Am 18. August 2025 hat die Ukraine offiziell eingestanden, einen Drohnenangriff auf die russische Druzhba-Pipeline durchgeführt zu haben, was zu einer Unterbrechung der Öllieferungen nach Ungarn und der Slowakei führte. Etwa zeitgleich wurde am 21. August 2025 in Italien ein ukrainischer Mann festgenommen, der im Zusammenhang mit der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines im Jahr 2022 steht. Der Beschuldigte sei einer der Koordinatoren der Operation, meldete die Bundesanwaltschaft.
Beide Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die zunehmende Eskalation asymmetrischer Kriegsführung und stellen das Verhältnis Deutschlands zur Ukraine vor neue Herausforderungen – jedenfalls sollten sie das tun, wenn sich die Bundesregierung mit diesen Vorfällen befasst und auch über den grundsätzlichen Zusammenhang nachdenkt.
Die Druzhba-Pipeline, eine der wichtigsten Ölleitungen Russlands, transportiert Rohöl aus Sibirien über Belarus und die Ukraine nach Zentraleuropa, einschließlich Ungarn und der Slowakei. Am 17./18. August 2025 führte die Ukraine einen Drohnenangriff auf die Nikolskoye-Pumpstation in der russischen Region Tambov durch, wie der ukrainische Kommandeur Robert „Madyar“ Brovdi des 14. UAV-Regiments bestätigte (übersetzt):
„Die Ölpipeline „Druzhba“ ruht. Der Öltransport wurde auf unbestimmte Zeit vollständig eingestellt. Die Ölpumpstation „Nikolskoje“ (Region Tambov, Russische Föderation) wurde von den „Vögeln“ des 14. Regiments der Drohnentruppen der ukrainischen Streitkräfte zerstört. Augen und Stachel – ein schrecklicher Albtraum. Jetzt ist es still und ruhig, MADYAR, 18.08.25“
Der Angriff verursachte wohl einen Brand und führte zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Lieferungen. Ungarns Außenminister Péter Szijjártó bezeichnete den Vorfall als „unakzeptabel“ und forderte die EU auf, Druck auf Kiew auszuüben. Die Lieferungen wurden nach Reparaturen wieder aufgenommen, doch der Vorfall markiert den zweiten Angriff auf diese Pipeline innerhalb weniger Wochen – bereits am 13. August hatte ein Drohnenangriff die Unecha-Station in Bryansk getroffen.
Russische Staatsmedien wie TASS berichteten, die Ukraine habe den Angriff zugegeben, und hoben die Auswirkungen auf die Energieversorgung Europas hervor. Auch Ungarns Regierung wird zitiert:
„Hungarian Minister of Foreign Affairs and Trade Peter Szijjarto: „We expect Ukraine not to launch further attacks on a pipeline that is critical to our country’s energy supply. This is not our war, leave us alone“.“
Die Nachrichtenagentur Reuters mit Sitz in London bestätigte, dass die Lieferungen nach Ungarn und Slowakei gestoppt wurden und zitierte ebenfalls den ungarischen Minister.
Die ukrainische Seite rechtfertigt die Angriffe als Teil einer Strategie, Russlands Einnahmen aus Energieexporten zu schmälern, um den Krieg zu finanzieren. Laut dem Kyiv Independent wurde die Pipeline als „effektivstes Sanktionsmittel“ durch ukrainische Drohnen beschrieben. Ungarn drohte mit Gegenmaßnahmen, einschließlich einer Reduzierung der Stromlieferungen an die Ukraine.
Kommen wir zu Fall Nummer zwei: Die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines im September 2022, bei der Unterwasser-Explosionen die Leitungen in der Ostsee beschädigten, blieb lange ungeklärt. Jetzt wurde in Italien der ukrainische Taucher Serhii K. aufgrund eines europäischen Haftbefehls der deutschen Bundesanwaltschaft festgenommen. Er wird beschuldigt, Teil eines Teams gewesen zu sein, das die Explosionen verursacht hat.
Etwa Bloomberg berichtet, dass Serhii K. in Rimini verhaftet wurde und nun an Deutschland ausgeliefert werden soll. Verschiedene Medien nennen ihn als mutmaßlichen Verdächtigen der Sprengung der Pipeline, die mit gefälschten Pässen und einer gemieteten Yacht durchgeführt wurde.
