In den meisten Lehrbüchern der Neurowissenschaften findet sich die Ansicht, dass das Gehirn seine Karte des Körpers, der Körperregionen in dem Moment anpasst, in dem z.B. Gliedmaßen amputiert werden. Diese Ansicht ist das, was Wissenschaftsfremde wohl als einen Konsens ansehen würden, Leute, die der Ansicht sind, Wissenschaftler würden Ergebnisse produzieren, die Wahrheit darstellen, auf alle Ewigkeit unveränderliches Wissen.
Derartiger Blödsinn hat in den letzten Jahrzehnten eine weite Verbreitung gefunden, etwa unter Klimawandel-Kultisten, die mit der Behauptung, es gebe einen Konsens unter Wissenschaftlern, was den menschlichen Beitrag zu Klimawandel angehe, Kasse machen.
Wie weit es mit solchem angeblichen Konsens her ist, dass er zuweilen schneller verschwindet als das Speiseeis in der Mittagssonne, das zeigt eine gerade in Nature veröffentlichte Studie, die das, was in den Neurowissenschaften bislang als fester Stand der Erkenntnis galt, durcheinander gewirbelt hat.
Ausgangspunkt sind drei Probanden, die der Amputation eines Armes entgegen sehen, vermutlich nicht erfreut. Die Forscher um Hunter R. Schone haben die drei Probanden über Jahre begleitet und vor und nach der Amputation eines Armes die Gehirnregionen kartographiert, die mit Empfindungen und Informationen von Finger und Arm verbunden sind – den somatosensorischen Kortex. Vor der Forschung von Schone et al. (2025) waren Neurowissenschaftler der Ansicht, dass die Gehirnregionen, in denen Informationen z.B. von Finger oder Arm eingehen, sich nach einer Amputation von Arm und Finger umorientieren, neu spezialisieren.
Nach der Forschung von Schone et al. (2025) ist in der Neurowissenschaftlichen Welt nichts mehr, wie es davor war.
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Nicht nur hatten die drei Probanden nach der Amputation lebhafte Empfindungen ihrer nicht mehr vorhandenen Arme und Finger, nicht nur waren sie der Ansicht, ihren amputierten Arm und die dazugehörigen Finger bewegen zu können, die verbliebenen Muskeln, die einst an der Bewegung des nun fehlenden Armes beteiligt waren, kontrahierten, wenn sich die Probanden vorstellten, sie würden ihren nicht mehr vorhandenen Arm und die dazugehörigen Finger bewegen. Und was die bisherige Idee, dass ein Gehirn auf sensorische Reize reagiert und sich bei Ausbleiben der Reize anderweitig orientiert, vollständig auf den Kopf gestellt hat, sind Ergebnisse wie die folgenden, die mit funktionalen Magnetresonanztomographien gewonnen wurden:
Die Kartographie des jeweiligen Gehirns der Amputierten ist vor und nach Amputation gleich. Es gibt keine Anpassung von Gehirnregionen, auch Jahre nach der Amputation nicht. Das Bild des Körpers, das im Gehirn gespeichert ist, enthält vor und nach Amputation den Arm und die dazugehörigen Finger. Eine Neuorientierung des nun seiner Extremitäten befreiten Gehirnbereiches findet nicht statt.
Die Ergebnisse stellen die alte Sichtweise, nach der das Gehirn ein reaktives Organ ist, das auf die Zulieferung von externen Empfindungen, Reizen und Wahrnehmungen angewiesen ist, in Frage und legen ein Konzept eines Gehirns, das aktiver Teil eines dauerhaften Models des zugehörigen Körpers ist, nahe:
„Beyond the stability of lip representation across amputation, our findings reveal highly consistent hand activity despite amputation. This unchanged hand representation challenges the foundational assumption that S1 [Somatosensorischer Kortex] activity is primarily tied to its peripheral inputs, suggesting S1 is not a passive relay of its peripheral input, but an active supporter of a resilient ‘model’ of the body, even after amputation. Therefore, we conclude that, in the adult brain, S1 representation can be maintained by top-down (for example, efferent) inputs. This interpretation sheds new light on previous studies showing similar S1 topographical patterns activated by touch, and executed and planned movement.“
Schone et al. (2025).
Die Sicherheit, die so viele Wissenschaftsfremde wissenschaftlichen Ergebnissen so gerne unterstellen, weil es ihnen gerade in den ideologischen Kram passt, ist einfach nicht vorhanden. Wissenschaft ist ein kumulativer Prozess, in dem es letztlich keine Gewissheit darüber geben kann, dass der aktuelle Stand der Forschung nicht schon morgen Geschichte und einem ganz anderen Stand der Forschung gewichen ist.
“Pretty much every neuroscientist has learnt through their textbook that the brain has the capacity for reorganization, and this is demonstrated through studies on amputees,” says study senior author Tamar Makin, a cognitive neuroscientist at the University of Cambridge, UK. But “textbooks can be wrong”, she adds. “We shouldn’t take anything for granted, especially when it comes to brain research.”
Quelle: Nature
Forschungsergebnisse wie dieses sind der Grund dafür, dass nur Leute, die von Wissenschaft nicht einmal entfernt eine Ahnung haben, von Konsens reden, oder wie Tamar R. Makin, Mitautor der Studie über deren Ergebnisse sagt: „It just goes against the foundational knowledge of the field“.
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Author: Michael Klein
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