• 11. Februar 2025

Jammerstudien – heute: Mikroaggressionen gegen Migrantenunternehmer

ByMichael Klein

Feb. 10, 2025
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Das Institut für Arbeit und Technik ist eine Gemeinschaftsproduktion der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und der Ruhr-Universität Bochum:

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„Das Institut Arbeit und Technik (IAT) versteht sich als eine Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, deren wissenschaftliches und praktisches Interesse der Organisation von Wissen und Innovation für nachhaltigen Wohlstand und Lebensqualität gilt.“

Hehre Worte, die ergänzt werden um den Hinweis, dass man sich als „gemeinsames Kompetenzzentrum für Innovation“ verstehe.

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Hier sehen Sie Mitarbeiter des gemeinsamen Kompetenzzentrums in Selbstdarstellung, wie sie gerne von den Besuchern der Webseite des IAT gesehen werden würden:

Wenn Sie das Bild ohne unsere künstlerische Bearbeitung sehen wollen, dann müssen Sie hier klicken

Wir sind auf dieses „Kompetenzzentrum der Innovation“ aufgrund einer Pressemeldung beim idw aufmerksam geworden, in der es heißt:

„Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund leisten wertvolle Beiträge zu Innovation und Wirtschaftswachstum, doch viele stoßen auf unsichtbare Hindernisse in ihrem beruflichen Alltag. Die neueste Ausgabe von Forschung aktuell des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen beleuchtet, wie sogenannte Mikroaggressionen als „stille Barrieren“ ihren Erfolg beeinflussen. Die Forscherinnen des IAT untersuchen, wie subtile Formen der Diskriminierung insbesondere Frauen in unternehmerischen Ökosystemen benachteiligen.“

Diese Art von Jammerstudien hat bei uns schon lange das Maß des Erträglichen überschritten. Die Jammerstudie aus dem „Innovations-Kompetenzzentrum“ macht uns insofern besonders ärgerlich, als nichts, von dem, was wir aus der Pressemeldung zitiert haben, durch die „Studie“ gedeckt wird. Dass viele auf „unsichtbare Hindernisse“ stoßen, ist eine Mär, denn die Studie basiert auf genau ZWEI, 2! Fallstudien türkisch-deutscher und iranisch-deutscher „Entreneurs“ [Fehlschluss der unzulässigen Verallgemeinerung] und natürlich sind beide weiblich. Wir befinden uns im Bereich von Jammerstudien und wie ließe sich besser jammern als in intersektionaler Einfalt der Merkmale weiblich und Migrant. Indes, dass „Hülya“ noch als Migrant zählt, scheint uns etwas fragwürdig. Sie kam im Alter von drei Jahren und lebt seither 52 Jahre in Deutschland. Der Migrationsstatus ist wohl eher ein selbst-zugeschriebenes Merkmal.

Aber wir greifen vor und haben schon 50% der Datengrundlage dieser Studie vernichtet…, also dieser „Studie“:
Weil es in der „aktuellen Forschung“ um Mikroaggressionen geht, wäre es sinnvoll, Mikroaggressionen zu definieren. Indes, was man unter der Überschrift „What are microaggressions“ lernt ist, dass Mikroaggressionen aus Mikroübergriffen (microassaults), Mikrobeleidigungen (microinsults) und Microinfragestellungen (microinvalidations) bestehen. Kurz: Dinge, die das tägliche Leben ganz unabhängig vom „Migrantionsstatus“ bereit hält. Wer hätte es nicht schon einmal erlebt, beleidigt worden zu sein, an wessen Kompetenz wurde nicht schon einmal gezweifelt und wer hat sich noch nicht am anderen Ende von etwas befunden, das er als „Übergriff“ angesehen hat?

Trivialitäten zum Problem aufgebauscht.
Jammerstudien bestehen aus solchen aufgebauschten Problemen, denn sie behaupten, wenn das, was uns alle irgendwann, irgendwo schon einmal getroffen hat, Frauen oder Migranten oder wen auch immer trifft, dann sei das, was uns alle trifft, besonders schlimm. Klassischer Sexismus, klassischer Rassismus von Leuten verbreitet, die angeblich gegen beides vorgehen wollen, so wie David und Terstriep.

Blättert man die Jammerstudie zum „Ergebnisteil“, also zu dem wenigen, was aus „qualitativen Interviews“ mit „“Hülya“ und „Sara“ also N=2 gewonnen werden konnte, dann wird der Eindruck, dass hier Alltägliches zum besonderen Problem aufgebauscht werden soll, um mit Jammerstudien ein Auskommen zu erheischen, bestätigt.

