Von reitschuster.de
Deutschland, das Land der Dichter, Denker und… Faxgeräte. Während andere Länder längst vergessen haben, wie ein Fax aussieht, lebt diese Technik bei uns munter weiter. Es ist, als hätte jemand beschlossen, dass Digitalisierung eine Bedrohung für unsere Bürokratie darstellt – und sie deshalb vorsorglich mit Papier und Pfeifenrauch zu entschärfen sei. Jetzt also: ChatGPT per Fax. Was für eine Kombination! Die Zukunft trifft auf das analoge Herz des deutschen Behördenapparats.
Einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom vom Sommer 2024 zufolge wird in gut drei Viertel der deutschen Unternehmen noch gefaxt. 25 Prozent der Firmen nutzen das Fax sogar noch häufig bis sehr häufig, wie das Portal T3N.de berichtet. Dass die in ihrer jetzigen Form im Jahr 1964 von Xerox erfundene, in ihren Ursprüngen aber auf den Mitte des 19. Jahrhunderts patentierten Kopiertelegrafen zurückgehende Technologie noch so rege genutzt wird, hat verschiedene Gründe. Unternehmen geben vor allem die Kommunikation mit Behörden, Sicherheitsbedenken und Gewohnheit als Hauptgründe an.
Doch nun kommt eine neue Facette hinzu: Die Firma Simple-Fax aus Braunschweig hat eine Möglichkeit entwickelt, über die Uralttechnik mit der künstlichen Intelligenz zu kommunizieren – konkret mit OpenAIs KI-Chatbot ChatGPT. Noch handele es sich um eine frühe Testphase, wie Simple-Fax betont. Das Experiment Fax-KI diene primär der Unterhaltung, es könne auch zu falschen Antworten kommen. „Nutzer:innen“, wie die Firma in schrecklichem Gender-Deutsch schreibt, können dem Unternehmen per Fax unter anderem Anfragen zu Mathematikproblemen, historischen Daten, Übersetzungen und Literaturanalysen schicken. Auch Rezeptvorschläge oder technischer Support können angefordert werden, wie T3N berichtet.
Man stelle sich vor, wie ChatGPT, die wohl modernste Errungenschaft der digitalen Welt, auf einen piepsenden Faxeingang trifft. Es ist fast wie ein Dialog zwischen einem Smartphone und einem Walkman. Die KI versucht, in Millisekunden Antworten zu formulieren, während das Fax erstmal fröhlich 20 Minuten summt, bevor es den ersten Satz überträgt. Fortschritt auf deutsche Art eben.
Warum also diese ewige Liebe zum Fax? Vielleicht liegt es daran, dass das Faxgerät eine gewisse Verbindlichkeit ausstrahlt. Eine Art: „Was ich schwarz auf weiß gesendet habe, kann ich anfassen und abheften.“ Während E-Mails im Nirvana des digitalen Posteingangs verschwinden können, bleibt ein Fax irgendwie greifbar. Oder aber, und das ist wahrscheinlicher, es liegt daran, dass sich kaum jemand traut, die alten Geräte wirklich aus den Amtsstuben zu entfernen.
Der Gedanke an Faxgeräte im Kontext von KI ist natürlich auch ein herrliches Symbol für unsere deutsche Zurückhaltung. Wir wollen modern sein, aber bitte nicht zu modern. Digitalisierung ja, aber nur mit doppeltem Boden. Vielleicht sollte ChatGPT selbst mal eine Anfrage an ein Faxgerät stellen: „Warum halten sich Faxgeräte in Deutschland so hartnäckig?“ Die Antwort wäre wohl sinngemäß: „Weil wir es können.“
Doch vielleicht übersehen wir ja etwas. Vielleicht ist das Faxgerät nicht unser Schwachpunkt, sondern unser geheimes Symbol der Verlässlichkeit. Ein digitaler Dinosaurier, der sich weigert auszusterben, und damit das Gefühl vermittelt: Solange dieses Ding summt, kann die Welt nicht ganz aus den Fugen geraten.
Fazit: ChatGPT per Fax – das ist nicht nur ein Schmunzler, sondern ein Weckruf. Denn während die Welt um uns herum KI als revolutionäres Werkzeug nutzt, schaffen wir eine Verbindung, die niemand braucht. Außer natürlich, man sucht einen guten Witz über deutschen Fortschritt. Und davon gibt es hier reichlich.
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