Es gab Zeiten, da galt die „Welt“ als konservative Bastion – ein Ort, an dem Journalismus mit Augenmaß betrieben wurde, nicht mit Schaum vorm Mund. Diese Zeiten sind offenbar vorbei. Ein aktueller Artikel von Hannah Bethke in der „Welt“ über die konstituierende Sitzung des neuen Bundestags liest sich wie eine parteipolitische Hetzschrift gegen die AfD – inklusive Doppelmoral, Auslassungen und gezielten Verdrehungen.
Schon die Wortwahl verrät den Tonfall: Die AfD ist „in Teilen rechtsextremistisch“, das Parlament wird durch ihre bloße Anwesenheit „verändert“, die Sitzung erinnert an „einen Stammtisch von Wutbürgern“. Dabei wirft Bethke der AfD vor, „Schimpftiraden“ zu verbreiten – und verfasst selbst eine einzige Schimpftirade gegen diese Partei.
Demokratiesein abgespochen
Besonders absurd wird es, wenn Bethke die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, zitiert, die allen Ernstes behauptet, die AfD habe weder Interesse an einem „geordneten Wahlvorgang“ noch an einem „würdevollen Ablauf“ der Sitzung. Als wäre ein würdevoller Ablauf dadurch gewährleistet, dass man bewusst die Geschäftsordnung ignoriert. Bethke zitiert Mihalic auch ganz selbstverständlich, wenn sie von „den anderen demokratischen Fraktionen“ spricht– womit sie der AfD und damit auch Millionen ihrer Wähler kurzerhand das Demokratiesein abspricht, aber die „Linke“ parallel adelt. Ein Vorgang, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist – auch wenn er alltäglich geworden ist.
Der Gipfel journalistischer Manipulation: Bethke zitiert sogar ausdrücklich aus der Geschäftsordnung des Bundestags, die jeder Fraktion explizit den Posten eines Vizepräsidenten zusichert. Gleichzeitig behauptet sie, es verstoße „nicht gegen das Recht“, wenn genau diese Vorschrift bei der AfD ignoriert wird. Geht’s noch absurder? Ja, offenbar schon. Denn anstatt diesen offensichtlichen Skandal anzuklagen, macht Bethke es genau umgekehrt: Sie stellt die AfD an den Pranger, weil sie diese Rechtsbeugung nicht akzeptieren will und dagegen protestiert.
Es ist die völlige Verkehrung journalistischer Standards. Nicht jene, die demokratische Regeln offen missachten, sind die Bösen – sondern die, die sich gegen ihre Missachtung zur Wehr setzen.
Ebenso absurd ist die selektive Empörung der „Welt“-Autorin: Während sie die demokratische Forderung der AfD nach ihrem legitimen Recht im Bundestagspräsidium zum Skandal erklärt, scheint es sie deutlich weniger zu empären, dass ausgerechnet Gregor Gysi, ehemaliges SED-Mitglied, den neuen Bundestag eröffnete: Jemand, der den Verdacht, für die Stasi gearbeitet und als Rechtsanwalt seine Mandanten schwer betrogen zu haben, nie überzeugend ausräumen konnte, aber gegen entsprechende Behauptung vor die bundesdeutschen Gerichte zieht, die ihm bisher auch noch immer Recht gaben. Wenn es um die in „Linke” umbenannte ehemalige SED geht, gelten bei Bethke offenbar andere Maßstäbe als für die AfD: Dass ausgerechnet ein früherer Vertreter eines Unrechtsregimes das höchste demokratische Gremium Deutschlands eröffnen darf und dabei auch noch die DDR lobt, erwähnt sie nur am Schluss des Artikels, kritisiert es nur mit angezogener Handbremse und alibihaft. Dabei ist allein das eine demokratische Zumutung ersten Grades.
