München (ots)
- Mit ihrer Studie zum Verteidigungssektor positioniert sich die Unternehmensberatung Roland Berger als strategischer Partner für den notwendigen Paradigmenwechsel
- Politik, Verteidigungsindustrie sowie Unternehmen aus dem zivilen Sektor müssen koordiniert und paneuropäisch handeln, um sich für neue Arten der Kriegsführung zu wappnen und Europas Resilienz zu stärken
- Europa könnte seine Rüstungsproduktion bis 2030 soweit hochfahren, dass ein ausreichendes Abschreckungsniveau erreicht wird, um potenzielle Aggressoren von einem Angriff abzuhalten
Mai 2025: Weltweit verschieben sich Machtgefüge und Kräfteverhältnisse. Damit wächst auch das Gefühl der Dringlichkeit, wenn es um die Wahrung der nationalen und internationalen Sicherheit geht. Angesichts zunehmender geopolitischer Bedrohungen steigern europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben; zugleich wird deutlich, dass eine nachhaltige Abschreckung mehr erfordert als nur finanzielle Ressourcen. Gebraucht wird ein ganzheitlicher Ansatz, der industrielle Innovation, agile Fertigung und sektorübergreifende Kooperation verbindet, um den Anforderungen der modernen Kriegsführung zu genügen. Die Roland Berger Studie „The defence imperative: Driving innovation and resilience on Europe’s path to strategic autonomy“ identifiziert vier Pfade, mit denen das sogenannte Abschreckungsniveau erreicht werden kann – die Industrieproduktion, die notwendig ist, um potenzielle Aggressoren von einem Angriff abzuhalten.
„Die europäische Sicherheitslandschaft hat sich dramatisch verändert“, konstatiert Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. „Europa muss seine Verteidigungs- und Zivilindustrie bündeln, skalierbare Produktionskapazitäten aufbauen und auf hochvolumige, kosteneffiziente und softwaredefinierte Technologien setzen. Die Herausforderung ist enorm, aber mit ihrer Fähigkeit zu Innovation und Partnerschaft können die Europäer sie meistern.“
Vier Ramp-up-Pfade für die zügige Erreichung des Abschreckungsniveaus
Die Studie führt das Konzept des ‚Abschreckungssniveaus‘ ein, definiert als die industrielle Produktionskapazität, die für die Aufrechterhaltung und Erneuerung der europäischen Rüstungsgüter notwendig ist – auch in einer ’neuen Welt‘, in der herkömmliche Waffensysteme und neue Fähigkeiten, wie z.B. Drohnen, parallel existieren müssen. Dabei gehen die Autoren davon aus, dass Russland seine Rüstungsproduktion zwischen 2024 und 2030 um 25 Prozent steigern wird. Um eine glaubwürdige Abschreckung sicherzustellen, muss Europa zusätzliche 10 Prozent über diesem Produktionslevel liegen. Gestützt auf diese Zahlen benennt die Studie exemplarische Produktionsziele für drei essenzielle Fähigkeiten: Artilleriemunition, Kampfpanzer und luft-/seegestützte Unterschall-Marschflugkörper. Bei ihren Berechnungen kommen die Autoren auf eine europäische Produktionszielgröße von jährlich 2,9 Millionen Artilleriegeschossen, die damit über der russischen Produktion von geschätzten 2,7 Millionen Geschossen im Jahr 2030 läge. Mit einer jährlichen Produktion von 370 Kampfpanzern könnte Europa den russischen Jahresausstoß von circa 340 Kampfpanzern übertreffen. Nötig wären zudem 1.380 Marschflugkörper gegenüber den 1.250 Marschflugkörpern, die 2030 pro Jahr in Russland vom Band laufen dürften.