Bereiten wir zunächst den Hintergrund: Es geht um Unternehmer, Entrepreneurs in der Sprache des Berichts, also Leute, die versuchen, auf eigenen Füßen und per Angebot an Dritte durchs Leben zu kommen, ein Unterfangen, das in Deutschland dann komplex wird, wenn die Bürokratie involviert ist, weil man den Bereich des Freiberuflers in Richtung Arbeitgeber verlassen hat. Dann trifft Entrepreneurs in Deutschland die volle Wucht sinnloser Regulation, die volle Härte burokratischer Nutzloser, die ihre Existenz damit rechterftigen müssen, dass sie noch den letzten Blödsinn regulieren. Auch das, ein Problem, das mit Migration und Geschlecht ÜBERHAUPT nichts zu tun hat, wie die folgende Abbildung zeigt, die einer Befragung zum Thema „Bürokratie in Deutschland“ entnommen wurde, dieser Befragung:

Dargestellt ist die Zeit, die Unternehmern durch Bürokraten gestohlen wird, durch Bürokraten, die zumeist nutzlose Maßnahmen einer übergriffigen Regierung in Formblätter und Nachweisbögen übersetzt haben und mit diesem Mist ihre Existenz rechtfertigen.

Das Problem der übergriffigen Bürokratie, die Unternehmertum in Deutschland nahezu verunmöglicht, und dann sind wir noch gar nicht bei Gewerkschaften, die den Rest besorgen, ist somit eines, das alle trifft, die in Deutschland „Entrepreneur“ sein wollen.

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Dessen ungeachtet versucht man beim IAT diese Allerweltsprobleme als „Mikroaggression“ gegen Frauen mit Migrationshintergrund auszugeben. So hat „Sara“, die mit 15 Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist, offenkundig ein Sprachproblem, denn sie beklagt, dass es bestimmte Informationen nur in deutscher Sprache gibt, ein Problem, das sich daraus ergibt, dass in Deutschland (noch) deutsch gesprochen wird, so wie im Iran Farsi gesprochen wird. Die Kunst der Jammerstudie besteht nun darin, Sprachprobleme, Verzögerungen und alle anderen Formen bürokratischer Steine, die in den Weg geworfen werden, als Probleme auszugeben, die es nur gibt, weil man Frau und Migrant sei.

„Sara faced significant barriers in securing resources for her businesses, often encountering delays and denials due to her migrant background. These challenges involved complex bureaucracy, a lack of accessible information in various languages, and an overall lack of institutional support for migrant entrepreneurs. For instance, she emphasised the difficulty of navigating the paperwork for grants and funding, describing the system as burdensome and exclusionary for non-native speakers.“

Schon lustig, wenn jemand, der selbständig sein will, sich über mangelnde institutionelle Unterstützung beklagt.

Indes, köstlich wird es da, wo sich dieselbe Sara, die gerade darüber verstimmt war, dass Bürokratie in Deutschland in deutscher Sprache stattfindet, als weitere Mikroaggression, Sie erinnern sich vielleicht, es geht beim Jammern um Mikroaggression, darüber erregt, dass sie auch nach Jahren in Deutschland wie ein Außenseiter behandelt wird. Es mag, das ist nur so eine kleine Anmerkung von uns am Rande, mit Sprache zusammenhängen…

„Despite long-term residence in Germany, Sara continues to be treated as an outsider. Her experience with the German bureaucracy, where her entrepreneurial activities were undermined due to ethnicity, illustrates how perceptions of citizenship remain unequal.“

Und die schlimmste Mikroaggression, die besteht darin, den Opferstatus von Sara in Frage zu stellen:

„Sara often encounters reactions that deny the relevance of her challenges as a migrant entrepreneur, with statements like “all entrepreneurs face the same problems”. This denial harms the recognition of migrants’ unique experiences.“

Sie sehen, die Welt ist nicht, wie sie ist, sie ist, wie sie Sara vorkommt.

Wir verdanken den beiden Autoren vom Innovations-Kompetenzzentrum IAT somit die Einsicht, dass weibliche Migranten dann, wenn sie Entreprenuer sein wollen, auf die gleichen bürokratischen Hürden treffen, die auch anderen „Entrepreneuren“ in den Weg gestellt werden, dass die intersektionale Kombination von Frau und Migrant aber hervorragend genutzt werden kann, um die gleichen Probleme als besondere Probleme auszugeben, die sich nur stellen, weil man Frau und Migrant sei, eine Vorgaukelung falscher Tatsachen, mit der man zudem den Anschein von Tätigkeit in einem Innovationskompetenzzentrum erwecken kann.

Ich weiß nicht, wie es ihnen geht.
Ich befinde mich gerade im Stadium der Mikroaggression …


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