Frühere Berichte aus 2024 deuteten bereits auf ukrainische Beteiligung hin, etwa durch einen Haftbefehl gegen Volodymyr Z. (nicht der Präsident), doch der aktuelle Fall ist der erste mit einer Verhaftung.
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Die Bundesanwaltschaft behandelt den Fall als Sabotage, die Milliarden-Schäden verursacht und Europas Energieversorgung destabilisiert hat. Vor wenigen Stunden wurde dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem:
„Der Beschuldigte ist des gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion (§ 308 Abs. 1 StGB), der verfassungsfeindlichen Sabotage (§ 88 Abs. 1 Nr. 3 StGB) sowie der Zerstörung von Bauwerken (§ 305 Abs. 1 StGB) dringend verdächtig.“
Die deutsche Justizministerin Hubig (SPD) erklärte zur Festnahme:
„Der Bundesanwaltschaft ist ein sehr beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen. Die Sprengung der Pipelines muss aufgeklärt werden, auch strafrechtlich.“
Ukrainische Offizielle haben das Attentat auf die Pipeline bisher immer und teilweise auch vehement abgestritten. Beide Ereignisse, sowohl die aktuelle Festnahme zum Nord-Stream-Attentat als auch die Meldung zum Anschlag auf die Druzhba-Pipeline haben das Potenzial, das deutsch-ukrainische Verhältnis nachhaltig zu belasten, das seit 2022 auf massiver Unterstützung Berlins basiert (Milliarden Euro an Militär- und Finanzhilfe). Die Nord-Stream-Sabotage traf Deutschland besonders hart: Die Pipelines waren zentral für die Energieversorgung. Sollte sich jetzt tatsächlich eine direkte Beteiligung Kiews bestätigen, muss das deutsch-ukrainische Verhältnis neu überdacht werden.
Obwohl der Angriff auf die Druzhba-Pipeline nicht direkt Deutschland betrifft, unterstreicht er die Risiken asymmetrischer Kriegsführung für Europa und die EU. Deutschland, das mittlerweile vom russischen Gas abgeschnitten wurde, ist dennoch betroffen, weil die EU-Partnerstaaten Ungarn und Slowakei nach wie vor über die Druzhba-Pipeline mit Öl versorgt werden. Die Bundesregierung muss ihre Ukraine-Politik überdenken, will sie nicht riskieren, als Unterstützer von Attentaten wahrgenommen zu werden, welche die europäische Infrastruktur angreifen.
Wo ist die klare rote Linie von Merz gegen Sabotageakte? Ist die Brandmauer gegen die AfD höher, als jene gegen Feinde von außen?
Nach Ansicht des damaligen Bundeswirtschaftsministers Habeck (Grüne) wäre es klüger gewesen, Nord Stream 2 gar nicht erst zu bauen. Europa brauche eine vielfältige Energielandschaft und nicht „einen Klumpen Risiko durch die Ostsee“.
Was wusste die Bundesregierung vor der Sprengung über Gefahren und Risiken, welche Schutzmaßnahmen wurden hier unterlassen oder gar bewusst unterlassen? Weitere deutsche Politiker haben die Pipeline vor und nach der Sabotage als problematisch dargestellt, oft im Kontext der russischen Aggression gegen die Ukraine.
Mit am weitesten ging der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter, als er der Ukraine eine Art Carte Blanche erteilte:
„Außerdem sind die Ukrainer die Angegriffenen. Die Sicherheit der Ukraine – egal ob sie das zerstört haben oder nicht – ist in unserem Interesse.“
Andere CDU-Politiker wie Michael Gahler nannten den Anschlag auf die Pipeline ein „legitimes Ziel“ der Ukraine. Zustimmung ist noch keine Beihilfe. Aber jenen, die geholfen oder zugestimmt haben, drohen Anklagen wegen Beihilfe, Verschwörung oder Landesverrats. Hier müssen parallel ggf. Untersuchungsausschüsse eröffnet und Immunitäten von Abgeordneten aufgehoben werden. Die politischen Folgen sind noch gar nicht absehbar.
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Author:
Alexander Wallasch