Seit 2004 empfiehlt das Robert-Koch-Institut eine Impfung gegen Windpocken, die von Varizella-Viren verursacht werden. Windpocken gelten nach wie vor als Kinderkrankheit. 2023 erkranten 17.836 Kinder und Erwachsene deutschlandweit an Windpocken. In den meisten Fällen ist der Verlauf harmlos, reduziert sich auf Fieber und die bekannten Windpocken, eklige juckende Pocken, die nach 5 bis 10 Tagen wieder verschwinden. Komplikationen, von Myokarditis bis Enzephalitis können vor allem bei Erwachsenen eintreten, sind aber – wie heißt es so schön: sehr selten.
Weniger selten ist die Gürtelrose, ein Ausschlag, der den Windpocken sehr ähnlich, aber schmerzhafter und mit der Gefahr langanhaltender Schmerzen verbunden ist. Zuweilen ist auch das Gesicht, sind Auge oder Innenohr vom Ausbruch des Varizella-Virus betroffen, wobei Herpes Zoster ophthalmicus Hornhautschäden am Auge verursachen kann, die im schlimmsten Fall zur Erblindung führen, während Herpes Zoster oticus mit Hörverlust oder Gleichgewichtsstörungen einhergeht. Abgerundet wird das ganze durch Gesichtsparesen, also Lähmungen, die das Gesicht in mehr oder minder großem Umfang stilllegen.
Im Gegensatz zu Windpocken ist Gürtelrose eine Erkrankung, die vornehmlich ältere Menschen heimsucht, rund 400.000 pro Jahr sind es nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts.
Das verbindende Glied zwischen Windpocken und Gürtelrose ist das Varizella-Virus. Es verursacht beide Erkrankungen und hat die Fähigkeit, sich nach einer Windpocken-Infektion oder Impfung über Jahrzehnte in den Nervenzellen des Körpers, insbesondere in den Ganglien des Nervensystems, einzunisten und dort latent zu bleiben. Konkret siedelt sich das Virus vor allem in den Dorsalwurzelganglien (bei Spinalnerven) und den Ganglien des Trigeminusnervs (im Bereich des Kopfes) an. In diesen Nervenzellen bleibt das Virus inaktiv, verursacht keine Symptome, bis es durch bestimmte Auslöser (z. B. Immunschwäche, Stress, Alter) reaktiviert wird und Gürtelrose (Herpes Zoster) auslöst. Bis dahin wird Herpes Zoster mehr oder minder vom Immunsystem im Schach gehalten. Erst wenn die Immunität der Nervenzellen gegen das Virus schwächer wird, etwa durch die oben angegebenen Faktoren, bricht es als Gürtelrose aus.
Die folgende Abbildung stellt einen Idealtypischen Verlauf der Inzidenz für beide, Windpocken (oben) und Gürtelrose nach Alter (unten) dar: Die Abbildung entstammt der Arbeit von Rafferty et al. (2018)
Rafferty et al. (2018) haben in ihrer Arbeit etwas versucht, was es bis zu ihrem Versuch nicht gegeben hat: Die Effekte einer Beförderung des Ausbruchs des Varizella Virus als Gürtelrose (Herpes Zoster), sei sie extern (durch Stress etc.) oder durch eine nachlassende Immunabwehr gegen das Varizella-Virus in den Nervenzellen, die es beherbergen, sowie die Effekte eines nachlassenden Impfschutzes gegen Windpocken zu schätzen und vor diesem Hintergrund zu analysieren, ob die Zuführung von Varizella-Viren durch eine Impfung gegen Windpocken dazu führt, dass die Gefahr für Gürtelrose im Alter erhöht wird. Das Modell, das Rafferty et al. (2018) zu diesem Zweck entwickelt, ist elaboriert und gut kalibriert und besteht aus sechs unterschiedlichen Szenarien, die sich in Tests als reliabel erwiesen haben und in denen die Wahrscheinlichkeit externer oder „interner“ Booster, die das Varizella-Virus im Körper aktivieren und der nachlassende Impfschutz (waning) variiert werden:
Desweiteren berücksichtigen die Autoren Variablen, die eine Übertragung des Varizella-Virus beeinflussen, also Kontakthäufigkeit, Bevölkerungsdichte usw., Variablen, die den Mechanismus beschreiben, den Varizella benutzt, um sich im Körper des Befallenen zuerst als Windpocken zu äußern und dann in Zellen einzunisten, Variablen, die die Impfdichte gegen Varizella und die Wahrscheinlichkeit, an Windpocken zu erkranken, zum Gegenstand haben und vieles mehr. Insgesamt ist diese Studie eine der Studien, deren Ergebnis man als valide und vor allem reliabel erachten kann, d.h. andere Wissenschaftler sind in der Lage, dasselbe Ergebnis mit denselben Variablen zu erzielen. Es war kein Fluke.