Zur Erreichung dieser Ziele und zum Ausbau weiterer strategisch notwendiger Fähigkeiten identifiziert die Studie vier ineinandergreifende Entwicklungspfade für die europäische Industrie:
- Ausschöpfen der auf Friedenszeiten ausgelegten Produktionskapazitäten
- Fokussierte Investitionen zur Erweiterung und Modernisierung der Produktionskapazitäten
- Kooperation mit zivilen Industriezweigen
- Aufbau von Produktionskapazitäten für technologisch intelligente, kosteneffiziente und skalierbare Systeme
Die konsequente Verfolgung dieser Pfade ist unerlässlich, damit Europa bekannte und neu entstehende Sicherheitsrisiken effektiv abwehren kann.
Die Autoren nennen fünf zentrale Hebel für die Erreichung des europäischen Abschreckungsniveaus: Erstens müsste das Rüstungsportfolio um robotisierte und automatisierte Systeme als Ergänzung zu Truppen erweitert werden. Zweitens ist es von Nöten die industrielle Agilität zur schnellen Bereitstellung von Kapazitäten zu erhöhen. Zudem sollte ein technologie-/softwarezentrierter Ansatz zur erfolgreichen Bewältigung von mehrdimensionalen Bedrohungslagen gefördert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Straffung der Beschaffungsprozesse innerhalb Europas zum raschen Aufbau der Abschreckungsfähigkeit. Schließlich muss die Integration des zivilen und militärischen Sektors zur vollständigen Ausschöpfung von Dual-Use-Kapazitäten gestärkt werden.
Gebraucht wird eine koordinierte, paneuropäische Vorgehensweise
In ihrem Fazit betonen die Autoren die Notwendigkeit eines abgestimmten Handelns der drei wichtigsten Stakeholder-Gruppen: politische Entscheidungsträger und Militärorgane, Verteidigungsindustrie sowie Unternehmen aus dem zivilen Sektor. Für jede dieser Gruppen formulieren sie Empfehlungen, mit denen sich die Kooperation intensivieren, vorhandene Kapazitätslücken schließen und eine dauerhafte Erreichung des Abschreckungsniveaus sicherstellen lassen. Europas Verteidigungsindustrie muss bestehende Produktionsanlagen modernisieren, um ihren Output schnell erhöhen zu können. Zugleich muss sie mit dem zivilen Sektor zusammenarbeiten, um Lieferengpässe zu beheben und eine hochvolumige Produktion zu erzielen. Partnerschaften mit Branchen wie der Automobil- oder Elektronikindustrie könnten ein wirksames Mittel sein, um kritische Engstellen in den Lieferketten zu vermeiden. Darüber hinaus könnte die zivile Industrie von weiteren kommerziellen Wachstumschancen im Verteidigungsbereich profitieren, insbesondere angesichts der aktuellen Herausforderungen in ihren Kerngeschäftsbereichen zu wachsen.
„Europas Verteidigungsökosystem muss sich an die ’neue Welt‘ der Kriegsführung anpassen und einen radikalen Wandel vollziehen“, erklärt Manfred Hader, Partner bei Roland Berger. „Die europäische Verteidigungstechnologie und ihre industrielle Basis stehen vor einer neuen Ära, in der sie sich gegen die vielschichtigen Bedrohungen der modernen Kriegsführung wappnen müssen. Zivile Akteure werden entscheidende Partner sein, um die notwendige Agilität und Kosteneffizienz zu erreichen.“
Die Studie können Sie hier herunterladen: https://ots.de/tEku78
Über Roland Berger
Roland Berger ist eine weltweit führende Strategieberatung mit einem breiten Leistungsangebot für alle relevanten Branchen und Unternehmensfunktionen. Roland Berger wurde 1967 gegründet und hat seinen Hauptsitz in München. Die Strategieberatung ist vor allem für ihre Expertise in den Bereichen Transformation, industrieübergreifende Innovation und Performance-Steigerung bekannt und hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit in all ihren Projekten zu verankern. Roland Berger erzielte 2024 einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro.
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