Einst hat Wolfgang Niedecken ein Cover von „Nit für Kooche“ gemacht, um seine Aversion gegenüber institutionalisierter und geplanter humoristischer Kundgebung zum Ausdruck zu bringen.
Im Kern ist dies ein Lied gegen Heuchelei, gegen die kleinen Eichmann-Typen, die ein organisiertes Ereignis nutzen, um einmal im Jahr das zu tun, was sie sich sonst nicht trauen: Die Sau rauslassen. Welche Form die Sau, die dabei „rausgelassen“ wird, annimmt, das ist eine für Soziologen sehr interessante Frage, denn sie zeigt, was gesellschaftlich akzeptabel ist, was unter der Oberfläche gärt, was nur ganz knapp unter der Oberfläche liegt und jederzeit wieder aktiviert werden kann.
Und dieses Jahr ist er wieder da: Der hässliche Deutsche, der kleinbürgerliche Spießer, der seine ganze aufgestaute Belanglosigkeit an den Karnevalstagen nach draußen bringt, all das auskotzt, was ihm Shitstream-Medien und die anderen Kloaken, aus denen er sein Wir-Gefühl bezieht, seit Monaten eingestopft haben. Einmal im Jahr darf das kleine biedere Etwas seine Niedertracht ausleben und als Humor ausgeben und das Maß für den Zustand der Gesellschaft ist der Extremismus dieser Niedertracht, von dem die kleinen Spießer denken, sie könnten ihn ungestraft herauslassen:
Schon der angebliche Motivwagen hat nichts mit Humor zu tun, äfft einfach nur nach, was man bei den Antifas, die bekanntermaßen nicht einmal von Ferne wissen, was Humor ist, jeden Tag hören und lesen kann. Elon Musk als Kleinkind, das in AfD-Windeln kackt und vor dem Wärter mit der Zwangsjacke aus dem Irrenhaus davonläuft und eine US-Flagge als Hakenkreuz schwenkt.
Kann darüber tatsächlich jemand lachen?
Erschreckende Vorstellung.
Die Darstellung appelliert nicht an Humor, sie appelliert an Niedertracht, an Hass und andere Gefühle, die die Besser-Deutschen immer bei anderen zu erkennen können glauben. Und bei Sven Lorig, der den Gebührenzahlern beim WDR zur Last fällt, ist der Appell erfolgreich:
„Ich muss schon fragen: Elon Musk – Ist das noch ein Mensch oder schon ’ne Diagnose?“, so sabbert er in sein Mikrophon
Sven Lorig, das ist angeblich jemand, der Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft studiert hat. Wer ScienceFiles regelmäßig liest, der weiß, dass ich die Verramschung von Abschlüssen in Politikwissenschaft persönlich nehme. Offenkundig werden die BAs in Politikwissenschaft mittlerweile verschenkt und in Geschichtswissenschaft scheint es nicht anders zu sein. Lorig hat während seines „Studiums“, womit auch immer er diese Zeit gefüllt hat, bei „Radio Neanderthal“ ausgeholfen, und obschon man nun einen offensichtlichen Witz auf die Tastatur bringen könnte, lassen wir das, es wäre den Neanderthalern gegenüber sehr unfair.
Als ich vor mittlerweile gut 35 Jahren das erste Mal Heike Diefenbach getroffen habe, haben wir nach einiger Zeit einen Disput darüber geführt, wie viele Variablen man benötigt, um sichere Prognosen über Personen aufstellen zu können. Heike war schon damals der Ansicht, eine spontane Aussage sei genug, um einen ganzen Rattenschwanz von (fehlendem) Charakter daraus zu schließen. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich eingesehen habe, dass mittlerweile Dr. Diefenbach damit vollkommen recht hatte und heute denken Dr. habil. Heike Diefenbach und ich, wann immer sich eine Prognose wieder als richtig herausgestellt hat, und zwar auf Basis einer einzigen Variable, an diese Zeit zurück, nostalgisch…
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Und weil dem so ist, kann ich feststellen, dass Sven Lorig aus meiner Sicht nichts taugt. Wer einem anderen Menschen, Elon Musk, die Menschlichkeit abspricht, wer öffentlich einen anderen Menschen zu einer Krankheit degradiert, der taugt nichts. Das ist auch kein Ausrutscher, es ist vielmehr eine spontane Äußerung, die auf Basis der Erfahrung darüber, was man wieder sagen kann, gebildet wurde. Man kann aus dem, was Lorig hier von sich gibt, schließen, was hinter verschlossenen Türen beim WDR ausgetauscht wird.
