Er hat’s geschafft. Nach dem gescheiterten Kanzlertestlauf, nach Küchentisch-Videos voller Wandkalendersprüche und nach einem Ministerium, das mit mehr Hof-Fotografen als Fachverstand glänzte, darf Robert Habeck nun endlich das tun, was er am besten kann: dozierend wirken. Berkeley hat gerufen, und Habeck folgt – nicht etwa als Studienanfänger in Sachen Marktwirtschaft, sondern als Gastprofessor. Für „Demokratie“. Kein Witz. Kein Satire-Format.
Dass ausgerechnet der Mann, der für das wohl demokratieschädlichste Ministerium der letzten Jahre stand – inklusive Deindustrialisierung im Namen der Moral und Talkshow-Auftritten mit dem Tiefgang eines Meditationskärtchens – nun den amerikanischen Eliten die Welt erklärt, ist eine Pointe, wie sie nur das Leben (oder eine völlig enthemmte politische Klasse) schreiben kann.
Vielleicht erklärt er dort, wie man eine Volkswirtschaft in Echtzeit dekarbonisiert, den Strompreis verachtfacht und dabei so guckt, als sei das alles ein philosophisches Gedankenexperiment. Vielleicht doziert er über „gefühlte Debattenräume“ oder die Ethik des Floskelns. Oder er hält einen Kurs zur Frage, wie man gleichzeitig von Gemeinwohl redet und sich einen persönlichen Lichtbildpoeten für 350.000 Euro gönnt – steuerfinanziert, versteht sich. Seminarraum 1A: „Inszenierung als Verantwortung“. Praxisnah.
Man kann sich vorstellen, wie Habeck dort auftritt: mit strengem Blick, zerzaustem Schopf und einem Manuskript, das von der Stylistin seiner Parteifreundin Baerbock lektoriert wurde. Natürlich mit Teleprompter, der ihm wie immer den Eindruck vermittelt, er spreche frei. Auf Nachfrage erklärt er dann, dass Freiheit ein Gefühl sei, kein Zustand. Applaus der woke-verzückten Studenten und vor allem Studentinnen garantiert.
Was bleibt, ist ein Bild, das sich wie von selbst malt: Der Scheinriese aus Jim Knopf, der aus der Ferne gewaltig wirkt – und bei näherer Betrachtung in sich zusammenfällt wie ein schlecht durchgebackenes Soufflé. Nur dass er diesmal nicht in der Märklinwelt von Berlin-Mitte spielt, sondern auf internationaler Bühne. Berkeley, baby!
Und vielleicht ist das auch nur konsequent. Ein Land, das solche Karrieren ermöglicht, sollte nicht überrascht sein, wenn seine intellektuelle Exportware ausgerechnet in den Hörsälen der Zukunft gelehrt wird. Wer weiß – vielleicht folgt bald Annalena Baerbock mit einem Crashkurs in Völkerrecht. Oder Ricarda Lang unterrichtet „Politische Physik“.
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Bild: Heide Pinkall / Shutterstock
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