• 20. Juli 2025

Claus Schenk Graf von Stauffenberg – Wider den „Widerchrist“

ByMichael Klein

Juli 20, 2025
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Heute jährt sich einmal mehr das Attentat auf Adolf Hitler, das unter den Attentaten, die es auf Hitler gab, am meisten Publicity in heutiger Zeit erfährt. Johann Georg Elser, ein Tischler, der mit einer Zeitbombe, die am 8. November 1938 im Bürgerbräukeller zu München explodierte, und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem Hitler seine für seine Verhältnisse sehr kurze Rede bereits gehalten hatte, versucht hat, den „Führer“ zu beseitigen, ist dagegen eher in Vergessenheit geraten.

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Indes, Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist ein würdiger Held des Widerstands, ein Mann, der all das hat, was den meisten, die ihn und seine Mitstreiter heute für ihren Versuch, Hitler zu beseitigen, feiern, fehlt. Ein Versuch aus hätte und wäre: Hätte das Treffen, dem Schenk Graf von Stauffenberg als Stabschef der Reservearmee beigewohnt hat, nicht in einer Holzhütte, sondern im Bunker in der Wolfsschanze stattgefunden, in dem es gewöhnlich stattgefunden hat, dann wäre Hitler der Bombe nicht entgangen. Hätte Oberst Heinz Brandt die Aktentasche von Stauffenberg, in der sich die Bombe befand, nicht unter den Tisch geschoben, dann wäre Hitler nicht durch die Tischplatte geschützt und leicht verletzt aus der Explosion hervorgegangen. Wären die Telefonleitungen nach Berlin gekappt worden, dann hätte sich die Kunde von Hitlers Überleben erst nach dem bevorstehenden Putsch erreignet.

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Aber es kam alles anders.

SEDO

Schönwetter-Widerstandskämpfer, allen voran Generaloberst Friedrich Fromm, der Vorgesetzte Stauffenbergs, der Claus Schenk Graf von Stauffenberg, nachdem die Kunde von Hitlers Überleben nach Berlin gedrungen war, in aller Eile erschießen ließ, um seinen eigenen (sorry ass) Hintern zu retten, vereitelten den Erfolg von Stauffenberg, dem Mann mit der fehlenden rechten Hand, dem fehlenden linken Auge, der noch zwei Finger an seiner linken Hand vorweisen konnte, an dem der gesamte Widerstand und Erfolg des Attentats hing.

Denn: Stauffenberg brachte die Bombe nach Rastenburg in Ostpreußen, Stauffenberg platzierte die Bombe in Hitlers unmittelbarer Nähe (aus der sie Brandt verschob), Stauffenberg stohl sich aus dem Treffen, um zurück nach Berlin zu fliegen und dort die Leitung des Putsches zu übernehmen. Ein Krüppel, an dem der Erfolg des gesamten deutschen Widerstands hing und mithin, ein perfektes Bild des deutschen Widerstands zu dieser Zeit und ein Held, wie sie nur selten gibt.

Bis Stauffenberg relativ spät zum Deutschen Widerstand gestoßen ist, obschon er bereits 1942 für seine Opposition gegen Hitler unter Oppositionellen bekannt war, war der deutsche Widerstand eine Schwätzbude, angeführt von Leuten wie Carl Goerdeler, einem ehemaligen Abgeordneten der DNVP, Johannes Popitz, einem – heute würde man wohl sagen: Rechtswissenschaftler, der ab 1932 zunächst als Minister ohne Geschäftsbereich der Reichsregierung angehörte und den Übergang in die von Adolf Hitler geführte Reichsregierung problemlos meisterte, angeführt von Leuten, die seit Jahren im Kreisauer Kreis darüber diskutierten, ob und wenn ja, wie sie Adolf Hitler beseitigen sollten bzw. diskutierten, um nicht aktiv werden zu müssen, so wie die meisten Generäle und Offiziere, die sich im „Widerstand“ befanden, stets Ausreden fanden, warum man Hitler gerade derzeit nicht erschießen oder gerade jetzt nicht absetzen könne.

Die Zaghaftigkeit, die Ausreden, die Versuche, Adolf Hitler und von seinem Nationalsozialismus so viel zu retten, wie nur möglich, die waren mit dem Auftauchen von Claus Schenk Graf von Stauffenberg als zentrale Figur des deutschen Widerstands beendet.

Stauffenberg war ein Mann mit Überzeugung und Prinzipien, ein Intellektueller, der dessen ungeachtet zur Handlung fähig war. Ein Mann, der die Leute, auf die er traf, mit seiner Präsenz elektrifizierte, sie, egal ob Freund oder Feind, in seinen Bann zu schlagen imstande war, einfach deshalb, weil er die Entscheidung, die er einmal getroffen hatte, konsequent verfolgte und ohne Suche nach Ausreden, die die Umsetzung verbindern können, umzusetzen trachtete. Nachdem Claus Schenk Graf von Stauffenberg beschlossen hatte, Hitler umzubringen, gab es nichts, das in davon hätte abbringen können außer seinerseits umgebracht zu werden.

