Die von der möglichen künftigen Regierung angepeilten Großprojekte würden zwar die deutsche Wirtschaft spürbar beleben, hätten aber auch Risiken zufolge, betonte Chefvolkswirt Michael Holstein in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. Dies könnte unter Umständen Auswirkungen auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben.
„Die deutliche Ausweitung der öffentlichen Verschuldung dürfte die Renditen von Staatsanleihen merklich nach oben treiben“, warnte Holstein. In der ersten Reaktion am deutschen Anleihemarkt sind die Renditen für Bundesanleihen am Mittwoch stark gestiegen. In der Laufzeit von zehn Jahren legten sie um 0,20 Prozentpunkte zu. Mit 2,73 Prozent wurde der höchste Stand seit November 2023 erreicht. Auch in anderen Ländern der Eurozone legten die Renditen mehr oder weniger stark zu.
Darüber hinaus wäre als Folge des historischen Finanzpakets auch ein Anstieg der Inflation möglich, sagte Holstein. Er verwies auf die Möglichkeit steigender Löhne und einer stärkeren Nachfrage. „Dieses Risiko könnte die EZB schon in diesem Frühjahr dazu veranlassen, die Zinsen weniger stark zu senken als bislang vermutet“, lautet die Einschätzung des Ökonomen.
Die EZB hatte angesichts der rückläufigen Inflation und der schwächelnden Wirtschaft im Juni 2024 ihre Leitzinsen erstmals seit der Inflationswelle reduziert. Im September, Oktober, Dezember und Januar folgten jeweils weitere Schritte. Auch auf der Zinssitzung an diesem Donnerstag wird fest mit einem Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte und einem Einlagensatz von 2,50 Prozent gerechnet. Im weiteren Verlauf des Jahres wird am Markt mit weiteren Senkungen gerechnet, wobei der Einlagensatz im Sommer bei zwei Prozent erwartet wird./jkr/jsl/jha/
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