„We calibrated our model to the age-specific incidence of shingles and chickenpox prior to vaccination to derive optimal combinations of duration of boosting (DoB) and waning of immunity…“
Und das Ergebnis ist einmal mehr eines, das die schöne heile Welt der „Impfung“, die nur Gutes zur Folge hat, erschüttert, denn: Zwar können Rafferty et al. (2018) zeigen, dass die Inzidenz von Windppocken von 1.254 per 100.000 Personenjahre auf 193 per 100.000 Personenjahr innerhalb von 10 bis 25 Jahren reduziert wird. Gleichzeitig steigt jedoch die Inzidenz von Gürtelrose nach Impfung erheblich an:
Die Daten, auf deren Grundlage die Autoren ihre Modelle berechnet haben, stammen aus Alberta, Kanada. In Alberta ist seit 2002 eine Einmaldosis gegen Windpocken bei Erreichen des ersten Lebensjahres mehr oder minder „Pflicht“, seit 2012 ist eine zweite Dosis, die 4 bis 6jährigen verpasst wird, ergänzt worden. In Deutschland findet sich eine Impfung gegen Windpocken (zwei Dosen für Kinder ab 11 Monaten) seit 2004 im Impfkalender des RKI.
Die Daten von Rafferty et al. erlauben nicht wirklich Aussagen über die gesamten 75 Jahre, die sie beobachten, aber Aussagen über bis zu 50 Jahre kann man durchaus machen und für 5 von 6 Szenarien feststellen, dass die Inzidenz von Gürtelrose durch oder nach Windpockenimpfung im Kindesalter erheblich gestiegen ist, zwischen 41,1 bis 99,7 pro 100.000 Personenjahren nach 10 Jahren bis 23,9 und 185,7 pro 100.000 Personenjahren nach 50 Jahren.
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Mit anderen Worten: Schutzimpfung gegen Windpocken reduziert das Auftreten von Windpocken bei Kindern und erhöht das Auftreten von Gürtelrose bei Erwachsenen und Alten. Der Teufel wird mit dem Beelzebub ausgetrieben.
Einmal mehr besprechen wir auf ScienceFiles eine Studie, die nicht in das Narrativ passt, das von offiziellen Stellen verbreitet wird. Die Erzählung der sicheren und effektiven Impfstoffe, die nur eine kleine Zahl umfassend bekannter und ultra-seltener Nebenwirkungen bei ganz wenigen Geimpften zur Folge haben, während alle anderen ein Leben in vollem Impfschutz genießen können.
Diese einfältige Erzählung wird von Pharmafia seit Jahren verbreitet, ganz so, als könne man bei medizinischen Interventionen immer genau sagen, welche Folgen sie zeitigen werden. Zulassungsbehörden unterstützen diesen Unfug, in dem sie auf klinische Trials verweisen, in denen gezeigt worden sein soll, wie effektiv die Impfstoffe, die sie zulassen, sind und dass es nur wenige, überschaubare, in der Regel harmlose Nebenwirkungen gibt.
Indes, die Realität sieht vollkommen anders aus.
Jede Handlung, jeder Eingriff, jede Intervention zeitigt nicht nur die beabsichtigten Folgen. Sie hat auf unbeabsichtigte Folgen, die in der Regel nicht nur unbeabsichtigt, sondern zum Zeitpunkt von Handlung oder Eingriff oder Intervention vollkommen unbekannt waren, zur Folge. Die einfältige Erzählung in klinischen Trials ausgeschlossener Nebenwirkungen ist ein grobes Mittel der Täuschung, denn nahezu alle klinischen Trials reduzieren durch gezielte Auswahl der Teilnehmer die Möglichkeit von Nebenwirkungen und selbst wenn sie das nicht täten, wären die meisten klinischen Trials nicht einmal ansatzweise in der Lage, die Nebenwirkungen zu erfassen, die sich im zeitlichen Verlauf und als Ergebnis nicht kontrollierter und häufig nicht kontrollierbarer, weil z.B. unbekannter Einflussfaktoren einstellen. Die Behauptung, ein Impfstoff sei sicher und effektiv ist eine unbelegte und unbelegbare Behauptung, die oft genug schon zum Zeitpunkt, zu dem sie aufgestellt wird, nachweislich falsch ist, schon weil die berechnete Effektivität auf relativen Risiko-Indizes basiert, die die Wirkung so massiv übertreiben, dass sie ins Irrelevante gesteigert ist.
Pharmafia und Zulassungsbehörden machen sich bei ihren Täuschungen die Hoffnung derjenigen, die auf Heilung warten, zunutze, Leute, die nur zu bereit sind, auf der Basis einer affektiven Hingabe an die erhoffte Heilung, keinerlei negative Effekte in Betracht zu ziehen.
Pharmafia ist in erster Linie ein großes Geschäft. Die erfolgreiche Vermarktung der Produkte das A und O für Umsatz, Gewinn und Rendite. Diejenigen, die für Umsatz, Gewinn und Rendite sorgen, werden in diesem Kalkül immer mehr zu Mitteln zu eben diesen Zwecken, Umsatz, Gewinn und Rendite. Die Erzählung, Pharmafia gehe es mit ihren Produkten um die Gesundheit „der Menschen“, ist der nächste Ausdruck der Einfalt, durch deren Verbreitung man heute reich werden kann.
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Author: Michael Klein
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