Die extraordinäre Persönlichkeit von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und die felsenfeste Überzeugung, auf der sie basierte, war u.a. im Kreis um den Dichter Stefan George gebildet worden, einen Dichter, den die Nazis vergeblich versuchten, für sich einzuvernehmen. Von George stammt das Gedicht „der Widerchrist“, in dem die Geschichte eines Täuschers erzählt wird, einer mächtigen und verführerischen Person, die die Massen manipuliert und täuscht. Mit Charisma und falschen Wundern gewinnt er Anhänger, die alles Wissen und alle Vernunft über Bord werfen. Der Erzähler des Gedichtes identifiziert sich mit dem Widerchrist, er verspottet seine Zuhörer und gibt mit seiner Fähigkeit, sie zu täuschen und ihre Schwäche auszunutzen an. Er macht sich über die Unfähigkeit seiner Zuhörer, sein wahres Ich zu erkennen, lustig, das wahre Ich, das sie in den Niedergang führen wird:


Stefan George; von Jacob Hilsdorfhttp://www.lrp.de/webgalerie/a_kunstinderlrp/a1_fotokunst/ex_jhilsdorf6.htm, Gemeinfrei, Link

Der Widerchrist

Dort kommt er vom berge · dort steht er im hain!
Wir sahen es selber · er wandelt in wein
Das wasser und spricht mit den toten.‹

O könntet ihr hören mein lachen bei nacht:

Nun schlug meine stunde · nun füllt sich das garn ·
Nun strömen die fische zum hamen.

Die weisen die toren – toll wälzt sich das volk ·
Entwurzelt die bäume · zerklittert das korn ·
Macht bahn für den zug des Erstandnen.

Kein werk ist des himmels das ich euch nicht tu.
Ein haarbreit nur fehlt und ihr merkt nicht den trug
Mit euren geschlagenen sinnen.

Ich schaff euch für alles was selten und schwer
Das Leichte · ein ding das wie gold ist aus lehm ·

Wie duft ist und saft ist und würze –

Und was sich der grosse profet nicht getraut:
Die kunst ohne roden und säen und baun
Zu saugen gespeicherte kräfte.

Der Fürst des Geziefers verbreitet sein reich ·

Kein schatz der ihm mangelt · kein glück das ihm weicht ..
Zu grund mit dem rest der empörer!

Ihr jauchzet · entzückt von dem teuflischen schein ·
Verprasset was blieb von dem früheren seim
Und fühlt erst die not vor dem ende.

Dann hängt ihr die zunge am trocknenden trog ·
Irrt ratlos wie vieh durch den brennenden hof ..
Und schrecklich erschallt die posaune.


Stauffenberg hat dieses Gedicht gerne zitiert, denn er ist zu der Überzeugung gelangt, es bei Hitler mit einem Widerchristen zu tun zu haben, einer der aus diesem Grund, weil er Widerchrist ist, eliminiert werden muss, und nicht vornehmlich, weil er Deutschland in den Abgrund führt. Stauffenberg war von mehr bewegt als einer hohlen Treue an ein Deutschland, Leute wie Stauffenberg werden von moralischen Zielen von Idealen und Prinzipien geleitet, nicht von „Nationalismus“ oder ähnlich, George hätte es vermutlich als vordergründig und bar jeder philosophischen Tiefe eingeordnet, empfundenden Floskeln angefeuert.

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Es braucht mehr als Schlagworte, um Personen wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg hervorzubringen, Personen mit Prinzipien, die für die Schönwetter-Widerständler, die ihre Überzeugung an die aktuellen Ereignisse anpassen, außer Verachtung nichts übrig haben, Personen, die ihre Ziele kompromisslos und bis zum Ende, bitter oder nicht, verfolgen. Stauffenberg, den sie heute wieder feiern, obschon die wenigsten, die ihn feiern, mit dem Mann Claus Schenk Graf von Stauffenberg warm geworden wären, ist damit beschrieben, ein Mann mit Prinzipien, Entschlusskraft, getrieben von einer tiefen Überzeugung, nicht von hohlen Phrasen, der getan hat, was er aus seiner Sicht tun musste.

Diese Charakterisierung ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich habe sie in all den Jahren, in denen ich mich mit dem Dritten Reich befasst habe, in unterschiedlichen Büchern gefunden, die Stauffenberg oder dem Widerstand gegen Hitler und sein Regime gewidmet sind, Bücher wie Fabian von Schlabrendorffs 1946 erschienenes Buch „Offiziere gegen Hitler“ oder Joachim Kramarz Buch mit dem Titel „Claus Graf Stauffenberg: 15. November 1907 – 20. Juli 1944 ; das Leben eines Offiziers“, das 1965 im Graefe Verlag für Wehrwesen in Frankfurt am Main erschienen ist, eines der Bücher, die ins Englische übersetz wurden. In der Ausgabe des Jahres 1967 mit dem Titel „Stauffenberg: The Architect of the Famous July 20th Conspiracy to assassinate Hitler“ [New York: Macmillan] findet sich das wohl beste Vorwort zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg, das ich kenne. Geschrieben hat es der britische Historiker HR Trevor-Roper und wir stellen es in voller Länge ans Ende dieses Beitrags:

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Author: Michael Klein
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