Besonders kurios wird es, wenn Bethke den Begriff „Schrumpfgermane“, den der AfD-Abgeordnete Stephan Brander für Rot-Grün verwendete, aufgreift und ihn mit Nazisprache in Verbindung bringt. Muss man dann künftig auch auf Wörter wie „Autobahn“ verzichten?
Doppelmoral in Reinform
Weiter kritisiert Bethke genüsslich, die AfD-Abgeordneten hätten Redebeiträge mit Applaus, Lachen und Klatschen auf den Tischen quittiert. Dass genau dies seit Jahren die Standardpraxis aller Fraktionen, vor allem von Grünen, „Linke“ und SPD, während AfD-Reden ist – und dass hier regelmäßig so laut dazwischengerufen wird, dass AfD-Abgeordnete kaum sprechen können –, das scheint Bethke nicht zu stören. Doppelmoral in Reinform.
Dass die „Welt“ auch anders kann, zeigt ein ausgezeichneter Beitrag des großartigen Journalisten Andreas Rosenfelder („Der Umgang mit der AfD ist einer repräsentativen Demokratie unwürdig“). Doch genau das macht es ja noch absurder: Warum muss ausgerechnet die „Welt“, die sich selbst gerne als konservativ positioniert, permanent Hofknickse vor Rot-Grün machen? In einer ohnehin stramm linksgrünen Medienlandschaft ist Pluralität doch längst gewährleistet – warum also reiht sich die „Welt“ mit solchen Artikeln wie dem von Bethke freiwillig in den Chor ein, der konservative Leser systematisch verprellt?
Wie absurd das Ganze ist, wird besonders deutlich, wenn man sich die Biografie der Autorin ansieht: Bethke, einst für Zeit Online und den Deutschlandfunk tätig, steht beispielhaft dafür, dass selbst vermeintlich konservative Medien längst von linkem Personal dominiert sind. Die „Welt“ hat – trotz einiger überzeugender bürgerlicher Feigenblätter in der Redaktion wie Rosenfelder oder Anna Schneider– längst ihren konservativen Kern verloren. Und mit ihm viele konservative Leser, die sich fragen müssen, wofür sie eigentlich noch ihr Geld ausgeben.
Doch eine Frage bleibt offen: Warum lassen sich so viele Leser, gerade konservative, diese offensichtliche Manipulation gefallen? Sind sie bereits so abgestumpft, dass sie nicht einmal mehr merken, wie sie mit billigen Parolen hinters Licht geführt werden? Sind sie etwa zu bequem, um aufzubegehren gegen den dreisten Missbrauch eines einst stolzen Mediums?
Oder liegt es daran, dass gerade konservative Leser über Jahrzehnte gelernt haben, Institutionen und Medien grundsätzlich erst einmal zu vertrauen? Dass sie es als persönliche Stärke ansehen, loyal zu bleiben und nicht sofort jede Autorität infrage zu stellen? Eine durchaus ehrenwerte Eigenschaft – doch in Zeiten, in denen manche Medien längst nicht mehr die Werte vertreten, für die ihre Leser sie einst schätzten, braucht es den Mut, dieses Vertrauen auch mal kritisch zu hinterfragen.
Völlig undemokratisch
Wer wissen will, warum immer mehr Menschen das Vertrauen in die Medien verlieren, findet bei Hannah Bethkes Artikel ein Lehrstück. Nicht die AfD ist hier das Problem. Es ist eine Form des Journalismus, die demokratische Prinzipien verbiegt, Doppelmoral predigt und den Anspruch der Leser auf objektive Berichterstattung mit Füßen tritt.
Vielleicht sollten die Verantwortlichen der „Welt“ einmal überlegen, ob sie wirklich konservative Leser erreichen wollen – oder doch lieber in der ideologischen Komfortzone der rot-grünen Meinungsmacher verbleiben. Klarheit wäre dringend geboten. Denn auf Dauer lässt sich niemand gerne manipulieren. Schon gar nicht von einer Zeitung, die einst für seriösen, konservativen Journalismus stand.
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