Dort scheint es eine Renaissance des Stürmer zu geben.
Denn natürlich ist die Ent-Menschlichung, die De-Humanisierung anderer das Geschäft, das Julius Streicher mit seinem Stürmer so hervorragend betrieben hat, in einer Weise betrieben hat, deren Nachhall mittlerweile wieder Motivwagen und Journalisten-Attrappen belebt:
Das letzte Cover in der Reihe „Jüdischer Mordplan“ stammt aus dem Mai 1934. In seinem Buch „The Holocaust“, nimmt Laurence Rees diese Ausgabe des Stürmers wie folgt auf:
„A cartoon on the front page showed two grotesquely caricatured Jewish men, one of them holding a bloodstained knife, collecting the blood of children. The text underneath said that the Jews practised ’superstitious magic‘ and sought to collect Christian blood in order to mix it into unleavened bread. Other illustrations showed Jews sucking the blood of a prostate child through straws, and a reproduction of a stone relief on an Oberwesel church which featured an alleged thirteenth-century ritual murder of a sixteen-year old boy – a youth later canonized as St. Werner of Oberwesel. Another article claimed that the history of the Jews was ‚an unbroken chain of mass murders and blood baths‘.
This special edition of Der Stürmer also emphasized the link between Jews and Communism, alleging that after the 1917 Russian revolution ’35 million‘ people had been ’shot, murdered, tortured and starved‘, and that today in ‚Jewish Bolshevik Russia‘ mass murder still continued, with the murderers ‚mostly Jewish‘. Over 100.000 copies of this ‚Jewish murder plot‘ edition were sold, while other copies were pinned on display boards in the streets.“
Die Anklänge des „Humors“ aus Düsseldorf und die Anklänge der Kommentierung von Lorig an den Stürmer sind so deutlich, dass man sie schon absichtlich nicht sehen wollen muss, um sie nicht zu sehen. Die deutsche Niedertracht, die Spass dabei findet, zumeist erfolgreiche andere Menschen zu diskreditieren und zu entmenschlichen, sie zu Schädlingen, oder bei Lorig zu Krankheiten zu erklären, ist offenkundig eine historische Kontinuität, die immer dann ein ekelhaftes Haupt erhebt, wen die gesellschaftlichen Bedingungen es erlauben.
Rees schreibt weiter über die Sonderausgabe des Stürmer:
„There was widespread protest about the lurid content of Der Stürmer’s special edition – not just from abroad, but from Christians within Germany. So much so that Hitler eventually ordered it banned“.
Es gab 1934 !!! eine ausreichende Anzahl von anständigen Deutschen, die nicht dabei zusehen wollten, wie ihre „Kulturnation“ vor die nationalsozialistischen Hunde geht. Obschon wir Kritik am Kommentar von Lorig gesehen haben, ist uns bislang keine Stellungnahme oder gar eine Distanzierung von den ansonsten so schnell bei Fuss stehenden Polit-Darstellern von Lorig und diesem unterirdischen Motivwagen aus Düsseldorf bekannt. Offenkundig gibt es doch einen Unterschied zwischen 1934 und 2025, und er bemisst sich in der Anzahl anständiger Deutscher.
Wir haben Kommentar und Motivwagen zum Anlass genommen, um den folgenden Tweet an Elon Musk zu schicken.
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Author: Michael Klein
Michael Klein