Von Kai Rebmann
In Deutschland gab es per Anfang April erstmals mehr Konfessionslose als Christen. So meldeten es in den vergangenen Tagen einige Überschriften in den Medien. Als Grundlage dienten dabei die offiziellen Mitgliederzahlen der beiden großen Kirchen, die seit Jahren mit einem tendenziell noch zunehmenden Aderlass zu kämpfen haben. Dabei gab und gibt es auch viele Christen, die den Kirchen gerade deshalb den Rücken kehren, weil sie sich und ihre Werte dort nicht (mehr) vertreten sehen.
Umso positiver hätte es aufgenommen werden können, dass einem jungen Brüderpaar aus München am 4. April erstmals der Sprung auf Platz 1 der deutschen Album-Charts gelungen ist – mit modernem Rap und betont christlichen Texten. Statt um Gewalt, Drogen und Sex geht es bei den O’Bros um das kommende Reich Gottes und Lobpreis. Doch das gefällt offenbar nicht jedem, bezeichnenderweise nicht einmal allen Vertretern aus der Kirche.
Die Pfarramtsanwärterin Maria Hinsenkamp rechnet Maximilian und Alexander Oberschelp gegenüber dem BR der sogenannten „KiNC-Szene“ (Kingdom-minded Network Community) zu. Deren Auftrag sei die christliche Mission bis in Einflussbereiche von Politik, Bildung und Medien hinein, so die studierte Theologin. Es gehe in den Texten vor allem um die Rückeroberung ganzer Gesellschaftsbereiche für das Christentum: „Es wird ein bestimmtes Reich-Gottes-Verständnis postuliert, dessen Ziel die Herrschaft Gottes in allen individuellen und gesellschaftlichen Lebensbereichen ist.“
Die Brüder machen demnach genau das, was auch in anderen Religionen gang und gäbe ist, nur dass sie sich dabei eines bis dato vielleicht etwas ungewöhnlichen, dafür aber friedlichen Stilmittels bedienen. Für den BR und die angehende Pfarrerin sind die Texte der O’Bros aber dennoch schwere Kost. So reicht etwa die Zeile „Wir sind die Armee, die auf Knien kämpft, die ihren Feinden das Leben schenkt“ aus einem früheren Album („Exodus“, 2017) schon aus, um als „martialisch“ bezeichnet zu werden.
Christliche Influencer – Fluch oder Segen für die Gesellschaft?
Für den BR und Hinsenkamp liegt der Fall deshalb klar: Die O’Bros sind der „religiösen Rechten“ zuzuordnen. Weshalb das offenbar so sein muss, haben die Brüder auf ihrem aktuellen Album schon selbst erkannt – wenn man so will, quasi in prophetischer Voraussicht: „Ja, die ganze Welt ist gespalten. Bist du nicht links, bist du rechts. Die Wahrheit wird verdreht und Böses so oft gut genannt.“
Zum Verhängnis werden den Oberschelp-Brüdern in der medialen Anklage des BR ihre Auftritte bzw. Teilnahmen an Veranstaltungen, die evangelikalen Kreisen zugeordnet werden. So etwa an der UNUM24-Konferenz, bei der auch Bill Johnson, Gründer der „Bethel Church“, als Redner gesprochen hat. Johnson lehnt zum Beispiel die Homosexualität ab und vertritt die Meinung, dass es sich dabei um eine zu therapierende Krankheit handele. Eine sicher streitbare, dennoch aber in jedem Fall zulässige, sprich von der Meinungsfreiheit gedeckte Haltung.
Auch aus einschlägig bekannten Ecken der Politik wurde die UNUM24-Konferenz angeprangert. Münchens dritte Bürgermeisterin Verena Dietl sprach dabei von einem Treffen „verschiedener fundamental-christlicher LGBTIQ*-feindlicher Akteure“ und bestätigte damit die Auffassung der O’Bros: „Bist du nicht links, bist du rechts…“ Die evangelische Jugend München sah sich seiner Zeit sogar dazu genötigt, sich ausdrücklich von der UNUM24-Konferenz zu distanzieren.
Mindestens ebenso schwer wiegt aus Sicht des BR der Vorwurf an Alexander Oberschelp, bei der ARC-Konferenz 2024 (Alliance for Responsible Citizenship) auch nur anwesend gewesen zu sein. Es handele sich dabei um ein von Jordan Peterson initiiertes „Klassentreffen“ rechter Christfluencer, rechtspopulistischer Politiker, Antifeministen, christlicher Fundamentalisten und Demokratiefeinden. Als vermeintlichen Beleg für diese Aufzählung führt der BR die Teilnahme etwa von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry, Brexit-Befürworter Nigel Farage oder Kristen Waggoner von der christlichen „Alliance Defending Freedom“ an, die sich in Europa gegen Abtreibungen und die Rechte von Homosexuellen einsetze.
Für Medien und Kirchen, die seit Jahren all das mehr oder weniger stark propagieren, was konservative Christen ablehnen, müssen Texte wie jene der O’Bros dann tatsächlich wie ein befremdlicher Kulturschock wirken.
Und genau darin liegt das Geheimnis: Statt, wie früher – die Älteren werden sich erinnern – zumindest in den Kirchen noch üblich, einfach von „konservativen Werten“ zu sprechen, wird heute gerne von „religiösen Rechten“ oder „fundamentalen Christen“ gesprochen. Damit ist das negativ behaftete Wording gesetzt und die eigentlichen Inhalte – etwa Transgender-Wahn, Gleichstellung von Homosexuellen mit der traditionellen Familie, Klima-Ersatzreligion und vieles mehr – bleiben bei der allgemeinen Diskussion auf der Strecke.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Screenshot Youtube
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