Berlin (ots)
- Netzschreier analysiert 2.220 Onlineprofile aller 630 Mitglieder des Deutschen Bundestages
- Mit insgesamt 3,87 Mio. Followern ist Alice Weidel die reichweitenstärkste Abgeordnete und dominiert auf Facebook, TikTok, Instagram und YouTube
- Die Abgeordneten der CDU/CSU und Grünen erreichen die wenigsten Follower – auch wegen Habecks Weggang
- 91 Prozent aller Abgeordneten nutzen Instagram, TikTok gewinnt an Bedeutung
Vom Aufstieg der Linken über die Stärke der AfD bis zur Schwäche der Parteien der politischen Mitte: Kaum ein Aspekt der Bundestagswahl 2025 wurde ohne den Einfluss von Social Media diskutiert. Knapp sechs Monate nach der Wahl hat die Influencer-Agentur Netzschreier daher 2.220 Onlineprofile aller 630 Mitglieder des Deutschen Bundestages (MdB) analysiert. Bereits vor der Neuwahl im Januar hatte Netzschreier die Social-Media-Landschaft des Bundestages untersucht, die damals noch von Sahra Wagenknecht angeführt wurde.
Weidel baut Führung aus, Reichinnek verdreifacht Reichweite
Die aktuell reichweitenstärkste Bundestagsabgeordnete ist Alice Weidel. Der AfD-Chefin folgen plattformübergreifend rund 3,87 Mio. Menschen. Seit dem letzten Vergleich im Januar gewann sie mehr als eine Million Follower hinzu und ist die führende Politikerin auf TikTok (977.200), Instagram (799.700) Facebook (631.300) und YouTube (296.000). Auf Instagram gehört sie zu den 20 wachstumsstärksten Accounts in Deutschland und hat mittlerweile selbst Heidi Reichinnek überholt, die bisher auf Instagram Spitzenreiterin war. Auf X (ehemals Twitter) liegt Weidel mit 1,17 Mio. Followern auf Kurs, den bisherigen Spitzenreiter Karl Lauterbach (1,19 Mio.) zu überholen – nicht zuletzt dank öffentlichem Zuspruch durch X-Besitzer Elon Musk. Selbst Sahra Wagenknecht mit ihren 3,1 Mio. Anhängern, die ohne Bundestagsmandat aus der Untersuchung fällt, kann Weidel mittlerweile klar übertreffen.
Lauterbach ist mit insgesamt 1,7 Mio. Followern der zweitstärkste Abgeordnete im Bundestag, konnte seine Followerschaft seit dem Regierungswechsel jedoch nur um knapp 2,9 Prozent steigern. Gregor Gysi (Die Linke) profitierte hingegen vom Aufwind seiner Partei, gewann 350.000 Follower hinzu und zählt nun 1,5 Mio. Damit liegt er knapp vor Heidi Reichinnek mit 1,49 Mio. Bundeskanzler Friedrich Merz (1,48 Mio.) und Ex-Kanzler Olaf Scholz (1,45 Mio.) komplettieren die Abgeordneten mit Mio.-Reichweiten. Wie auch Weidel konnten Reichinnek und Merz ihre Anhängerschaft dieses Jahr stark ausbauen: Reichinnek verdreifachte ihre Follower, Merz verdoppelte seine fast (+85 Prozent). Die Follower von Scholz wuchsen immerhin um knapp 28 Prozent.
Fraktionen: AfD summiert vorn, Die Linke im Schnitt am stärksten
Addiert man die Reichweite aller Abgeordneten pro Fraktion, führt die AfD mit 10,33 Mio. Followern deutlich vor CDU/CSU (6,12 Mio.) und SPD (5,79 Mio.). Die Linke erreicht 5,1 Mio., Bündnis 90/Die Grünen liegen mit 3,5 Mio. dahinter. Im Vergleich zu vor der Wahl konnte Die Linke ihre Reichweite damit um 116 Prozent erhöhen, die AfD um 54 Prozent. Die Grünen verloren hingegen insgesamt 43 Prozent Onlinereichweite, maßgeblich bedingt durch den Weggang von Annalena Baerbock und Robert Habeck mit ihren mehr als 1,4 Millionen gemeinsamen Followern.
Ein anderes Bild ergibt sich bei der durchschnittlichen Reichweite pro Abgeordnetem: Hier führen Die Linke (79.900 Follower pro Kopf) und die AfD (68.400) klar vor SPD (48.300) und Grünen (41.400). Die CDU/CSU bildet mit nur 29.400 durchschnittlichen Followern das Schlusslicht.
