• 22. August 2025

Ein Jahr nach dem Anschlag in Solingen: NRW-Ministerpräsident Wüst sieht Politik in der Pflicht, das Sicherheitsgefühl der Menschen wieder zu stärken

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Aug. 22, 2025

Köln (ots)

NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst hat im WDR-Interview Verständnis dafür geäußert, dass nach dem Anschlag vor einem Jahr die Verunsicherung bei den Menschen in Solingen geblieben ist. Im Gespräch mit dem WDR5 Morgenecho sagte Wüst:

„Ja, ich kann das verstehen. Das ist Ausdruck dessen, was vor einem Jahr in Solingen auf dem Fronhof passiert ist. Ich finde es ganz menschlich, dass man danach verunsichert ist. Und das ist genau der Arbeitsauftrag an uns, auch an meine Landesregierung gewesen, danach sehr genau zu schauen, was müssen wir tun, was können wir tun, um Vertrauen zurückzugewinnen, um mehr für die Sicherheit zu tun, das Maximale für die Sicherheit zu tun, was ein Rechtsstaat tun kann. Was wir besser machen müssen, auch in der Migrationspolitik. Und was wir bei Prävention tun müssen. Ich glaube, das ist das, was Politik dann als Aufgabe hat. Nur so kann man auch Vertrauen zurückgewinnen.“

Wüst betonte aber auch:

„Auf der anderen Seite, werde ich nie vergessen, wie mir der Bruder eines Getöteten gesagt hat: ‚Bitte jetzt nicht hier rechtsextremen Parolen nachgehen. Bitte jetzt nicht den Fehler machen, den Terroristen auf den Leim zu gehen und unsere Gesellschaft spalten. Wir sind eines Stadt des Zusammenhalts.‘ Und das sieht man ja an der Umfrage auch. Und das höre ich auch aus Gesprächen in Solingen.“

Die Sorgen der Menschen in Solingen bezüglich der Flüchtlingszuwanderung kann Wüst nachvollziehen:

„Wir sind an das Limit gekommen. Schon vor dem Anschlag habe auch ich das immer wieder gesagt. Wir sind ans Limit der Fähigkeiten gekommen, Menschen gut aufzunehmen. Wir schaffen es in Deutschland und haben es immer, in jeder Phase, teilweise ja auf dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise mit Ach und Krach geschafft, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Aber wenn es dann um Schule, um Kitas geht, dann kommen wir ans Limit. Und das haben wir auch immer wieder gesagt – ohne Schaum vor dem Mund und ohne schlecht über die Menschen zu reden.“

Exklusive WDR-Umfrage zum Stimmungsbild in Solingen

Im Auftrag des WDR hat infratest dimap vom 30. Juli bis 11. August 2025 eine repräsentative, telefonische Befragung unter 1.001 zufällig ausgewählten, deutschsprachigen Solingerinnen und Solingern ab 18 Jahren durchgeführt. Die Befragung liefert ein belastbares Stimmungsbild der Stadt, wie es in vergleichbarer Form bisher nicht vorliegt.

Die Verunsicherung in Solingen bleibt

Die Ergebnisse zeigen: Die Folgen des Anschlags sind auch heute noch spür- und messbar. Vor allem das Sicherheitsgefühl der Solingerinnen und Solinger wurde nachhaltig beeinflusst. Auf öffentlichen Plätzen, in Parks oder im ÖPNV fühlt sich ein Jahr nach dem Anschlag immer noch jeder dritte Solinger verunsichert. In den ersten Wochen und Monaten nach der Tat, galt das sogar für rund 60% der Befragten.

Zuwanderung wird kritischer gesehen – Miteinander wird positiv bewertet

Auch der Blick auf das Thema Flüchtlingszuwanderung hat sich nach dem Anschlag verändert: Schon vor dem Anschlag hatten 31% eine negative Einstellung zum Thema Zuwanderung. Nach dem Anschlag gab zusätzlich 23% der Befragten an, jetzt eine kritischere Haltung zur Flüchtlingsaufnahme entwickelt zu haben.

Gleichzeitig sehen die Menschen aber das Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Solingen eher positiv. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten empfindet es als gut bzw. sehr gut.

Wenig Vertrauen in Politik – Mehr eigenes Engagement

Das Vertrauen in Politik, Behörden und Polizei solche Anschläge zukünftig verhindern zu können ist mehrheitlich nicht stark ausgeprägt. 55% der Solinger haben nur wenig oder gar kein Vertrauen, dass dies gelingen kann. Gleichzeitig nimmt das Engagement für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt zu. Fast jeder Fünfte gab an, sich in den letzten 12 Monaten neu in Vereinen, Initiativen oder im Privaten engagiert zu haben. Bereits vor dem Anschlag hatten das 32% der Befragten getan.

Alle Zitate und Umfrageergebnisse sind ab sofort frei zur Veröffentlichung. Das ganze Interview und die vollständigen Studienergebnisse sind unter wdr.de abrufbar.

Pressekontakt:

WDR Newsroom, 0221 220-8787

Original-Content von: WDR Newsroom, übermittelt durch news aktuell

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