Die Eurozone ist eigentlich pleite.
Man kann auch sagen, die Eurozone hängt am Tropf weniger Länder, die den Laden flüssig halten, allen voran Deutschland und die Deutsche Bundesbank.
Die Eurozone ist finanziell Off-Target.
Target 2 ist das innereuropäisches Zahlungsausgleichssystem der Eurozone, also für die Länder, die mit EURO bezahlen. Im Zentrum von Target steht die Europäische Zentralbank (EZB) als Mittler. Das Ganze ist ein System, wie es nur Bürokraten erdenken können.
Nehmen wir an, X aus Österreich hat Waren bei Y in Deutschland bestellt und will diese bezahlen.
- Zunächst belastet die Geschäftsbank von X dessen Konto und überweist den Betrag an die Geschäftsbank des Verkäufers Y in Deutschland.
Soweit, so gut, denkt man. - Die Überweisung erfolgt über TARGET und das bringt die Österreichische Nationalbank und die Deutsche Bundesbank ins Boot. Die Österreichische Nationalbank belastet das RTGS-Konto [Real-Time Gross Settlement] der französischen Geschäftsbank von X und die Deutsche Bundesbank schreibt dem Betrag dem RTGS-Konto der deutschen Geschäftsbank von Y gut.
- Dadurch verändert sich die Summe der Bestände auf RTGS-Konten, die von Zentralbanken geführt werden und am Ende eines Geschäftstages werden diese Summen ausgeglichen, und zwar dadurch, dass eine Forderung [Deutsche Bundesbank im Beispiel] oder eine Verbindlichkeit [Österreichische Nationalbank im Beispiel] gegenüber der EZB entsteht, die als Mittler im Target System fungiert.
Die Idee dabei ist, dass die Salden gemeinhin ausgeglichen sind, d.h. keine Verbindlichkeiten bzw. keine Forderungen gegenüber der EZB als Mittler zwischen den Zentralbanken der Länder der Eurozone bestehen. Indes, die Realität weicht von diesem Ideal seit Anfang 2008 derart dramatisch ab, dass man feststellen kann: Die Eurozone ist eine Insolvenz, die darauf wartet, als solche bezeichnet zu werden.
Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der OFFENEN TARGET-2 Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber der EZB, also ausgebliebene Ausgleichszahlungen anderer Zentralbanken.
Die ersten Jahre von 1999 bis 2008 zeigen ein funktionierendes TARGET 2 System mit weitgehendem Zahlungsausgleich zwischen den Zentralbanken und der EZB. Ab 2008, ab dem Zeitpunkt, zu dem Geschäftsbanken, die sich am internationalen Kapitalmarkt verspekuliert haben, auf Kosten mancher der Europäischen Steuerzahler „gerettet“ wurden, man nannte das: Finanzkrise, funktioniert das TARGET-System nicht mehr.
Anstatt eines weitgehenden Zahlungsausgleiches, wie er in einer funktionierenden und gesunden Wirtschaft normal ist, gerät das Zahlungssystem der Eurozone immer mehr in Schieflage und ist heute so schief, dass wenig Länder, allen voran Deutschland mit 1.064 Billion Euro (genau sind es 1.064.456.055.000 Euro), die Eurozone flüssig halten, gemeinsam mit den Zentralbanken von Luxemburg (242 Milliarden Euro Forderungen gegenüber der EZB), Irland (91 Milliarden Euro), den Niederlanden (76 Milliarden Euro) und Belgien (68 Milliarden Euro).
Man kann sich vorstellen was passiert, wenn die Deutsche Bundesbank nicht mehr als großer Gläubiger auftreten kann, der das Geld in die Europäische Zentralbank schießt, das dort mit zwei Händen ausgegeben wird, um finanzielles Hazardeurtum, miserable Wirtschaftspolitiken oder erhebliche Wettbewerbsvorteile, wie sie die Mitgliedschaft im Euroclub vor allem für Griechenland und Spanien mit sich bringt, auszugleichen oder zu belohnen, je nach Sichtweise, und die Eurozone am Leben zu erhalten.
Indes: Das klappt nur, solange die Löcher, die gestopft werden müssen, kleiner sind als das Finanzmaterial, das zum Stopfen vorhanden ist.
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Nun hat sich zum Club der Schuldner neben Spanien (441.2 Milliarden Euro Verbindlichkeiten gegenüber der EZB), Italien (439.1 Milliarden Euro Verbindlichkeiten gegenüber der EZB) und Griechenland (113 Milliarden Euro Verbindlichkeiten gegenüber der EZB) auch FRANKREICH, bislang ein Träger der Eurozone gesellt, mit satten 145.3 Milliarden Euro Verbindlichkeiten, die als offene Posten von den Zentralbanken vornehmlich Deutschlands und Luxemburgs getragen werden müssen.
Eine Katastrophe, die man in Echzeit beobachten kann.
Dass die Deutsche Bundesbank einen Ausfall, der derzeit „nur“ auf dem Papier besteht, bei Zusammenbruch der Eurozone aber „zahlbar“ wird, in Höhe von 1. BILLION Euro nicht ohne erheblich ins Trudeln zu kommen, verkraften kann, sollte offenkundig sein. Indes: die Mitgliedsstaaten der Eurozone balancieren weiterhin am Abgrund entlang. Kein Land sieht sich genötigt, zu sparen, die eigenen Ausgaben zurückzufahren. Im Gegenteil: Es hat sich die Ansicht verbreitet, das Geld komme von der Zentralbank.
Nicht mehr lange, kann ich da nur sagen.
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Author: Michael Klein
Michael Klein