigenen Angaben zufolge die Ölpumpstation Nikolskoje im zentralrussischen Gebiet Tambow mit Drohnen angegriffen. Es kam zu einer erheblichen Beschädigung der Anlage. Ungarn und die Slowakei erhalten russisches Erdöl durch die betroffene Pipeline. Ungarischen Angaben zufolge traf erst am Donnerstag wieder russisches Erdöl über die „Druschba“-Pipeline in Ungarn ein.
„Die Ukraine ist sich im Klaren darüber, dass die Pipeline „Druschba“ für die Energieversorgungssicherheit Ungarns unabdingbar ist“, erklärte Szijjarto weiter. Der jüngste Angriff sei so schwer gewesen, dass Ungarn wegen der langen Dauer der Reparaturarbeiten beinahe auf seine strategischen Reserven hätte zurückgreifen müssen.
Die Einreisesperre für den ukrainischen Drohnentruppenchef Browdi gelte für den gesamten Schengen-Raum, fügte Szijjarto hinzu. Der Schengen-Raum umfasst die meisten EU-Länder und europäische Nicht-EU-Länder wie die Schweiz. In dem Gebiet ist im Prinzip grenzkontrollfreies Reisen möglich.
Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen eine russische Invasion und greift immer wieder auch Ziele auf russischem Staatsgebiet an. Ungarn und die Slowakei haben sich – anders als andere EU-Länder – auch nach dem Beginn der Invasion bei ihren Öl- und Gasimporten nicht aus der Abhängigkeit von Russland gelöst. Die von der EU verhängten Sanktionen gegen Moskau erstrecken sich nicht auf Erdgas und auch nicht auf Erdöl, das über Pipelines transportiert wird.
Budapest steht eher auf Moskaus Seite
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán verfolgt eine weithin kremlfreundliche Politik. Zugleich beschuldigt er die Ukraine, nicht zum Frieden bereit zu sein, wobei er russische Narrative verbreitet. Er wirft Kiew außerdem vor, die mehrere Zehntausend Menschen umfassende ungarische Minderheit zu unterdrücken.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Browdi (50) erst Anfang Juni zum Kommandeur der ukrainischen Drohnentruppen ernannt. Der Offizier im Range eines Majors entstammt der ungarischen Minderheit und gab sich den Kampfnamen „Madjar“ (Ungar). Vor seiner Ernennung hatte er sich als Gründer und Kommandeur der Drohneneinheit „Madjars Vögel“ einen Namen gemacht.
Sollte Budapest dem Offizier tatsächlich die Einreise nach Ungarn und in die Schengen-Zone versperrt haben, sei dies empörend, schrieb Selenskyj auf dem Portal X. Er wies das ukrainische Außenministerium an, die Fakten zu klären „und entsprechend zu reagieren“.
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