Anteil an Abgeordneten mit TikTok steigt um 150 Prozent
Instagram ist mit 575 Abgeordneten (91 Prozent Verbreitung) die beliebteste Plattform. Es folgen Facebook mit 542 Nutzern (86 Prozent) und X mit 343 (55 Prozent). TikTok wird inzwischen von 237 Abgeordneten (38 Prozent) bespielt. Im Vergleich zum vorherigen Bundestag (96 Nutzer) hat sich der Anteil damit mehr als verdoppelt.
Die Abgeordneten von Die Linke tragen zum Aufstieg von TikTok bei: 61 Prozent der MdBs sind dort aktiv. Bei Facebook liegen sie hingegen auf dem letzten Platz, während dies bei Instagram für die AfD gilt. LinkedIn ist besonders bei Abgeordneten der Grünen und CDU/CSU beliebt, wird von AfD und Linken aber kaum genutzt. X-Alternativen wie Bluesky oder Mastodon ziehen vor allem Grüne an. YouTube und Telegram sind klare Domänen der AfD. Und auch beim digitalen Blackout liegt die AfD vorn: Von den 26 Parlamentariern, die online auf kein einziges Social-Media-Profil verweisen, sind 22 AfD-Abgeordnete.
Marlon Giglinger, Gründer und Geschäftsführer von Netzschreier, ordnet die Ergebnisse ein:
„Unsere Analyse zeigt vor allem eines: Die Politiker des deutschen Bundestages haben das Potenzial der sozialen Medien noch immer nicht ausreichend erschlossen. Wenn mehr als die Hälfte der Abgeordneten – etwa 320 von 630 – nicht einmal 10.000 Follower erreicht, ist das keine solide digitale Basis. Hier wird die Chance verschenkt, Wähler direkt anzusprechen. Diese Form der Kommunikation ist heute aber essenziell, um mit möglichen Wählern in Kontakt zu kommen und Vertrauen aufzubauen.
Die Verschiebung in der TikTok-Nutzung werte ich allerdings als positives Zeichen: Die Zeiten, in denen die Plattform der AfD als exklusiver Kanal zur jungen Wählerschaft überlassen wurde, sind vorbei. Die Abgeordneten der AfD vereinen zwar noch den Großteil der Follower auf sich, stellen aber nur noch 30 Prozent der Accounts. Hier findet ein Wandel statt. Allein bei der CDU/CSU scheint dieser noch nicht angekommen zu sein. Die Kanzlerfraktion ist auf TikTok kaum präsent und somit digital schlecht für zukünftige Wahlen, in denen soziale Medien bei allen Altersgruppen zunehmend entscheidenden Einfluss haben, aufgestellt.
Damit hinterlassen sie ein Vakuum, das von den politischen Rändern gefüllt wird. Das Comeback der Linken, befeuert durch eine strategisch clevere Social-Media-Strategie, sollte allen eine Lehre sein. Wahlen werden heute auch in den sozialen Medien entschieden. Und die Arbeit daran beginnt nicht erst im Wahlkampf, sondern jetzt.“
Sämtliche Ergebnisse der Netzschreier-Analyse sind hier abrufbar: https://netzschreier.com/presse/neuer-bundestag-social-media-vergleich/
Über die Untersuchung
Für die Analyse hat Netzschreier die Social-Media-Profile aller Mitglieder des Bundestages untersucht, die auf der Webseite des Bundestages (www.bundestag.de), den jeweiligen Homepages der Abgeordneten (sofern vorhanden) oder den Websites der Fraktionen verlinkt waren. Berücksichtigt wurden insgesamt 2.220 Profile auf Facebook, Instagram, X (ehemals Twitter), LinkedIn, YouTube, Bluesky, Threads, Mastodon, Telegram, WhatsApp und TikTok. 26 der 630 analysierten Abgeordneten hatten kein soziales Netzwerk verlinkt. Stand der Untersuchung: 26. August 2025
Über Netzschreier
Netzschreier (www.netzschreier.com) zählt zu den Pionieren des Influencer-Marketings in Deutschland. Das 2015 gegründete Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass es sowohl das Management von namhaften Content Creatorn übernimmt als auch Agenturleistungen im Bereich Influencer-Marketing für Unternehmen anbietet. In diesem Zusammenhang begleitet Netzschreier monatlich mehr als 400 Influencer-Kooperationen und -Kampagnen. Die Agentur setzt sich dabei für eine verantwortungsvolle und rechtlich korrekte Umsetzung von Influencer-Werbung ein und unterstützt aktiv das „Training by Werberat“-Programm des Deutschen Werberats. Netzschreier hat seinen Hauptsitz in Berlin und wird von den Gründern Marlon Giglinger und Toni Löcher geleitet.
Pressekontakt:
Niklas Fucks | [email protected] | +4917634626081
Original-Content von: Netzschreier, übermittelt durch news aktuell
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